Kreislauf der Sinne

Kreislauf der Sinne

Gerhard Mörwald


EUR 19,90
EUR 11,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 72
ISBN: 978-3-99038-945-4
Erscheinungsdatum: 25.11.2015

Leseprobe:

Bitte räumen Sie mein Zimmer auf

Bitte räumen sie mein Zimmer, in dem ich lebe, mein Lebenszimmer,
sobald wie möglich auf!

Es liegt Angst und Chaos verstreut am Boden,
die Wände sind mit Sorgen verfliest.
Selbst gemachte, aufgezwungene, bedrückende,
verordnete, verführerische Unordnung.
Ich brauche sie, die Putzfrau meiner Seele.

Wann habe ich zum ersten Mal übersehen,
selber sauber zu machen, aufzuräumen?

Wann hat mir zum ersten Mal ein anderer
seinen Mülleimer durch die Tür geleert?

Wann gewöhnte ich mich an Angst, Not,
Schmerz und Tod?

Wann begann ich, das Hässliche schön zu finden?

Wann sah ich das erste Mal Tränen
und war fröhlich?

Wann begegnete mir die lachende Traurigkeit?

An der Tür meines gemieteten Zimmers im Lebenshotel
hängt ab heute ein Schild mit der Aufschrift:

Bitte räumen Sie mein Zimmer sobald wie möglich auf!

***

Stadtlichter

Nachtlichter in der Stadt,
ein lebendiges Glitzern,
vielfach ein leeres Versprechen.
Man darf nicht näher kommen,
sonst verschwindet der Glanz,
und die Menschen werden wieder sichtbar,
gewalttätig und egoistisch,
brutal und gleichgültig,
hungrig und aggressiv –
bis sie wieder im Laufschritt
in ihren Großstadthöhlen verschwinden.
Nachtlichter in der Stadt,
ein lebendiges Glitzern,
leider ein leeres Versprechen.

***

Hände

Hände können halten,
erwärmen und ruhen,
das Gewehr auslösen,
Wunden verbinden,
Menschen erwürgen,
Bilder gestalten
und auch schlagen.
Sie können Lasten aufbürden,
zittern und streicheln
und auch sprechen.

Deine können mehr,
darum lieb ich sie sehr.
Sie weisen nie ab,
sie laden nur ein,
als würden sie glückliche Gastgeber sein.

***

Wie lange noch?

Südlich des Nordpols
auf der Stirn dieser Erde
steht „Friede!“
Nördlich des Südpols
laufen die Beine der Welt
der Hoffnung entgegen,
die sich im Netz geographischer
Breiten und Höhen
verfängt.
Die Hoffnung,
die im Herzen der Erde
vulkanhaft pulsiert:
„Macht Frieden!“
Am Äquator stellt sich
wolkenverhangen, verdunkelt
die Traurigkeit
in der Seele des Globus’ ein,
weil die Sehnsucht nach
kriegslosen Zeiten
fast täglich zerbricht
wie die schäumende Gischt
der Wellen im Meer.
Wie lange noch
müssen die Kinder der Welt
trotz Frühlings, Sonne
und glitzernder Sterne
südlich des Nordpols
und nördlich des Südpols
Tränen der Angst vergießen?

***

Löwenzahn

Als der Schmetterling mit
seinem zarten Weiß
den Löwenzahn berührte,
erzitterte der Halm
durch einen weichen Hauch
von Zärtlichkeit und Freude,
begann das Sonnenfest
im Wiesenuniversum.
Die Sanftheit ließ den
Löwenzahn erschauern,
als wäre Liebe nicht
das Menschenprivileg
auf dieser schönen Erde.

Du hast mir überraschend
meine Seelenlandschaft aufgehellt,
dem Schmetterling im Fluge gleich
in tänzelnder Behutsamkeit.
Mein Herz, umarmt von deinem
liebeswarmen Lächeln,
begann mich glauben lassen,
ich wär’ ein Löwenzahn
und wiegte mich, von lauer Luft gelenkt,
auf meiner Lebenswiese der Betroffenheit
in einem Traum der unbeschreiblich
schönen Fantasie,
dass du mich liebst,
bis ich nicht mehr atmen kann.

***

Bitte räumen Sie mein Zimmer auf

Bitte räumen sie mein Zimmer, in dem ich lebe, mein Lebenszimmer,
sobald wie möglich auf!

Es liegt Angst und Chaos verstreut am Boden,
die Wände sind mit Sorgen verfliest.
Selbst gemachte, aufgezwungene, bedrückende,
verordnete, verführerische Unordnung.
Ich brauche sie, die Putzfrau meiner Seele.

Wann habe ich zum ersten Mal übersehen,
selber sauber zu machen, aufzuräumen?

Wann hat mir zum ersten Mal ein anderer
seinen Mülleimer durch die Tür geleert?

Wann gewöhnte ich mich an Angst, Not,
Schmerz und Tod?

Wann begann ich, das Hässliche schön zu finden?

Wann sah ich das erste Mal Tränen
und war fröhlich?

Wann begegnete mir die lachende Traurigkeit?

An der Tür meines gemieteten Zimmers im Lebenshotel
hängt ab heute ein Schild mit der Aufschrift:

Bitte räumen Sie mein Zimmer sobald wie möglich auf!

***

Stadtlichter

Nachtlichter in der Stadt,
ein lebendiges Glitzern,
vielfach ein leeres Versprechen.
Man darf nicht näher kommen,
sonst verschwindet der Glanz,
und die Menschen werden wieder sichtbar,
gewalttätig und egoistisch,
brutal und gleichgültig,
hungrig und aggressiv –
bis sie wieder im Laufschritt
in ihren Großstadthöhlen verschwinden.
Nachtlichter in der Stadt,
ein lebendiges Glitzern,
leider ein leeres Versprechen.

***

Hände

Hände können halten,
erwärmen und ruhen,
das Gewehr auslösen,
Wunden verbinden,
Menschen erwürgen,
Bilder gestalten
und auch schlagen.
Sie können Lasten aufbürden,
zittern und streicheln
und auch sprechen.

Deine können mehr,
darum lieb ich sie sehr.
Sie weisen nie ab,
sie laden nur ein,
als würden sie glückliche Gastgeber sein.

***

Wie lange noch?

Südlich des Nordpols
auf der Stirn dieser Erde
steht „Friede!“
Nördlich des Südpols
laufen die Beine der Welt
der Hoffnung entgegen,
die sich im Netz geographischer
Breiten und Höhen
verfängt.
Die Hoffnung,
die im Herzen der Erde
vulkanhaft pulsiert:
„Macht Frieden!“
Am Äquator stellt sich
wolkenverhangen, verdunkelt
die Traurigkeit
in der Seele des Globus’ ein,
weil die Sehnsucht nach
kriegslosen Zeiten
fast täglich zerbricht
wie die schäumende Gischt
der Wellen im Meer.
Wie lange noch
müssen die Kinder der Welt
trotz Frühlings, Sonne
und glitzernder Sterne
südlich des Nordpols
und nördlich des Südpols
Tränen der Angst vergießen?

***

Löwenzahn

Als der Schmetterling mit
seinem zarten Weiß
den Löwenzahn berührte,
erzitterte der Halm
durch einen weichen Hauch
von Zärtlichkeit und Freude,
begann das Sonnenfest
im Wiesenuniversum.
Die Sanftheit ließ den
Löwenzahn erschauern,
als wäre Liebe nicht
das Menschenprivileg
auf dieser schönen Erde.

Du hast mir überraschend
meine Seelenlandschaft aufgehellt,
dem Schmetterling im Fluge gleich
in tänzelnder Behutsamkeit.
Mein Herz, umarmt von deinem
liebeswarmen Lächeln,
begann mich glauben lassen,
ich wär’ ein Löwenzahn
und wiegte mich, von lauer Luft gelenkt,
auf meiner Lebenswiese der Betroffenheit
in einem Traum der unbeschreiblich
schönen Fantasie,
dass du mich liebst,
bis ich nicht mehr atmen kann.

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