Füße im Tau
Dorothea Harrer
EUR 13,90
EUR 8,99
Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 66
ISBN: 978-3-948379-23-0
Erscheinungsdatum: 27.11.2019
Wie ein buntgefärbter Wald im Herbst, dessen unzählige Wahrnehmungsmöglichkeiten eine Reizüberflutung darstellen, bietet sich der Gedichtband Füße im Tau dar. Dorothea Harrer schreibt von veränderten Kulissen und wechselnden Formen. Tauchen Sie ein.
Wie oft
Wie oft wird es noch Schlüsselblumen geben
Im April für uns
Mit dem zarten Gelb dem frischen Grün dem Blau
Am Jungfernhimmel
Wie oft wird es noch Wachtraumgespinste geben
An Tagen für uns
Mit den Schmetterlingen im Sternschnuppenkopf
Und der weiten Brust
Wie oft wird es noch Wanderungen geben
In Jahren für uns
Mit dem Gleichmaß der Muskeln der Gedanken
Und der Wohlfühlbalance
Wie oft wird es Verriegelungen geben
In Zeiten gegen uns
Bei arretierten grauen Altfühlzellen
In finster Depressionen
Wird es auch Frieden-Licht-Freudenblitze geben
Im Zeitenglas in uns
Mit der gelösten Rückblicklebendigkeit
Kurz vor Mitternacht
***
Nachtablösung
Nach Träumen zentnerschwer
Bleiern erwacht
Der Körper steif
Magnetengrau
Verklebte Lider
Vor Gedankenknoten
Im Karussell
Gedankengeister
Ausgeliefert
Horizontal
Der unruhigen Seele
Blut pulsiert im Turbotakt
Das Auf-Er-Stehen
Mit Gesetzesträgheit
Der Tag löst Nacht
Die Stundenstille jung
Streicht Sorgentiefen
Nektar wartet auf Berührung
***
Lebenslügen
Zu glauben
Gedanken würden die Seele nicht gravieren
Weil die Perzeption für das Auge unsichtbar ist
Und Geschehenes sich nicht manifestiert hätte
Zu glauben
Der Tod ließe sich vom Leben aussperren
Weil die Tage den Prozess des Lebens ignorieren
Und sich fortsetzen würden ohne Transformation
Zu glauben
Die Monde würden in ihren Bahnen bleiben
Und die Liebe verankert in sicheren Häfen
Weil die Schmetterlinge flattern und das Leben so prall
Zu glauben
Die Kindesliebe würde sich dezimieren
Wie die nachlassenden Kräfte im Lebens-Run
Doch sie trotzt – mit der Brust ganz weit verletzbar bereit
***
Die Würdesäule
Wir schmoren im Feuer des Karmas
Winden gekrümmt den brennenden Leib
Und bitten geduckt um Gnade
Bis wir gelöscht werden
Und auferstehen
Mit erhobenem Haupt
Und die Würdesäule sich streckt
In fassungslosem Erstaunen
***
Auszeit
Die letzte Berührung mit Deiner Haut
Die noch lange nach Deinem Abschied spürbar war
Unter der Haut und noch tiefer
Die Deine Stärke bewusst macht und
Deine Stille die der Realität nicht auswich
Des Kommenden und bereit war
Die sich aufbäumte und fragend staunte
Die sich hingab und so viel raue Liebe erfuhr
In der Schwere der Zeit
***
Greiflos
Während die Natur sich in Blütenfülle ergießt
Der Flieder mit strotzenden Kräften sich selbst erfüllt
Und die wärmende Sonne Zellen erschafft
Spreche ich von Hoffnung wie in jedem Jahr
Während am blauwolkenlosen Frühlings-Sommertag
Die Türe im lichtlosen Schacht ihren Riegel schließt
Und Erebos aus der Tiefe Gründen raunt
Führt Hades Deine Hand und flüstert und zieht
In den Sog der Hoffnungslosigkeit zu der Chemie
Die kühn geduldig auf ihre Bestimmung lauert
Auf den Moment Auf Deine Resolution
Die genährt wurde von lichtlosen Keimen
***
Das Geisterhaus
Glockenschläge wollten übertönen
Menschenstimmen langer Zeiten
Die noch mahnen lieben laut verhöhnen
Der Gedankenreise Weiten
Doch aus Wänden Mauern scharfen Ecken
Raunen Geisterworte wundvertraut
Malen nachtlaut dunkle Träumeflecken
Auf morgenblasse Innenhaut
Und ganz nah bei mir im Sterbezimmer
Schauen Augen Zwischenwelten
Die verziehen haben und mich halten
In dem Bann der Lebensschelten
Die distanzlos mein Gewissen walten
Gütig – Lass mich los ins Weltgeflimmer
***
Rückschlüsse
Erkennt Ihr Euch nicht
In den Abdrücken der Haut
Die nur verwischt sind
Durch die Chemie des Lebens
Die sich während der schleichenden Nächte
Nicht reformierten im Labyrinth
Der zerstörten Netze
Der noch blutenden Ganglien
Und deren eingegrabenen Austriebe
Verkettet sind
Mit Neuronen und grauer Substanz
Die Rückblicke verbergen
In den hochkommenden Blasen
Aus gelebten Jahren
***
Seelsorge
Du erzähltest von dem Gespräch
Mit dem, der sich um die Seele sorgt
Nachdem Deinem Kind …
Aus Deinem vertrockneten Mund
Quollen Worte formlos gebrochen
Von Abgrund und zerfressener Brust
Von Tagen asphaltgrau und Nächten
Mit Raben, die Asche zerstreuen
Du hörtest Verzeihen und Liebe
Allumfassend bei geschnürtem Hals
Von dem, der sich um die Seele sorgt
Und als Schwingung die Dich traf
Auch noch die andere Wange
Und Du flohst mit stolperndem Schritt
Auf offener Erde durchfurcht allein
Nicht auch noch mein anderes Kind
***
Kinderkriegsfrage
Und ich fragte Dich als Kind
Wie viele Menschen hast Du
Wie oft hat Dein Gewehr
Doch Du schautest weg
Und ich verstand als Kind
Und fragte nie wieder
Aber Du erzähltest Anderes
Von dem Fremden neben Dir
An dem Abend der Bombenpause
Der aus dem weiten Dorf
In dem Deine Verlobte
Kinder betreute vaterfern
Und Du holtest ihr Foto
Aus der Tasche zerlumpt
Nah Deiner schmerzenden Brust
Und der Fremde schaute und klammerte
Mit Fingern tränenbenässt
Und sprach: „Es ist Deine Geliebte.
Und auf ihrem Schoß mein Kind.“
Wie oft wird es noch Schlüsselblumen geben
Im April für uns
Mit dem zarten Gelb dem frischen Grün dem Blau
Am Jungfernhimmel
Wie oft wird es noch Wachtraumgespinste geben
An Tagen für uns
Mit den Schmetterlingen im Sternschnuppenkopf
Und der weiten Brust
Wie oft wird es noch Wanderungen geben
In Jahren für uns
Mit dem Gleichmaß der Muskeln der Gedanken
Und der Wohlfühlbalance
Wie oft wird es Verriegelungen geben
In Zeiten gegen uns
Bei arretierten grauen Altfühlzellen
In finster Depressionen
Wird es auch Frieden-Licht-Freudenblitze geben
Im Zeitenglas in uns
Mit der gelösten Rückblicklebendigkeit
Kurz vor Mitternacht
***
Nachtablösung
Nach Träumen zentnerschwer
Bleiern erwacht
Der Körper steif
Magnetengrau
Verklebte Lider
Vor Gedankenknoten
Im Karussell
Gedankengeister
Ausgeliefert
Horizontal
Der unruhigen Seele
Blut pulsiert im Turbotakt
Das Auf-Er-Stehen
Mit Gesetzesträgheit
Der Tag löst Nacht
Die Stundenstille jung
Streicht Sorgentiefen
Nektar wartet auf Berührung
***
Lebenslügen
Zu glauben
Gedanken würden die Seele nicht gravieren
Weil die Perzeption für das Auge unsichtbar ist
Und Geschehenes sich nicht manifestiert hätte
Zu glauben
Der Tod ließe sich vom Leben aussperren
Weil die Tage den Prozess des Lebens ignorieren
Und sich fortsetzen würden ohne Transformation
Zu glauben
Die Monde würden in ihren Bahnen bleiben
Und die Liebe verankert in sicheren Häfen
Weil die Schmetterlinge flattern und das Leben so prall
Zu glauben
Die Kindesliebe würde sich dezimieren
Wie die nachlassenden Kräfte im Lebens-Run
Doch sie trotzt – mit der Brust ganz weit verletzbar bereit
***
Die Würdesäule
Wir schmoren im Feuer des Karmas
Winden gekrümmt den brennenden Leib
Und bitten geduckt um Gnade
Bis wir gelöscht werden
Und auferstehen
Mit erhobenem Haupt
Und die Würdesäule sich streckt
In fassungslosem Erstaunen
***
Auszeit
Die letzte Berührung mit Deiner Haut
Die noch lange nach Deinem Abschied spürbar war
Unter der Haut und noch tiefer
Die Deine Stärke bewusst macht und
Deine Stille die der Realität nicht auswich
Des Kommenden und bereit war
Die sich aufbäumte und fragend staunte
Die sich hingab und so viel raue Liebe erfuhr
In der Schwere der Zeit
***
Greiflos
Während die Natur sich in Blütenfülle ergießt
Der Flieder mit strotzenden Kräften sich selbst erfüllt
Und die wärmende Sonne Zellen erschafft
Spreche ich von Hoffnung wie in jedem Jahr
Während am blauwolkenlosen Frühlings-Sommertag
Die Türe im lichtlosen Schacht ihren Riegel schließt
Und Erebos aus der Tiefe Gründen raunt
Führt Hades Deine Hand und flüstert und zieht
In den Sog der Hoffnungslosigkeit zu der Chemie
Die kühn geduldig auf ihre Bestimmung lauert
Auf den Moment Auf Deine Resolution
Die genährt wurde von lichtlosen Keimen
***
Das Geisterhaus
Glockenschläge wollten übertönen
Menschenstimmen langer Zeiten
Die noch mahnen lieben laut verhöhnen
Der Gedankenreise Weiten
Doch aus Wänden Mauern scharfen Ecken
Raunen Geisterworte wundvertraut
Malen nachtlaut dunkle Träumeflecken
Auf morgenblasse Innenhaut
Und ganz nah bei mir im Sterbezimmer
Schauen Augen Zwischenwelten
Die verziehen haben und mich halten
In dem Bann der Lebensschelten
Die distanzlos mein Gewissen walten
Gütig – Lass mich los ins Weltgeflimmer
***
Rückschlüsse
Erkennt Ihr Euch nicht
In den Abdrücken der Haut
Die nur verwischt sind
Durch die Chemie des Lebens
Die sich während der schleichenden Nächte
Nicht reformierten im Labyrinth
Der zerstörten Netze
Der noch blutenden Ganglien
Und deren eingegrabenen Austriebe
Verkettet sind
Mit Neuronen und grauer Substanz
Die Rückblicke verbergen
In den hochkommenden Blasen
Aus gelebten Jahren
***
Seelsorge
Du erzähltest von dem Gespräch
Mit dem, der sich um die Seele sorgt
Nachdem Deinem Kind …
Aus Deinem vertrockneten Mund
Quollen Worte formlos gebrochen
Von Abgrund und zerfressener Brust
Von Tagen asphaltgrau und Nächten
Mit Raben, die Asche zerstreuen
Du hörtest Verzeihen und Liebe
Allumfassend bei geschnürtem Hals
Von dem, der sich um die Seele sorgt
Und als Schwingung die Dich traf
Auch noch die andere Wange
Und Du flohst mit stolperndem Schritt
Auf offener Erde durchfurcht allein
Nicht auch noch mein anderes Kind
***
Kinderkriegsfrage
Und ich fragte Dich als Kind
Wie viele Menschen hast Du
Wie oft hat Dein Gewehr
Doch Du schautest weg
Und ich verstand als Kind
Und fragte nie wieder
Aber Du erzähltest Anderes
Von dem Fremden neben Dir
An dem Abend der Bombenpause
Der aus dem weiten Dorf
In dem Deine Verlobte
Kinder betreute vaterfern
Und Du holtest ihr Foto
Aus der Tasche zerlumpt
Nah Deiner schmerzenden Brust
Und der Fremde schaute und klammerte
Mit Fingern tränenbenässt
Und sprach: „Es ist Deine Geliebte.
Und auf ihrem Schoß mein Kind.“