Elefanten-Freddy

Elefanten-Freddy

Beichte eines Callgirls

Jana Denole


EUR 23,90
EUR 14,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 620
ISBN: 978-3-99107-489-2
Erscheinungsdatum: 01.07.2021
Wohin führt ein mit Verderbtheit erfüllter Lebensweg? Von einem rumänischen Dorf in die Schweizer Untersuchungshaft - doch letztlich von der Amoral zur Moral. Was eine Kurtisane aus Rumänien alles erlebt, ist kaum vorstellbar.
Der sexy Elefant!

Nacht. Geheimnisvolle, mit dem Schleier des Reichtums umhüllte schweizerische Dunkelheit, begleitet von umwerfendem Wind und Sprühregen, die Blätter von den Bäumen fegen und an den Mantelsaum kleben. Bei solchem Schmuddelwetter, das den Teil der Menschheit mit entsprechender Neigung in die Depression treibt, wünschen sich die Menschen mit Hunden einen Garten zum Gassigehen, sodass sie keinen Schritt weitergehen müssen als auf die Freitreppe ihrer Villa, den Hals mit einem Schal aus weichem Kaschmir umwickelt. In einer solchen Villa, die nicht anderes als eins der berühmtesten Bordelle der ganzen Schweiz war, klingelte das Telefon und zerriss das warme Puffidyll. Leise Musik klang kaum hörbar im Boudoirambiente, wo sich die anschmiegsamen Kätzchen schläfrig auf den Sofas langweilten. Jedes von ihnen beschäftigte sich mit seinen Angelegenheiten. Eines schärfte seine Krallen, ein anderes starrte die glitzernde Zimmerdecke an, die in vulgärem Stil gestaltet und angeblich mit Swarovski-Kristallen übersät war. Zwei von ihnen schimpften leise und zischten einander wegen des letzten Kunden an, um den sie sich gestritten hatten, vielleicht auch wegen des Trinkgeldes. In dieser stillen, schlichten Atmosphäre war es nicht möglich, jedes Wort zu hören, das sie sprachen. Unter den Schönen spürte man einen gewissen sorglosen Charme und allgemeine Nettigkeit. Um diese Arbeit zu bekommen, mussten sie alle einen Auswahlwettbewerb durchlaufen. In Etablissements dieser Art werden nur die erlesensten professionellen Verführerinnen und echte Kennerinnen der männlichen Untugenden aufgenommen.
Das Bordell platzte fast vor unverwüstlicher Energie und angesichts des Drucks der Geheimnisse der superrreichen, perversen Kunden, die tierisch scharf auf Neuheiten waren. Unter ihnen gab es Banker, Politiker, Geschäftsleute und Topmanager der größten Unternehmen der Welt. Ausgerechnet dieses merkwürdige Gebäude lockte ungewöhnliche Personen mit einem leicht abgehobenen Verständnis der Welt an. Natürlich garantierte das verruchte Schlangennest, dass die kleinen Sünden und schmutzigen Fantasien der Menschen mit kranker Einbildungskraft, die von Millionen oder gar Milliarden Franken auf dem Bankkonto verwöhnt sind, wie sie dem gewöhnlichen Verstand grundsätzlich nicht zugänglich sind, nicht an die Öffentlichkeit gebracht werden.
Das liebreizende Mädchen an der Rezeption ließ das Telefon eine Minute klingeln, dann hob sie den Hörer ab und lauschte einer wie eine nicht geölte Tür quietschenden Stimme. Als sie dem Anrufer antwortete, verwandelte sich das Gesicht des süßen Mädchens in eine leblose Grimasse, in der ein Albtraum geschrieben stand.
Die Mädchen erstarrten, Grabesstille lag in der Luft. Nur eine der netten Persönchen verstand nicht, worum es ging – eine kleine Rumänin, die neu an diesem ungewöhnlichen, vom Schweigen umhüllten Ort war, erst vor zwei Stunden war sie eingetroffen. Die Mädchen reckten sich ein wenig, fast als ob sie Männchen machen wollten, wie unglückliche, unschuldige Frettchen, mit der Bitte in den Augen: „Wähle nicht mich!“
„Wer geht zu Freddy?“, rief das Mädchen mit dem Hörer in der Hand. Es sah aus, als ob sie schwere Luft durch ihre mit Silikon aufgepumpten Lippen pustete, die mit grellem Permanent-Make-up bedeckt waren. Keine Antwort. Stille herrschte im Raum.
„Zu Krueger?“, erklang eine Stimme aus der Menge.
„Tut nicht so, als hättet ihr nicht verstanden, zu wem! – Mädels, es tut mir sehr leid, aber wir können unseren Stammkunden nicht absagen. Erst recht nicht diesem.“
„Was ist los, warum nennt ihr ihn Krueger?“, fragte Roxi erstaunt die Frau, die neben ihr auf dem Sofa saß und die, nach dem Schmuck an ihren Händen zu urteilen, eine der teuersten Nutten war.
„Er ist einer der verrücktesten Kunden in diesem Etablissement. Den Spitznamen Krueger haben wir ihm als Scherz gegeben, denn dort, wohin er uns jetzt einlädt, kann sich einer vor Angst in die Hosen machen. Der irre Mistkerl hat eines von den Mädchen zum Nervenzusammenbruch gebracht, sie hat unser Etablissement verlassen müssen.“
„Ich mag Horrorgeschichten.“
„Du bist dumm! Sei still, sonst bemerkt sie dich noch!“
„Ich! Darf ich zu Krueger gehen?“, rief die furchtlose Roxana mit der ihr eigenen Schnelligkeit. Sie rettete die Situation, ohne zu verstehen, worum es eigentlich ging. Das Mädchen neben ihr versuchte, den durchgeknallten Frischling zu Verstand zu bringen, indem sie an Roxanas Rock zerrte. Diese stand aber resolut auf, ohne Rücksicht auf die Kollegin zu nehmen, und marschierte wie ein Soldat der Fremdenlegion mit geschwellter Brust in Richtung Rezeption. Sie war im Sternzeichen Jungfrau, geboren im Jahr der Schlange, lustig und theatralisch. Sie konnte ihre Gedanken elegant ausdrücken, jeden Kunden geschickt überreden und weichkochen. Es schien, als habe sie schon reichlich Erfahrung gesammelt. Es gab schließlich nur sehr wenige, die es aus einem rumänischen Kuhdorf ins beste Bordell der Schweiz geschafft hatten …
„Sie sind neu bei uns, darum müssen wir Sie vorher informieren. Dies ist ein ungewöhnlicher Kunde, ein Multimillionär mit mehr als originellen Wünschen. Sie bekommen die dreifache Bezahlung.“
„Sie brauchen gar nichts weiter zu sagen. Ich bin bereit.“
„Dann gehen Sie bitte nach oben. Sie werden angezogen und instruiert, was Sie zu tun haben und wie.“
Roxi ging in den ersten Stock. Die Tür eines Zimmers stand sperrangelweit offen, drinnen erwartete sie ein Schrank mit Sexkleidung.
„Darf ich nicht in meiner eigenen Kleidung fahren? In meinem Koffer habe ich eine Menge verschiedener Kostüme.“
„Leider nicht. Zu diesem Kunden müssen Sie so angezogen kommen, wie er es für Sie gewählt hat.“
„Geht es hier so streng zu?“
„Wir sind in der Schweiz. In diesem Land leben und lieben alle nach den Regeln.“
„Verstehe.“
Es sollte der kleinen Voodoo-Puppe für immer im Gedächtnis bleiben, worauf sie sich an diesem Tag einließ.
Dieselbe Nacht, derselbe Regen. An einem Zoo im Kanton St. Gallen fuhr eine weiße Limousine vor. Ein unglaublich schönes Mädchen stieg aus – eine blasse Rumänin mit natürlichem, pechschwarzem Haar, das ihr bis zur Taille reichte, und himmelblauen Fuchsaugen. Sie trug hohe Lackstiefel über Strümpfe mit Haltern. Ihr Po war rundlich und prall, die Beine schlank, gerade und wohlgeformt. Ihre Jacke war aus rotem Lackleder, in den Halbfinger-Handschuhen aus schwarzem Atlas mit Spitze sahen die frisch manikürten verlängerten Fingernägel supersexy aus. Der BH war essbar. Er bestand aus Fruchtgummi. Ihre Brustwarzen hatten eine seltene Besonderheit: In der Kälte zogen sie sich in den Körper zurück wie eine Radioantenne, bei Wärme kamen sie wieder heraus wie bei allen anderen Frauen auch. Die Brustform war prächtig. Beim Anblick dieser Schönheit konnte man die Männer verstehen, die gern ins Bordell gingen, ja, sie waren sogar – vollständig gerechtfertigt: Kaum jemand wäre fähig, dieser perfekten Komposition aus zwei Hügeln zu widerstehen. Die kleinen Antennen auf ideal runden, natürlichen, vollen, schön gehobenen Brüsten konnten zweifellos auch bei Frauen Lust auf eine gleichgeschlechtliche Ehe wecken.
Ein dreister Blick und prätentiös zusammengekniffene Lippen, die mit einem beinahe pechschwarzen Konturenstift nachgezogen waren, dazu ein Hundehalsband um den Hals vervollständigten den Femme-Fatale-Stil, der zu der Rumänin perfekt passte. In der rechten Hand trug sie einen kleinen Koffer mit allerlei Zubehör für SM, unter anderem einige geschälte Karotten. Der gelangweilte Fahrer, der gleichzeitig ein Gehilfe des Zuhälters war, bat das Mädchen gemäß der Vereinbarung mit dem Kunden, die Hundeleine in der Faust zu halten und nach vorne zu ziehen, als würde sie sich selbst mit ausgestrecktem Arm wie einen Köter hinter sich herzerren, und zeigte ihr den Weg in die Dunkelheit – in Richtung des schwarzen Zooeingangs.
Das Mädchen stieg aus dem Auto, und die Realität holte ihre Vernunft ein. Die Rumänin fing allmählich an, zu begreifen, worauf sie sich eingelassen hatte. Sie drehte sich zu der abfahrenden Limousine um, schreckliche Angst und Panik, begleitet von Übelkeit, überfielen sie.
„Oh Gott! Was mache ich nur?“
Nachdem sich das Scheinwerferlicht in der mitternächtlichen Dunkelheit aufgelöst hatte, schaute Roxi in die Finsternis, nahm ihre Hundeleine in die Hand und ging langsam, Schritt für Schritt, als ob ein Fallbeil sie erwartete, in die Richtung, aus der Laute von Tieren zu hören waren. Das markerschütternde Gebrüll eines Tigers vor dem Hintergrund von monotonem Eulengeheul stach aus der Geräuschkulisse besonders hervor.
Plötzlich fuhr ein Blitz nieder und es donnerte, die Zooinsassen lärmten noch lauter, was Roxi panische Angst machte. Die Laute unserer Mitgeschöpfe bedeuten nicht immer Vergnügen und Freude. Man spürte die Macht der Stärkeren. Ein Mensch ist ein Nichts ihnen gegenüber. Er wird zertrampelt und bei lebendigem Leibe aufgefressen. Nachts ist es im Zoo gruseliger als auf dem Friedhof. Niemals hatte ein Friedhof das Mädchen so geängstigt wie dieser scheinbar harmlose Zoo. Als sie sich der Pforte und dem schmiedeeisernen Zaun näherte, zuckte sie zusammen. Direkt neben ihr stand ein Mann in der Dunkelheit. Er war ziemlich breit gebaut, hatte ein auffälliges, ovales Gesicht, große Ohren und ein etwas stoppeliges Kinn. Sein kastanienbraunes, anscheinend gefärbtes Haar deutete auf ein fortgeschrittenes Alter hin. Er hatte den kalten Gesichtsausdruck eines Puppenspielers. Um das Bild dieses fürchterlichen Menschen abzurunden, fehlte vielleicht nur noch ein Transvestiten-Make-up. Natürlich war er nicht geschminkt, aber die schrecklichen, reglosen Augenbrauen hinter seiner Brille, die leicht gehobene Oberlippe, eine große Nase, nicht ganz gerade Vorderzähne und ein direkter Blick aus schmalen, kleinen, farblos-grauen Knopfaugen, in denen kein einziger Gedanke zu lesen war, verliehen seiner Erscheinung eine irre Eiseskälte und ließen ihn unecht und täuschend komisch aussehen.
„G-g-guten Abend. Ich bin Callgirl, mein Name ist Roxi.“
„Komm rein, du stinkige Schlampe. Jetzt wirst du von meinen Elefanten gefickt!“
„Welche Elefanten? Ich will nicht.“
„Was heißt, du willst nicht? Hör auf, zu schreien! Hat man dir nicht gesagt, dass du hier nicht schreien darfst?“
„Doch.“
„Ich verfüttere dich den Tieren, du schmutzige Kreatur.“
„Bitte schön, wie Sie wünschen!“
Er riss ihr den Koffer aus der Hand, öffnete ihn langsam und holte eine der vorbereiteten Karotten heraus. Er packte das Mädchen an der Hundeleine und zog sie hinter sich in die Tiefe des Zoos. Roxana hatte sich ein bisschen an den Lichtmangel gewöhnt und erkannte in der Dunkelheit die Tiere, die in den Freigehegen saßen und den extravaganten „Nachtfalter“ erstaunt anstarrten. Ein dummer Gedanke schoss Roxi durch den mit kranken Fantasien gefüllten Kopf: „Ganz bestimmt starren die Tiere mich so an, weil sie vor Neid platzen.“
Als sie an den Käfigen vorbeiging, erinnerte sie sich an das, was ihr heilig war – an Mutter und Vater, an ihr gemütliches Haus in einem Vorort, wo die Menschen sich ihr Leben lang um einander kümmern, bis sie alt werden, oder umgekehrt, ihre Tage mit Skandalen und Schlägereien und dabei doch in Liebe und Eintracht verbringen.
„Wo bin ich gelandet? Das ist schrecklich! Warum habe ich mich darauf eingelassen?“, dachte sie.
„Oh Gott, wo bringen Sie mich hin?“, rief sie laut. „Ich will nicht!“
„Jetzt schauen wir, wie sexy du bist! Mein Elefant wird dich mit einer Karotte ficken. Ahahaha!“
Das Lachen des Schizophrenen, Affengeschrei, Donner und Blitz, das Gezwitscher der unschuldigen Vögel mischten sich mit dem hektischen Getrampel der Elefanten, die von ihrem Besitzer pervertiert wurden. All das wirkte schauerlich.
Roxi erinnerte sich an einen kleinen Elefanen, den sie in ihrer Kindheit in einem Zoo in Rumänien gesehen hatte und der so lustig einen Ball auf seinem Rüssel drehen konnte. Mit ihren Eltern hatte sie dieses geliebte niedliche Wesen öfter besucht.
Aber an diesem Abend erschienen ihr Elefanten wie die schrecklichsten Tiere auf dieser Erde, gewaltig groß und mindestens eine halbe Tonne schwer. Ihr fiel auch wieder ein, dass durch Angriffe von Elefanten Hunderte von Menschen in der Welt sterben, besonders Zoologen und Tierärzte, die mit diesen Schlagetots täglich Kontakt hatten. Man wusste eben nie, wann die Tiere in Fahrt kommen würden oder was sich sonst noch ereignen konnte. Roxi hatte keine Ahnung von Elefantenarten, aber sie hoffte, dass ihr nichts Schlimmes passieren würde, dass die Tiere dieses Deppen harmlos wären und auf ihn hörten. Sie dachte angstvoll, dass sie erst fünfundzwanzig Jahre alt war, aber der alte Perversling sich schon um seinen Platz auf dem Friedhof kümmern sollte und eigentlich nichts mehr zu verlieren hatte. Elefanten hatten angeblich ein ausgezeichnetes Gedächtnis, sie waren nachtragend und konnten Menschen über Generationen hinweg hassen. Das war die Folge der Verbrechen von blutrünstigen Wilderern, die den gütigen schlappohrigen Riesen die Stoßzähne abhackten und sie dadurch einem qualvollen Tod preisgaben. Es kann nicht verwundern, dass dies eine unvergessliche Spur des Verderbens hinterlassen hatte. Jahrhunderte hindurch war ein mit Elefantenblut besudelter Mensch mit einem kostbaren Stoßzahn in der Hand das letzte Bild, das sich in den Augen eines sterbenden Tieres widerspiegelte.
Die menschliche Jagd nach Gewinn machte aus den lustigen, friedfertigen Elefanten gnadenlose Menschenmörder mit einem über die Generationen hin weitergegebenen Hass auf den Menschen.
„Ich will nicht zu den Elefanten“, flüsterte das Mädchen. Der schräge Vogel mit den kranken Fantasien beachtete ihre Worte nicht.
Er ging in ein Freigehege und näherte sich einem Riesen, der bestimmt sechstausend Kilo wog, und streichelte ihm den Rüssel.
Der Elefant drehte den Kopf weg, anscheinend, weil der Geruch von Roxis Parfüm zu stark war. Sie liebte es, sich gründlich einzusprühen. Der Mann schrie sie an, dass sie wohl für seinen Zögling nicht sexy genug wäre. Er band sie mit der Hundeleine an eine Querstange und rief: „Zieh dich aus, du schmutzige Schlampe!“
„Ich habe Angst.“
„Zieh deine Unterwäsche aus, sonst, ich schwöre, verfüttere ich dich an die Tiger!“
Es war kaum möglich, in Worten zu fassen, was in diesem Augenblick in Roxi vorging. Es schien, als ob ihre Brustwarzen für immer in den Körper hineingezogen wären. Mit zitternden Händen riss Roxi sich die Kleider vom Leib und warf sie auf den Boden. Als der Alte ihren Busen sah, der wohl mit dem Ausdruck „blühende Sakura“ bezeichnet werden könnte, wurde er etwas heiterer.
„Oho! Das wird dir gefallen“, sagte der Blödian zu dem großen Säugetier. In seinen Augen leuchtete ein furchteinflößender, irrer Funke, der sie wie vor Kälte zittern ließ.
„Entschuldigen Sie, aber ich kann mit Elefanten nicht. Ich habe keine Ahnung, wie es überhaupt gehen soll!“
„Steh still und halt’s Maul, Hure!“
Der Mann richtete den riesigen, harten Rüssel auf den mit Gänsehaut bedeckten Körper. Der Rüssel berührte den zitternden, tadellos schönen Körper der scharfen Brünetten, machte geschmeidige Bewegungen und beschmierte ihn mit Elefantenspeichel.
„Sie ist wie ein prickelnder Champagner!“, sagte der Mann in das riesige graue Ohr seines Zöglings.
„Pfui, wie ekelhaft! Du bist eine stinkende Missgeburt, du sollst krepieren!“, rief sie auf Rumänisch.
„Halt die Fresse, du Schlampe! Du machst dem Tier Angst mit deinen Unverschämtheiten!“
„Gestatten Sie mir, mit Ihnen in der Sprache Äsops zu sprechen? Auf ein System von Täuschungsmitteln zurückzugreifen und Sie nicht einen Perversling, sondern zum Beispiel einen wilden, rotärschigen Pavian zu nennen?“
„Was laberst du da für einen Unsinn, du blöde Kuh?“
Der verdammte Idiot genierte sich nicht und fuhr über den Engelskörper mit dem lebenen Rohr so ernsthaft und verantwortungsvoll, dass er einem Schweizer Müllmann ähnelte, der morgens die Straßen staubsaugt und trockenes Laub, weggeworfenes Papier und Zigarettenstummel verschwinden lässt.
Der Elefant fasste mit der Rüsselspitze Roxis Brüste, als ob er ihr die Brustwarze abreißen wollte, die sich, Gott sei Dank, wie auf Geheiß von Mutter Natur, an der Oberfläche nicht sehen ließen.
„Er reißt mir die Titten ab! Hören Sie auf!“
„Du hast geile Möpse, die gefallen ihm! Und auch dein Haar! Das ist göttlich! Ist es echt?“
„Ja, natürlich.“
Er hegte eine wirkliche Leidenschaft für das Haar, hielt es für ein äußerliches Merkmal von Reichtum, wie die Tiara einer orientalischen Königin oder einen Kranz aus Feldblumen, die beide auch ganz ordinäre Köpfe veredeln können.
Die Orgie dauerte noch einige Minuten, vielleicht auch eine Stunde. Im Zustand zwischen Schock und Panik war es schwierig zu bestimmen, wie lang dieser Albtraum dauerte. Jede Sekunde erschien eine Stunde lang, und umgekehrt schien die Stunde nach einem Augenblick vorbei zu sein. Das Gefühl, die Realität völlig zu verlieren, nervte Roxi.
„Wenn es nur wirklich ein Traum gewesen wäre, wenn auch ein lähmender!“, wisperte die halbtote Roxana, die spürte, wie die Kräfte sie verließen. Der emotionale Stress saugte ihr alles Leben aus dem Leib. Sie fühlte sich wie eine Gummipuppe. Jetzt wusste sie aus eigener Erfahrung, was es bedeutete, tot zu sein, aber gleichzeitig das letzte Echo des eigenen Verstandes wahrnehmen zu können. Schließlich hielt Roxi es nicht mehr aus, schloss die Augen und fing an, laut zu weinen und dabei aus Angst ihre Beine mit warmem Urin zu begießen.
„Danke, Fräulein!“, sagte die moralische Missgeburt mit gütiger Stimme. „Hiermit ist Ihr Service beendet.“
„Was?“ Roxana traute ihren Ohren nicht.
Er brachte den Elefanten ins Freigehege zurück, streichelte ihn wie einen Verwandten, liebkoste ihn und sagte dabei: „Du hast heute Glück gehabt, uns hat heute ein schönes Fräulein besucht.“
„Gehen Sie bitte nach vorn, ich bringe Sie zum Ausgang“, sagte er nun unmittelbar zu der jungen Frau, gütig, aber mit tierischem Zähnefletschen.
Er holte aus der Hosentasche eine üppige, im Voraus vorbereitete Gage, reichte sie dem Mädchen, lächelte nett und versuchte sich sogar an einem Scherz.
„Werden Sie mit mir keinen Sex haben?“
Er senkte den Blick auf ihre bepissten Oberschenkel und konnte kaum ein Lächeln zurückhalten: „Nein.“
„Haben Sie mich etwa nur für den Elefanten bestellt? Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?“
„Fräulein, gehen Sie bitte. Draußen wartet das Auto auf Sie.“
„Der Fahrer hat gesagt, dass er in einer Stunde wiederkommt. Ist wirklich schon eine ganze Stunde vergangen?“
„Ich wünsche Ihnen viel Glück“, sagte der Elefantenwitzbold kalt.
Ohne die Kälte zu spüren, zog die junge Frau eilig ihre Jacke über die halbnackte Haut und schleppte sich langsam zu dem Luxuswagen. Ihr Slip war nass und in den Stiefeln schmatzte der Urin.
„Nun, wie war dein Abend?“
„Oh, Scheiße! Frag lieber nicht. Sowas habe ich noch nicht erlebt.“
„Was war es, Sex mit einem Esel?“
„Ach, wenn es das wäre … Es war viel schlimmer.“
„Schlimmer kann es nicht sein. Ahahaha!“
„Bringst du immer die Mädels hierher?“
„Ab und zu.“
„Warum hast du mich nicht gewarnt?“
„Du hättest es doch nicht hören wollen.“
„Gehen alle hier raus, als ob sie eine Nahtoderfahrung gemacht hätten?“
„Es gab eine, die richtig durchgedreht ist. Sie ist nach Hause abgehauen, hat das Gewerbe aufgegeben und ist auf den Pfad der Tugend zurückgekehrt.“
„Na, Gott sei Dank. Wenigstens eine ist durch die Angsttherapie von der Prostitution geheilt worden.“
„Hat es bei dir nicht geholfen?“
„Alkohol hilft mir, die Angst zu bewältigen!“
„Alkohol ist für Schwächlinge.“
„Na ja, und dich selbst hältst du für stark?“
„Mich? Ja!“
„Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Starken ihre Depression nüchtern genießen!“
„Du widersprichst dir selbst. Warum trinkst du dann?“
„Ich persönlich trinke, um heiter und entspannt zu werden. Wenn ich depressiv bin habe, trinke ich nicht. Das kann zum Seelentod und Selbstverlust führen.“
„Du bist ein lustiges Mädchen, so eine Freundin hätte ich gern …“
„Wenn ich einen Fahrer heiraten wollte, hätte ich in Rumänien bleiben können …“
5 Sterne
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5 Sterne
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