Ein Weihnachtswunder in 9 Tagen

Ein Weihnachtswunder in 9 Tagen

Sabine Kuhn


EUR 14,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 82
ISBN: 978-3-99146-385-6
Erscheinungsdatum: 05.09.2023
Advent in Mexiko-Stadt. Dort leben Alma und ihre Mutter ärmlich in einer Wohngemeinschaft, auch ihr bester Freund Santiago. Als der einflussreiche Rodolfo in das Krankenhaus eingeliefert wird, in dem Alma arbeitet, wird sich ihr Leben schlagartig ändern.
Widmung


Dieses Buch widme ich
von ganzem Herzen
meiner Mutter und meiner Familie!

Es ist das größte Glück, euch in meinem
Leben zu haben und das schönste
Fest des Jahres mit euch zu feiern!

Und ich widme dieses Buch allen
unsichtbaren Engeln, die immer für uns
da sind und mit ihrem Dienst für unsere
Sicherheit und Krankenversorgung sorgen,
gerade in dieser Zeit, in der sie oft
nicht bei ihren Familien sein können.

DANKE ?!!!



„Achten wir auf uns,

achten wir auf andere.

Unsere Welt braucht uns:

GEMEINSAM

ohne

Egoismus,

dafür aber mit

Rücksicht,

Respekt

und

Toleranz.“

Botschaft der Autorin aus ihrem
Buch „Glücksreise durch eine bunte Welt voller Botschaften“



Kleine Einleitung in eine wunderschöne mexikanische Tradition


Mit den „Posadas“ läuten die Mexikaner die Weihnachtszeit ein. Die „Posadas“ sind in diesem Fall eher ein Weihnachtskalender und kein Adventskalender, denn die Rückzählung für Weihnachten beginnt erst am 16. Dezember, neun Tage vor Heiligabend.
Diese Art der Feierlichkeiten lässt sich auf die Ankunft der Spanier in der Kolonialzeit zurückführen. Die Spanier haben im 16. Jahrhundert Gottesdienste unter freiem Himmel gefeiert und nannten diese „Pastorelas“. Die uns bekannten „Pastorellen“ meinen mittelalterliche Gedichtformen. Die spanische „Pastorela“ dagegen ist eine kleine Aufführung, in der die Hirten sich auf den Weg nach Bethlehem machen, um dem Jesuskind am Heiligabend Bewunderung zu schenken. Mit dieser Darbietung haben die Spanier die Menschen in der Kolonialzeit zum katholischen Glauben bewegt und sie von ihrer prähispanischen Religion abgebracht. Heute sind ungefähr 88 % der Mexikaner katholisch.
Die „Posadas“ (Herbergen) sind vor 180 Jahren entstanden und symbolisieren die Suche von Maria und Josef nach einer Unterkunft vor der Geburt Jesu.
Inzwischen ist der religiöse Hintergrund dieser Feierlichkeiten in einen familiären und freundschaftlichen übergegangen, zu dem sich häufig auch Nachbarn gesellen. Dafür stellt eine Familie ihr Haus zur Verfügung. In den sozial benachteiligten Wohngebieten stellt die Wohngemeinschaft einer „Vecindad“ (Mehrfamilienhaus) die „Herberge“ zur Verfügung. Meist befindet sich in der Mitte ein großer „Patio“ (Hof), in dem das Fest stattfindet.
In der Regel werden zwei Gruppen gebildet. Eine Gruppe symbolisiert Maria und Josef, die um eine Herberge bitten. Diese Gruppe sind meistens die Gäste. Die andere Gruppe macht die Gastgeber aus, die den Einlass in die Herberge gewähren. Dabei singen beide Gruppen im Wechsel das traditionelle Lied „Entren Santos Peregrinos“ („Kommt herein, heilige Pilger“) und halten sowohl Kerzen als auch Wunderkerzen in der Hand.
Nachdem der Einlass in die Herberge gewährt wurde, geht das Fest erst richtig los. Essen und Trinken spielen dabei eine wichtige Rolle: Mexikanische Köstlichkeiten wie Tacos, Tamales (ein Maisteig, der mit einer scharfen Fleisch- oder Gemüsefüllung zubereitet wird, in Maisblätter gelegt und dann gedämpft wird), Buñuelos (süße Krapfen), Punsch, Bier und Tequila dürfen nicht fehlen.
Und natürlich ist eine farbenfrohe Weihnachtsbeleuchtung mit kunterbunten Lichterketten auch ein wichtiger Bestandteil. In allen Wohngebieten erstrahlen die Häuser und Straßen in einem farbenfrohen Lichtermeer. Es liegt im Auge des Betrachters, wo die Grenze zwischen Schönheit und Kitsch liegt.
Den Höhepunkt dieses Festes machen die bunten „Piñatas“ aus. Zu Weihnachten werden diese aus Pappmaché gebastelten Figuren als Sterne mit sieben Zacken hergestellt, die die sieben Sünden symbolisieren sollen. Sie werden, wie die anderen Piñatas auch, die zu Kindergeburtstagen Tradition sind, bunt dekoriert und mit Süßigkeiten befüllt. Früher wurden die für Weihnachten hergestellten Piñatas aufwendig aus Ton angefertigt. Dies barg aber eine große Gefahr für die Kinder.

Die Piñatas werden hoch aufgehängt und die Kinder müssen die Piñata mit verbundenen Augen treffen. Nach mehreren Schlägen öffnet sich diese und die Kinder stürzen auf den Boden, um die Süßigkeiten einzusammeln.
Tatsächlich laden Piñatas auch „große“ Kinder dazu ein, lustige und schöne Momente zu erleben. Jeder, der Lust hat, auf eine Piñata zu schlagen, ist immer willkommen.

Im Anschluss wird getanzt, gesungen und in einer feuchtfröhlichen Stimmung gefeiert.
Jede Posada hat eine Bedeutung. Die letzte Posada wird vorm Abendessen am Heiligabend gefeiert. Die Bedeutung jeder Posada werde ich in jedem Kapitel erwähnen.
Ich freue mich, Sie in dieser Adventszeit in meine Heimat zu entführen, mit guter und spannender Unterhaltung.
Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe Weihnachten, zauberhafte Momente und ganz viel Lichterglanz!

Herzlichst,

Ihre Sabine Kuhn



1. bis 15. Dezember


Alma kam um ein Uhr morgens nach Hause. Sie ging leise durch den offenen Patio der Vecindad. Das bescheidene Mehrfamilienhaus lag mitten in der Stadt und war bereits in die Jahre gekommen. Die graue Farbe war an mehreren Stellen abgeblättert. Die Eingangstüren der kleinen Wohnungen aus Metall zeigten kleine Roststellen. Die Wohnungen waren mit Gitterfenstern versehen. Vor den Wohnungen im Patio standen verschiedene Pflanzen, die in unterschiedlichen Töpfen gepflanzt waren. Und trotzdem machte sich eine gewisse Behaglichkeit breit, denn es war erkennbar, dass alle Bewohner im Rahmen ihrer Möglichkeiten für Ordnung und Sauberkeit sorgten. Alma und ihre Mutter waren jeden Tag dankbar, damals diese Vecindad gefunden zu haben, in der Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft an erster Stelle standen.
Alma kam an der „Figur der Jungfrau von Guadalupe“ vorbei und bekreuzigte sich. In den meisten Vecindades befand sich diese Figur der Heiligen. Die Mexikaner glaubten fest an sie und legten ihr Leben und ihr Schicksal in ihre Hände.
Sie schaute auf die Jungfrau von Guadalupe. Ihr Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals und ihre Hände zitterten. Sie warf einen Blick in den Himmel. Es war eine sternenklare Nacht. Ihre Augen wanderten schließlich in die Mitte des Patios, in dem bereits einige Nachbarn angefangen hatten, den großen Weihnachtsbaum zu schmücken. In Mexiko war es Tradition, den Weihnachtsbaum in den ersten Dezembertagen aufzustellen, meist schon zum ersten Dezember.
Die kleine Wohnung, die Alma mit ihrer Mutter teilte, befand sich im zweiten Stock.
Es war eine kalte Dezembernacht in Mexiko-Stadt. Die letzten Jahre war es in den Wintermonaten zunehmend kälter geworden, da Mexiko-Stadt zweitausend Meter hoch lag, was sich gerade in den kalten Monaten sehr bemerkbar machte.
Alma ging die Steinstufen hinauf und schloss leise die bescheidene Metalltür ihrer kleinen Wohnung auf. Langsam trat sie ein und atmete erleichtert auf. Es war dunkel. Einzig eine Lichterkette leuchtete im Fenster. Und es war kalt. Ein Windzug bahnte sich den Weg durch das Metallfenster. Alma schüttelte sich, seufzte und machte sich bettfertig. Ihre Mutter schlief tief und fest. Im gemeinsamen Schlafzimmer befanden sich zwei Einzelbetten.
Alma streichelte ihrer Mutter zärtlich über den Kopf. Sie legte sich ins Bett. Ihr war noch immer kalt. Die Wohnung hatte, wie alle anderen auch, keine Heizung. Und sie konnten sich auch keinen kleinen Heizkörper leisten. Sie zog eine Wolldecke über und versuchte zu schlafen. Aber es gelang ihr nicht. Sie wälzte sich hin und her. Und ihre Gedanken schweiften zu Rodolfo Escalante.
Sie dachte an den Tag zurück, als sie sich vor sechs Monaten kennengelernt hatten. Er war mit einer Schusswunde in das private Krankenhaus eingeliefert worden, in dem Alma als Krankenschwester arbeitete.
Rodolfo Escalante war ein durchaus attraktiver Mann, mit stechenden blauen Augen, grau meliertem Haar, markanten und männlichen Gesichtszügen. Er war Anfang fünfzig.
Als Rodolfo aus dem Koma erwachte und Alma erblickte, fragte er irritiert: „Wo bin ich?“
„Im Krankenhaus. Sie lagen im Koma“, klärte sie ihn freundlich auf.
„Was ist denn passiert?“, erkundigte er sich besorgt.
„Können Sie sich nicht erinnern?“, fragte Alma vorsichtig.
Rodolfo schüttelte den Kopf.
„Eine Schussverletzung an der linken Schulter hat Sie zu uns geführt. Sie hatten großes Glück, dass der Schuss nicht Ihr Herz getroffen hat“, erklärte Alma.
Rodolfo dachte nach und meinte: „Ich kann mich nicht erinnern.“
„Jetzt sollten Sie ruhen. Ich werde den Arzt informieren, dass Sie aufgewacht sind. Sicherlich wird auch die Polizei benachrichtigt, damit Sie Ihre Aussage machen können.“
„Ich weiß gar nicht, was ich der Polizei erzählen soll. Wenigstens kann ich mich glücklich schätzen, dass ich von so einer netten und wunderschönen Krankenschwester betreut werde“, bemerkte er und seine Art war zuvorkommend, nicht aufdringlich. „Wie heißen Sie?“
„Alma“, antwortete sie und lächelte zurückhaltend. Alma war dreißig Jahre alt, schlank und ihr schmales Gesicht wirkte mit den dunkelgrünen Augen, der schmalen Nase und den geschwungenen Lippen freundlich und aufrichtig. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem Dutt gebunden.
„Ich heiße Rodolfo Escalante“, stellte er sich vor.
Alma lachte: „Ich weiß. Ich betreue Sie seit zwei Wochen.“
Rodolfo lachte ebenfalls und meinte dann nachdenklich: „Stimmt.“ Er überlegte kurz und fragte: „Und ich lag zwei Wochen im Koma?“
Alma nickte: „Wir haben Ihre Schwester informiert. Sie war so freundlich und hat Ihnen einige Sachen gebracht. Seitdem war sie allerdings nicht mehr hier.“
„Meine Schwester und ich haben ein ausgesprochen kompliziertes Verhältnis. Unsere Lebensvorstellungen sind sehr unterschiedlich, besonders die meines Schwagers“, erklärte er und lächelte gequält.
Am Tag seiner Entlassung half Alma ihm, seine Sachen zu packen.
„Können Sie sich noch nicht an den Vorfall erinnern?“, fragte Alma.
Rodolfo schüttelte den Kopf: „Nein. Ich weiß es wirklich nicht. Jetzt freue ich mich, das Krankenhaus endlich zu verlassen. Vielleicht kommt die Erinnerung zurück, sobald ich wieder in meinem Alltag bin.“
„Sie wissen aber, dass Sie sich noch schonen müssen“, ermahnte sie ihn freundlich.
Rodolfo nickte: „Ja, das werde ich. Versprochen!“
Alma sah ihn mitfühlend an. Rodolfo Escalante war ein sehr gebildeter Mann, zurückhaltend und bedacht. Er strahlte Ruhe und eine gewisse Geborgenheit aus. Er wirkte auf Alma sehr besonnen.
„Sie sind ein Engel, Alma. Wie lange arbeiten Sie schon hier?“, wollte er wissen und sein warmer Blick ruhte auf ihr.
„Seit fünf Jahren.“
„Das Krankenhaus kann sich glücklich schätzen, eine derart kompetente Pflegekraft zu haben. Sind Sie zufrieden?“, fragte er aufrichtig.
Alma lächelte und antwortete: „Eigentlich schon. Ich liebe meinen Beruf. Trotzdem reicht das Geld nicht. Sie wissen ja, wie das in unseren Verhältnissen ist. Aber irgendwie geht es immer weiter. Ich arbeite außerdem noch in einer Fabrik, meistens nach meiner Schicht im Krankenhaus.“
„Das klingt nach sehr viel Arbeit. Das ist bewundernswert.“
„Ich bin bestimmt nicht die einzige, die mehrere Arbeiten verrichtet, um irgendwie über die Runden zu kommen“, erklärte sie optimistisch.
„Sicherlich haben Sie doch Familie, oder?“, wollte er wissen und klang ehrlich besorgt.
„Nur meine Mutter“, erklärte sie traurig.
Rodolfo sah sie an und reichte ihr seine Visitenkarte: „Rufen Sie mich an. Ich glaube, ich kann Ihnen helfen.“
Alma drehte sich im Bett auf die andere Seite. Sie fragte sich immer häufiger, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Rodolfo Escalante damals zu kontaktieren. Sie war verzweifelt gewesen. Die Spielschulden ihres Vaters hatten sie in eine immense finanzielle Not gebracht. Ihr Vater saß seitdem im Gefängnis und sowohl ihre Mutter als auch sie hatten den Kontakt zu ihm abgebrochen.
Sie dachte an den heutigen Abend zurück.
Alma und Rodolfo verließen an dem Abend das Restaurant. Das Abendessen war mit Rodolfos Partnern gut verlaufen und sie hatten einen ausgelassenen Abend verbracht. Das Restaurant war in einer ehemaligen Hacienda beherbergt und im Patio, dem Mittelpunkt der Hacienda, befand sich ein wunderschöner Springbrunnen, auf dessen Rand zahlreiche Weihnachtssterne in hübschen Tontöpfen aufgereiht waren. Die Lichterketten in einem warmweißen Licht waren exakt an den entsprechenden Bögen angebracht. Überall dekorierten Weihnachtsfiguren aus Reisig die Räumlichkeiten.
Alma und Rodolfo standen mit weiteren Gästen vor dem Restaurant und warteten auf ihre Fahrzeuge, als plötzlich ein Schrei losging. Eine Frau geriet in Panik. Mehrere Schüsse fielen.
Rodolfo zog Alma sofort in geduckter Haltung zurück in den Patio des Restaurants und sie suchten sich einen sicheren Ort. Er legte schützend seine Arme um sie: „Alles in Ordnung?“
Sie nickte: „Ja, es geht mir gut. Und dir?“
Er nickte ebenfalls und sagte leise: „Auch alles gut.“

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