Der eingebildete Schwan

Der eingebildete Schwan

Karlheinz Stöflin


EUR 14,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 136
ISBN: 978-3-99107-060-3
Erscheinungsdatum: 23.09.2020

Leseprobe:

Tag und Nacht

Der Morgen hat die Nacht erschlagen
und alles, was ich träumte, weggetragen.
Nun will er gar, dass ich ihm danke
und liebevoll sein Haupt umranke.
Ich aber bin ihm gram,
dass er so ungestüm des Weges kam.
Wär gerne noch im Traum geblieben,
hätt’ er mich nicht ins Jetzt getrieben.
Zu allem Übel wird es laut und heller
und alles, was noch ruhte, wird jetzt schneller.
Kann nicht mehr halten, was so schön war,
denn Glück und Träume sind nicht dehnbar.
Fühl mich zutiefst betrogen.
Zu dem, was kommt, nicht hingezogen.



Time!

All das, was heut alltäglich,
kann morgen kostbar sein.
Die Menschheit scheitert kläglich,
fällt ihr nicht bald was Gutes ein.

Die Gletscher werden kleiner,
der Meeresspiegel steigt,
es kennt die Folgen keiner,
weil man sie gern verschweigt.

Die Stürme werden stärker,
die Fluten nehmen zu,
die Heimat wird zum Kerker
und Müll kommt noch hinzu.

Die Arten sind im Schwinden,
im Großen und im Kleinen.
Mit nichts ist zu begründen,
wenn Kinder Hungers weinen.

Noch plaudern wir ganz munter,
doch nicht mehr allzu lange.
Wir gehen mit Fanfaren unter.
Es ist zu viel im Schwange.

Was wir in Wahrheit nicht ertragen,
sind wir, für uns allein.
Wir werden nicht mehr lange klagen,
wir werden bald nicht sein.



Rastlos

Wenn immer ich wo hinkam,
war ich schon wieder fort.
Ich fand nicht, was ich suchte,
egal an welchem Ort.
Der Weg war immer steinig
und längst nicht wie erträumt.
Was hat sich nicht schon alles
in mir sich aufgebäumt.
Ich suchte, aber fand nicht,
den heiß ersehnten Ort.
Wozu noch länger suchen?
Er lebt ja nur im Wort.



Wahrhaftig

Wenn viele Menschen sich begegnen,
dann kann es reichlich Worte regnen.
Sehr häufig sind die kleinen Geister
im Plappern große Meister.
Sie denken wenig, reden viel,
vernebeln Fakten und das Ziel,
und füttern fleißig Attitüden,
sodass die großen Geister schnell ermüden.
Die großen Geister aber, die sind leise.
Wer ständig plappert, ist nicht weise.
Sie lauschen mehr, als dass sie fragen,
sie haben aber trotzdem was zu sagen.
Sie werden nur nicht gern gehört,
weil es die kleinen Geister stört.
Wahrhaftig aber ist, wer sagt, was ist
und sich nicht an der Menge misst.
Die Wahrheit braucht der Worte wenig.
Wer sie erkennt, macht sich zum König.



Der Sternenkönig

Die Flügel voll entfaltet,
so steh’ ich heut vor dir.
Das Glück scheint längst erkaltet.
Es leuchtet nichts in dir.

Wo Glück ist, strahlen Lichter!
So stell ich mir das vor.
Der Alltag, der ist schlichter,
da lodert nichts empor.

Für jedes Glück gibt’s einen Stern,
es leuchten Abermillionen.
Ich würde für mein Leben gern
in ihrer Mitte wohnen.

Wohlan, nun flieg ich zu den Sternen,
vielleicht nie mehr zurück.
Will aber nicht von ihnen lernen,
wiewohl, wo Licht ist, ist auch Glück.

Der Flügelschlag ging hoch empor,
ließ alles hinter mir verschwinden
und hinter einem großen Tor,
da sollte ich mein Glück dann finden.

Da waren sie, die hellen Sterne,
doch dunkle auch und nicht zu wenig.
Und da! Aus nicht zu großer Ferne,
da winkte mir ein König.

Stolz blickte er auf seine Sterne,
die dunklen und die hellen
und eine Melodie erklang, wie die
des Meeres und der Liebe Wellen.

Die Melodie verschlang die Strahlen,
nun waren alle Sterne gleich.
Und aus dem Licht, dem fahlen,
schimmerte der Mond, ganz bleich.

Jetzt, wo ich dem Glück so nah,
entschwindet mir das Licht?
Es wurde warm, doch was ich sah,
verstand mein kleines Herzchen nicht.

Die hellen nun auf einmal dunkel?
Wohin ist all die Pracht?
Hat denn die Wärme das Gefunkel
zu einem Lichterzwerg gemacht?

Da hob er plötzlich seine Hand
und alles Licht war neu entbrannt.
Was aber war das jetzt für ein Gefühl?!
Jetzt war es hell, doch auch recht kühl.

Was will der Wandel mir nun sagen?
Kennt dieser König meine Klagen?
Ich wähnte Glück allein im Lichte!
Ist all mein Wähnen nun zunichte?

Er merkte, dass ich staunte
und sehr verwundert war
und hörte, wie ich raunte:
„Was mache ich dann da?!“

Er sah mich an und fragte leise:
„Hat sich gelohnt, die lange Reise?
Doch halt – sprich es nicht aus!
Das Glück ist leicht verletzlich!
Das stille Glück, im dunklen Haus,
siehe, es leidet ganz entsetzlich.
Es ist ein Stück von jenem Glück,
das jemand nicht erkannte.“

Ich war beschämt, flog schnell zurück,
obwohl er keinen Namen nannte.
Die Flügel noch nicht eingezogen,
stellte ich weinend fest:
„Ich habe mich wohl selbst betrogen.“
und suchte schnell den stillen Rest.

Ich drückte das, was mir noch blieb,
ganz fest an meine Wange.
Es strahlte nicht, war aber nah
und wärmte mich sehr lange.



Das Salz im Meer

Ein frischer, junger Quell,
hoch oben in den Bergen,
drängt fröhlich aus den Steinen
und eilt voll Freude zu den Seinen.

Eh er sich in das Meer ergießt,
vereinigt er sich tausend Male.
so wird er groß und mächtig
und macht die Ufer prächtig.

Die süßen Flüsse würden aber staunen,
wenn sie die Wahrheit wüssten.
Sie tragen nämlich Salz in sich,
vom Quell bis zu den Küsten.

Das Salz stammt von den Bergen.
Wie aber kam es dort hinein?
Ist es das Werk von tausend Zwergen?
Erzeugt im Mondenschein?

Nein, nein, die Berge sind in alten Zeiten
ja alle einem Meer entstiegen.
Und ja, auch süße Äpfel werden salzig,
wenn sie im Meereswasser liegen.

Dann also war das Meer schon salzig,
eh es die Berge gab?
Ich steh vor einem Rätsel.
Nehm’ ich es mit ins Grab?

War erst das Huhn und dann das Ei?
Es ist genau die gleiche Frage.
Ruft man die Wissenschaft herbei,
dann wird die Antwort oft zur Plage.



Der Abend

Wer ist es, der den Tag so spät noch adelt?
Und ja, zuweilen auch noch tadelt?
Ist es der Abendmond, sind es die Sterne?
Oder der Eulen Ruf in weiter Ferne?

Nun ja, der Tag hat auch Symbole,
sie sind nur nicht romantisch.
Sie machen Stress und viel Gejohle
und sind im Fortschritt dilettantisch.

Diese Symbole sind sehr schnell vergessen,
wenn mild der Abend lacht.
Der Tag, von stetem Tun besessen,
weicht dann erschöpft der sanften Macht.

Bald macht er keine Schritte mehr,
die Stimmen werden leise,
er ist nun ausgebrannt und leer
und macht sich auf die Reise.

Kaum ist er weg, ist sie schon da,
die mir als blau bekannte Stunde.
Sie hat kein großes Zeit-Etat
und dreht nur eine Runde.

Dann aber ist er endlich da, der Abend,
jetzt kann er sich entfalten.
Aber auch er hat wenig Zeit,
zum Schalten und zum Walten.

Ihm sitzt ja schon im Nacken,
die freundlich schwarze Macht.
Sie hat manch bravem Menschen
schon sehr viel Glück gebracht.

Am Tage ist der Mensch getrieben,
dem Fortschritt nur ein stumpfes Schaf.
Wohl denen, die die Schöpfung lieben,
denn ihnen gibt’s der Herr im Schlaf.



Ode an Greta

Die Wälder stehen unter Flammen,
der Himmel rot gefärbt.
Die Mächte rotten sich zusammen.
Mein Kind, was hab ich dir vererbt?

Die Gletscher sterben leise,
die Bäche schwellen an,
der Sturm schlägt eine Schneise.
Oh Kind, was haben wir getan?

Insekten sterben wie die Fliegen,
die Früchte bleiben aus
und was nicht stirbt in Kriegen,
das stirbt geschwächt zu Haus.

Getreide wird zwar wohl verwendet,
doch auch zuhauf verschwendet.
Fünf Gänge für die einen
und Millionen haben keinen.

Der Wirtschaft teuflische Spirale
zieht alle ins Verderben.
Genügsamkeit und edle Ideale,
dann würde niemand hungers sterben.

Die jetzt am Ruder sind,
die schaffen keine Wende.
Sie sind aus falschem Eifer blind,
mit dem Latein am Ende.

Ich lege meine ganze Hoffnung
daher in deine Hände
und bete Tag für Tag, mein Kind,
dass dir gelingt die Wende.



Wenn alles getan ist

In jenen ruhigen Stunden,
in denen sich der Abend neigt,
habe ich oft gefunden,
was sich am Tag nicht zeigt.

Die Kraft, die ich oft suchte,
verbirgt am Tag sich sehr geschickt,
und wenn ich noch so fluchte,
sie zeigte sich mir nicht.

Am Abend aber ist sie da, die Ruhe,
steigt langsam, still und stetig
hervor aus einer kleinen Truhe
und wird auf ihre Weise tätig.

Sie legt sich sanft auf alles,
was kurz zuvor noch glühte.
Selbst auf die Blumenwiese,
die tags so herrlich blühte.

Sie bringt uns gute Geister
und keiner hat es eilig.
Daher ist dieser Frieden
auch vielen Menschen heilig.

So glänzt der Abend dann mit Stille,
das Licht ist nur noch matt,
im Gras zirpt eine Grille,
die unter Tag geschwiegen hat.

Der Mond schaut lächelnd nieder,
als wär er amüsiert
und auch die Sterne prahlen wieder.
Die Nacht hat mich berührt.

Tag und Nacht

Der Morgen hat die Nacht erschlagen
und alles, was ich träumte, weggetragen.
Nun will er gar, dass ich ihm danke
und liebevoll sein Haupt umranke.
Ich aber bin ihm gram,
dass er so ungestüm des Weges kam.
Wär gerne noch im Traum geblieben,
hätt’ er mich nicht ins Jetzt getrieben.
Zu allem Übel wird es laut und heller
und alles, was noch ruhte, wird jetzt schneller.
Kann nicht mehr halten, was so schön war,
denn Glück und Träume sind nicht dehnbar.
Fühl mich zutiefst betrogen.
Zu dem, was kommt, nicht hingezogen.



Time!

All das, was heut alltäglich,
kann morgen kostbar sein.
Die Menschheit scheitert kläglich,
fällt ihr nicht bald was Gutes ein.

Die Gletscher werden kleiner,
der Meeresspiegel steigt,
es kennt die Folgen keiner,
weil man sie gern verschweigt.

Die Stürme werden stärker,
die Fluten nehmen zu,
die Heimat wird zum Kerker
und Müll kommt noch hinzu.

Die Arten sind im Schwinden,
im Großen und im Kleinen.
Mit nichts ist zu begründen,
wenn Kinder Hungers weinen.

Noch plaudern wir ganz munter,
doch nicht mehr allzu lange.
Wir gehen mit Fanfaren unter.
Es ist zu viel im Schwange.

Was wir in Wahrheit nicht ertragen,
sind wir, für uns allein.
Wir werden nicht mehr lange klagen,
wir werden bald nicht sein.



Rastlos

Wenn immer ich wo hinkam,
war ich schon wieder fort.
Ich fand nicht, was ich suchte,
egal an welchem Ort.
Der Weg war immer steinig
und längst nicht wie erträumt.
Was hat sich nicht schon alles
in mir sich aufgebäumt.
Ich suchte, aber fand nicht,
den heiß ersehnten Ort.
Wozu noch länger suchen?
Er lebt ja nur im Wort.



Wahrhaftig

Wenn viele Menschen sich begegnen,
dann kann es reichlich Worte regnen.
Sehr häufig sind die kleinen Geister
im Plappern große Meister.
Sie denken wenig, reden viel,
vernebeln Fakten und das Ziel,
und füttern fleißig Attitüden,
sodass die großen Geister schnell ermüden.
Die großen Geister aber, die sind leise.
Wer ständig plappert, ist nicht weise.
Sie lauschen mehr, als dass sie fragen,
sie haben aber trotzdem was zu sagen.
Sie werden nur nicht gern gehört,
weil es die kleinen Geister stört.
Wahrhaftig aber ist, wer sagt, was ist
und sich nicht an der Menge misst.
Die Wahrheit braucht der Worte wenig.
Wer sie erkennt, macht sich zum König.



Der Sternenkönig

Die Flügel voll entfaltet,
so steh’ ich heut vor dir.
Das Glück scheint längst erkaltet.
Es leuchtet nichts in dir.

Wo Glück ist, strahlen Lichter!
So stell ich mir das vor.
Der Alltag, der ist schlichter,
da lodert nichts empor.

Für jedes Glück gibt’s einen Stern,
es leuchten Abermillionen.
Ich würde für mein Leben gern
in ihrer Mitte wohnen.

Wohlan, nun flieg ich zu den Sternen,
vielleicht nie mehr zurück.
Will aber nicht von ihnen lernen,
wiewohl, wo Licht ist, ist auch Glück.

Der Flügelschlag ging hoch empor,
ließ alles hinter mir verschwinden
und hinter einem großen Tor,
da sollte ich mein Glück dann finden.

Da waren sie, die hellen Sterne,
doch dunkle auch und nicht zu wenig.
Und da! Aus nicht zu großer Ferne,
da winkte mir ein König.

Stolz blickte er auf seine Sterne,
die dunklen und die hellen
und eine Melodie erklang, wie die
des Meeres und der Liebe Wellen.

Die Melodie verschlang die Strahlen,
nun waren alle Sterne gleich.
Und aus dem Licht, dem fahlen,
schimmerte der Mond, ganz bleich.

Jetzt, wo ich dem Glück so nah,
entschwindet mir das Licht?
Es wurde warm, doch was ich sah,
verstand mein kleines Herzchen nicht.

Die hellen nun auf einmal dunkel?
Wohin ist all die Pracht?
Hat denn die Wärme das Gefunkel
zu einem Lichterzwerg gemacht?

Da hob er plötzlich seine Hand
und alles Licht war neu entbrannt.
Was aber war das jetzt für ein Gefühl?!
Jetzt war es hell, doch auch recht kühl.

Was will der Wandel mir nun sagen?
Kennt dieser König meine Klagen?
Ich wähnte Glück allein im Lichte!
Ist all mein Wähnen nun zunichte?

Er merkte, dass ich staunte
und sehr verwundert war
und hörte, wie ich raunte:
„Was mache ich dann da?!“

Er sah mich an und fragte leise:
„Hat sich gelohnt, die lange Reise?
Doch halt – sprich es nicht aus!
Das Glück ist leicht verletzlich!
Das stille Glück, im dunklen Haus,
siehe, es leidet ganz entsetzlich.
Es ist ein Stück von jenem Glück,
das jemand nicht erkannte.“

Ich war beschämt, flog schnell zurück,
obwohl er keinen Namen nannte.
Die Flügel noch nicht eingezogen,
stellte ich weinend fest:
„Ich habe mich wohl selbst betrogen.“
und suchte schnell den stillen Rest.

Ich drückte das, was mir noch blieb,
ganz fest an meine Wange.
Es strahlte nicht, war aber nah
und wärmte mich sehr lange.



Das Salz im Meer

Ein frischer, junger Quell,
hoch oben in den Bergen,
drängt fröhlich aus den Steinen
und eilt voll Freude zu den Seinen.

Eh er sich in das Meer ergießt,
vereinigt er sich tausend Male.
so wird er groß und mächtig
und macht die Ufer prächtig.

Die süßen Flüsse würden aber staunen,
wenn sie die Wahrheit wüssten.
Sie tragen nämlich Salz in sich,
vom Quell bis zu den Küsten.

Das Salz stammt von den Bergen.
Wie aber kam es dort hinein?
Ist es das Werk von tausend Zwergen?
Erzeugt im Mondenschein?

Nein, nein, die Berge sind in alten Zeiten
ja alle einem Meer entstiegen.
Und ja, auch süße Äpfel werden salzig,
wenn sie im Meereswasser liegen.

Dann also war das Meer schon salzig,
eh es die Berge gab?
Ich steh vor einem Rätsel.
Nehm’ ich es mit ins Grab?

War erst das Huhn und dann das Ei?
Es ist genau die gleiche Frage.
Ruft man die Wissenschaft herbei,
dann wird die Antwort oft zur Plage.



Der Abend

Wer ist es, der den Tag so spät noch adelt?
Und ja, zuweilen auch noch tadelt?
Ist es der Abendmond, sind es die Sterne?
Oder der Eulen Ruf in weiter Ferne?

Nun ja, der Tag hat auch Symbole,
sie sind nur nicht romantisch.
Sie machen Stress und viel Gejohle
und sind im Fortschritt dilettantisch.

Diese Symbole sind sehr schnell vergessen,
wenn mild der Abend lacht.
Der Tag, von stetem Tun besessen,
weicht dann erschöpft der sanften Macht.

Bald macht er keine Schritte mehr,
die Stimmen werden leise,
er ist nun ausgebrannt und leer
und macht sich auf die Reise.

Kaum ist er weg, ist sie schon da,
die mir als blau bekannte Stunde.
Sie hat kein großes Zeit-Etat
und dreht nur eine Runde.

Dann aber ist er endlich da, der Abend,
jetzt kann er sich entfalten.
Aber auch er hat wenig Zeit,
zum Schalten und zum Walten.

Ihm sitzt ja schon im Nacken,
die freundlich schwarze Macht.
Sie hat manch bravem Menschen
schon sehr viel Glück gebracht.

Am Tage ist der Mensch getrieben,
dem Fortschritt nur ein stumpfes Schaf.
Wohl denen, die die Schöpfung lieben,
denn ihnen gibt’s der Herr im Schlaf.



Ode an Greta

Die Wälder stehen unter Flammen,
der Himmel rot gefärbt.
Die Mächte rotten sich zusammen.
Mein Kind, was hab ich dir vererbt?

Die Gletscher sterben leise,
die Bäche schwellen an,
der Sturm schlägt eine Schneise.
Oh Kind, was haben wir getan?

Insekten sterben wie die Fliegen,
die Früchte bleiben aus
und was nicht stirbt in Kriegen,
das stirbt geschwächt zu Haus.

Getreide wird zwar wohl verwendet,
doch auch zuhauf verschwendet.
Fünf Gänge für die einen
und Millionen haben keinen.

Der Wirtschaft teuflische Spirale
zieht alle ins Verderben.
Genügsamkeit und edle Ideale,
dann würde niemand hungers sterben.

Die jetzt am Ruder sind,
die schaffen keine Wende.
Sie sind aus falschem Eifer blind,
mit dem Latein am Ende.

Ich lege meine ganze Hoffnung
daher in deine Hände
und bete Tag für Tag, mein Kind,
dass dir gelingt die Wende.



Wenn alles getan ist

In jenen ruhigen Stunden,
in denen sich der Abend neigt,
habe ich oft gefunden,
was sich am Tag nicht zeigt.

Die Kraft, die ich oft suchte,
verbirgt am Tag sich sehr geschickt,
und wenn ich noch so fluchte,
sie zeigte sich mir nicht.

Am Abend aber ist sie da, die Ruhe,
steigt langsam, still und stetig
hervor aus einer kleinen Truhe
und wird auf ihre Weise tätig.

Sie legt sich sanft auf alles,
was kurz zuvor noch glühte.
Selbst auf die Blumenwiese,
die tags so herrlich blühte.

Sie bringt uns gute Geister
und keiner hat es eilig.
Daher ist dieser Frieden
auch vielen Menschen heilig.

So glänzt der Abend dann mit Stille,
das Licht ist nur noch matt,
im Gras zirpt eine Grille,
die unter Tag geschwiegen hat.

Der Mond schaut lächelnd nieder,
als wär er amüsiert
und auch die Sterne prahlen wieder.
Die Nacht hat mich berührt.

Das könnte ihnen auch gefallen :

Der eingebildete Schwan

Monika Ghezzi

Gedanken

Weitere Bücher von diesem Autor

Der eingebildete Schwan

Karlheinz Stöflin

Homo sapiens, adieu?

Buchbewertung:
*Pflichtfelder