Das Opfer im Gartenhäuschen

Das Opfer im Gartenhäuschen

Otto Pikal


EUR 14,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 52
ISBN: 978-3-99131-001-3
Erscheinungsdatum: 30.05.2022
Inspektor Kurt Thiemig hat seinen ersten Fall! Was zuerst wie Brandstiftung aussieht, entpuppt sich als gut verschleierter Mord. Er muss das Rätsel lösen, erst einmal aber mit seinem Partner auskommen, für den der eifrige Neue vor allem eine Nervensäge ist.
Die Hütte brannte lichterloh. Sie stand sehr einsam an einem Schotterteich, umgeben von Bäumen und Sträuchern. Kaum jemand hätte den Brand bemerkt. Das Holz war trocken und der Rauch hielt sich in Grenzen. Die nächsten Ansiedlungen waren Kilometer entfernt. Sie wäre unbemerkt niedergebrannt – wenn da nicht Überlebende gewesen wären.
Ein völlig verstörtes 16-jähriges Mädchen und ein etwa 30- bis 35-jähriger Mann. Er gab an, hier übernachten zu wollen. Beide wussten angeblich nichts voneinander und wurden von der Explosion überrascht. Die Hütte bestand aus drei kleinen Räumen, die jeweils einen eigenen Eingang hatten. Das Mädchen wollte angeblich eben die Hütte durch den Vordereingang verlassen, während der Mann durch den Seiteneingang eintreten wollte.
Sie waren von der Druckwelle ins Freie geschleudert worden. Dadurch waren sie zum Glück unverletzt geblieben.
Dann war da noch ein jugendlicher Zeuge, der sich zur Zeit des Unglücks mit seinem Fahrrad am Rand des Grundstücks hinter der Hütte befunden hatte.
Als die Feuerwehr und die Polizei anrückten, waren nur mehr verkohlte Trümmer und völlig zerfetzte Überbleibsel zu finden.
Nach den ersten Erhebungen musste es eine Explosion gegeben haben. Trümmer, die nicht angebrannt waren, lagen überall meterweit von der abgebrannten Hütte entfernt herum.
Inspektor Kurt Thiemig war als Erster am Brandort. Es schien hier zunächst eine klare Sache zu sein. Das Mädchen, Christa Luksch, gab an, hier gezündelt zu haben. Sie wusste angeblich nicht, dass Gerhard Riegler, ein Obdachloser, durch die Seitentüre die Hütte betreten hatte. Dieser hatte angeblich Benzingeruch verspürt und war daher nicht völlig eingetreten.
Christa Luksch war die Tochter des Landesrates und Unternehmers Christian Luksch, der auch der Besitzer dieser Hütte war. So weit war klar, dass er seine Tochter nicht anzeigen würde.
Anders sah es bei Gerhard Riegler aus.
Das Betreten des Grundstücks war verboten und das wurde durch eine Umzäunung und durch eine Tafel angezeigt. Außerdem wusste man von ihm, dass er nach dem Verlust seines Hauses nach der Scheidung von seiner Frau dieses im Zorn angezündet hatte. Dafür saß er im Gefängnis. Er wurde vorerst als Verdächtiger, trotz des Geständnisses der Christa, festgenommen.
„Warum habt ihr uns nicht früher verständigt?“, wurde Christa gefragt.
„Es ging alles so schnell! Mit einer Explosion hatte ich nicht gerechnet. Mein Handy lag in der Hütte, ich musste bis zur nächsten Straße laufen. Ein vorbeifahrender Radfahrer ließ mich mit seinem Handy anrufen.“, war ihre Antwort.
Das Handy bekam sie von Horst, dem Radfahrer. Dieser hatte später Probleme zu erklären, was er hier wollte.
„Warum in aller Welt wollten Sie die Hütte anzünden?“, fragte Kurt Thiemig nachdenklich.
„Stress mit meinem Vater! Ich möchte darüber nicht sprechen.“, sagte sie bestimmt.
Ihre trotzig verschränkten Arme machten klar, dass sie nun schweigen würde.
Brandinspektor Gert Slavik kam heran. „Inspektor, kann ich Sie kurz unterbrechen?“ Er wirkte leicht verstört.
„Was ist los?“
„Wir haben eine Leiche.“
„Du lieber Himmel. Eine Leiche?“
„Ja, vermutlich ein Mann, allerdings ist er bis zur Unkenntlichkeit verbrannt! Möglicherweise ist er schon vor dem Brand gestorben. Er lag im dritten Raum, einer Art Abstellkammer. Soweit man das noch feststellen konnte, dürfte er direkt Wand an Wand mit dem Griller gelegen sein. Wir vermuten, dass man ihn mit Strohballen verdeckt hatte. Einen genauen Bericht kann ich erst später geben.“
Das änderte alles. Nun wurden auch Christa und Horst vorläufig festgenommen und von einem Streifenwagen ins Präsidium gebracht.
Es war nun eine Mord-Ermittlung.
Leutnant Friedhelm Matzinger und Bezirksinspektor Heinrich Glatzl übernahmen den Fall.
Inspektor Thiemig musste nahezu zwanzig Minuten auf die beiden warten. Er war verärgert, denn er wusste schon, was auf ihn zukommen würde.
Inspektor Kurt Thiemig war neu im Präsidium, ehemaliger Verkehrspolizist, der sich durch Schulung weitergebildet hatte. Er war ein ruhiger, verschlossener Typ und nahm die vielen Sticheleien des Bezirksinspektors Heinrich Glatzl normalerweise mit Gelassenheit zur Kenntnis. Er hatte nach seiner Versetzung in den Kriminaldienst nichts anderes erwartet. Es würde eine Zeit dauern, bis man ihn für voll nehmen würde.
Er sah mit innerem Grimm, wie der etwas übergewichtige Bezirksinspektor heranstolzierte.
„Na, sieh mal an, unser Neuling! Kaum losgelassen, präsentiert er einen Mordfall!“
Als ob ich dafür etwas könnte!, dachte sich Thiemig, ignorierte Glatzl und informierte Leutnant Matzinger über den Stand der Dinge.
Der Leutnant merkte die negative Stimmung zwischen Glatzl und Thiemig. Er nahm Glatzl zur Seite.
Leise, so dass Thiemig es nicht hören konnte, sagte er: „Du solltest freundlicher mit dem Neuen sein, denn ich mache ihn in diesem Fall zu deinem Partner!“
Noch bevor der Bezirksinspektor etwas erwidern konnte, stellte der Leutnant klar: „Ich möchte, dass er von dir lernt, dass du ihm alles beibringst, was nötig ist, um Fälle zu klären. Beende deine persönlichen Animositäten. Das ist eine Anordnung, verstanden?“
Der Leutnant und der Bezirksinspektor waren Du-Freunde, aber der bestimmte Ton Matzingers war unmissverständlich. Hier sprach nicht der Freund, sondern der Vorgesetzte.
Glatzl schluckte seine Entgegnung und den Ärger hinunter und nickte stumm mit dem Kopf.
Schließlich raffte er sich auf und rief: „Thiemig! Sie fahren mit mir zurück ins Präsidium. Ab sofort stehen Sie mir als zweiter Partner zur Verfügung!“
Der Leutnant lächelte. Er nennt ihn Zweiten. Er will sich nicht völlig ausliefern. Er hält sich den Weg frei, auch mit mir oder jemand anderem weiterzuarbeiten. Schlau ist er!
Das Handy meldete sich. Es war Henriette Riedl aus dem Sekretariat: „Es gibt Aufregung im Präsidium! Der Landesrat Herr Christian Luksch wütet hier und will seine Tochter nach Hause nehmen!“
„Er soll gefälligst warten! Wir sind in einigen Minuten da.“
Zu Thiemig gewandt sagte er: „Ich hätte gerne noch mit dem Mädchen allein gesprochen.“
„Das wird kaum möglich sein. Abgesehen davon, dass wir sie ohne Rechtsvertreter oder Eltern nicht vernehmen dürfen, hat sie schon klar gemacht, dass sie nicht darüber sprechen möchte. In Anwesenheit ihres Vaters wird sie schon gar nichts sagen.“
Heinrich blickte auf seine Uhr.
„Es ist spät geworden. Wir werden sie mit dem Vater gehen lassen. Die beiden anderen bleiben über Nacht. Morgen ist auch noch ein Tag!“
Als sie im Präsidium ankamen, erwartete sie der wütende Vater der Christa Luksch und ein ebenso übel gelaunter Rechtsanwalt des Horst Thurner.
„Sie nehmen den Rechtsanwalt und ich den Vater!“, befahl Heinrich, sehr zum Ärger Kurts, dem dieser Ton sehr missfiel.
Diese Zusammenarbeit wird der Horror, gibt mir aber die Chance, mich zu beweisen, dachte er bei sich.
„Was werfen Sie meinem Klienten vor?“, begann der Anwalt
„Er war in der Nähe des Tatortes und erklärt uns nicht, warum!“
„Wenn das alles ist, werden wir gehen. Er war auf einem Weg außerhalb des Grundstückes und ist zufällig vorbeigekommen. Reicht das?“
Der Inspektor winkte müde ab und der Anwalt rauschte mit Horst Thurner ab.
„Manchmal hasse ich diese Rechtsverdreher. Warum lassen sie uns nicht unsere Arbeit machen? Wir hätten ihn schon dazu gebracht zu sagen, was er da wollte.“, brummelte er vor sich
hin.
Dem Bezirksinspektor erging es nicht besser.


Vernehmung mit Herrn Christian Luksch, Landesrat in Niederösterreich, zust. für Finanzen, Besitzer der abgebrannten Hütte:
„Herr Luksch – was sagen Sie zu der Situation mit Ihrer Hütte?“, begann Heinrich Glatzl vorsichtig.
Herr Luksch sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Was heißt hier Hütte?! Pfeif auf die Hütte! Sie haben meine Tochter in Gewahrsam genommen! Sie ist minderjährig und Sie wollen ihr einen Mord anhängen?“
Er musste mit Gewalt von den Wachbeamten in den Sessel zurückgedrängt werden.
„Lassen Sie uns doch in Ruhe miteinander reden. Immerhin hat Ihre Tochter zugegeben, dass sie die Hütte anzünden wollte!“, sagte der Bezirksinspektor besänftigend.
„Sie hat doch nichts mit einem Mord zu tun und das mit dem Anzünden stimmt auch nicht!“
„Wir haben eindeutige Beweise, dass sie einen Zündmechanismus angefertigt und versucht hat, ihn unter einem Bett anzuzünden. Haben Sie eine Ahnung, warum sie das wollte?“
„Das werde ich sie fragen, sobald sie wieder bei mir ist! Ich werde sie jedenfalls mitnehmen. Dafür gibt es von mir aus auch keine Anzeige. War es das?“
Der Bezirksinspektor nickte ernüchtert.
„Dem steht nichts im Wege. Es besteht keine Fluchtgefahr. Bitte sorgen Sie dafür, dass sie für uns verfügbar ist.
Eine andere Frage: Kann es sein, dass Sie jemanden beauftragt haben, auf Ihre Hütte zu achten?“
Christian Luksch schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wer der Tote sein könnte. Die Verdächtigen, inklusive meiner Tochter, wissen es nicht?“
„Kennen Sie Gerhard Riegler?“
„Wer kennt den in unserer Umgebung nicht? Ein armes Schwein, dem alles genommen wurde und das im Gefängnis landete.“
„Hatten Sie einen näheren Kontakt mit ihm?“
Herr Luksch entrüstete sich: „Wie käme ich dazu!? Ich weiß auch nicht, was er bei der Hütte zu suchen hatte, aber ich glaube nicht, dass er sie anzünden würde!“
„Herr Riegler behauptet, dass er mit Ihnen bei der Hütte verabredet war.“
„Also das ist der größte Unsinn, den ich jemals gehört habe!“, brach der Landesrat in ein Gelächter aus, „Was hätte ich mit ihm zu tun?“
Das Gelächter klang für Thiemig etwas übertrieben.
„Nun, erstens behauptet er, von Ihnen einen Job zu erhalten.“, meinte er.
„Und zweitens eine Unterkunft in der Hütte.“, ergänzte Glatzl.
„Glauben Sie das wirklich?“, wunderte sich Herr Luksch.
Es schien ihn sehr zu erheitern.
„Eigentlich nicht, aber das wollten wir wissen. Sie hatten also keine Abmachung mit Herrn Riegler. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Sie können Ihre Tochter mitnehmen. Auf Wiedersehen!“
„Das hoffe ich nach Möglichkeit nicht.“, brummte Luksch beim Hinausgehen.
Kurt Thiemig hatte im Nebenraum die letzten Sätze der Vernehmung mitgehört.
„Ist Ihnen aufgefallen, dass das Mädchen nicht mit dem Vater wegwollte?“, meinte Thiemig nachdenklich.
„Sie war doch sowieso völlig verstört. Sie sehen Gespenster!“
„Worauf achten Sie? Haben Sie gesehen, wie er aussah?“, fragte Thiemig.
„Was meinen Sie?“
„Er muss vor Kurzem eine gröbere Auseinandersetzung gehabt haben. Ein blaues Auge und Verletzungen im Gesicht! Er hat sich auch bei den Fragen nach Riegler eher seltsam benommen.“
„Worauf Sie alles achten! Sie meinen, das könnte zu einem Motiv führen?“, zweifelte Glatzl, obwohl an der Vermutung etwas dran sein könnte.
Er wollte Thiemig jedoch nicht recht geben.
Doch dieser blieb stur bei seinem Verdacht.
„Wäre doch möglich! Ein behäbiger Mensch, Landesrat und Chef einer großen Firma, prügelt sich normalerweise nicht so einfach. Wo hat er die Verletzungen her? Warum haben Sie ihn nicht gefragt? So ein Mensch könnte durchaus auch eine Waffe besitzen, vielleicht einen Revolver 9 mm?“, beharrte Thiemig.
„Ist das nicht ein wenig weit hergeholt? Aber wir werden uns schlau machen, ob auf ihn eine registriert ist.“, seufzte Glatzl. „Doch für heute reicht es. Haben wir schon die Berichte von Slavik und Strobl?“, wandte er sich an Henriette Riedl aus dem Sekretariat.
„Sie liegen auf Ihrem Schreibtisch.“, antwortete sie.
„Apropos Schreibtisch!“, wandte er sich an Thiemig. „Sie übersiedeln zu mir ins Büro. Der Schreibtisch mir gegenüber ist jetzt Ihrer. Die Frau Gerti Stangl wird Ihre Sekretärin. Der Leutnant will, dass ich Sie unter meine Fittiche nehme, da habe ich Sie gerne bei mir. Nun, für heute ist Schluss. Den Riegler lassen wir ein wenig dunsten und die Berichte haben auch noch bis morgen Zeit.“
Kurt war erstmal von der Ansage schockiert, aber nach näherer Überlegung stellte er fest, dass ein Schreibtisch im Hauptbüro und eine eigene Sekretärin wohl einen Aufstieg bedeuteten. Er war jetzt ein Teil der Mordkommission. Das bedeutete Prestige. Ein Wermutstropfen war sicherlich die Nähe und Zusammenarbeit mit Heinrich Glatzl. Da musste er wohl durch. An ihm, Kurt Thiemig, sollte es nicht liegen. Wie heißt es doch: „Deinen Freunden sollst du nahe sein, deinen Feinden noch viel näher.“
Kurt Thiemig musste lächeln. Heinrich dachte vielleicht ähnlich.
Leicht beschwingt verließ er das Präsidium.
Der nächste Tag begann mit der Vernehmung des Gerhard Riegler.
Vernehmung Gerhard Riegler, Obdachloser, vorbestraft wegen Brandstiftung:
„Herr Riegler! Was hatten Sie bei der Hütte zu tun?“
„Ich sollte mich mit Herrn Luksch treffen. Er wollte mir einen Job anbieten.“
Thiemig und Glatzl sahen sich mit einem bedeutungsvollen Blick an.
„Das sagten Sie schon bei der ersten Einvernahme, doch Herr Luksch bestätigte es nicht. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir Ihnen abnehmen, dass ein Industrieller und Landesrat Sie wegen einer solchen Sache in einer Hütte treffen will. Wer soll Ihnen solchen Schwachsinn abnehmen? Er hätte Sie, wenn schon, in sein Büro beordert!“
„Er hatte mir angeboten, für eine gewisse Zeit in der Hütte zu wohnen, und ich sollte sie mir ansehen. Er kannte meine Probleme nach meiner Scheidung und er wusste auch von meiner Verzweiflungstat.“
„Trotz allem wollte er Sie anstellen?“, zweifelte Thiemig.
„Er ist ein guter Mensch – er spielt nur immer den Wilden.“
Das bezweifle ich, dachte der Bezirksinspektor bei sich. Laut sagte er: „Haben Sie irgendetwas Verdächtiges bemerkt, als Sie ankamen?“
„Nein, das Ganze war ein Verhängnis. Ich hatte eine brennende Zigarette in der Hand, als ich eintrat. Die Tür war unversperrt, aber kaum hatte ich sie offen, krachte es auch schon. Durch den Luftdruck wurde ich glücklicherweise weggeschleudert. Erst dann merkte ich, dass auch Fräulein Luksch da war und ebenso wie ich aus der Tür des anderen Raumes geschleudert wurde. Sonderbar war nur: Sie stand wie versteinert da und machte keine Anstalten, um Hilfe zu rufen. Ich selbst habe kein Handy. Erst, als die Hütte schon im Vollbrand stand, rief sie dem vorbeifahrenden Radfahrer zu, die Feuerwehr zu rufen. Das tat er dann auch, hätte es aber auch bleiben lassen können. Die Hütte war nicht mehr zu retten. Bis dahin hatte auch er nur mit offenem Mund zugeschaut. Die heutige Jugend hat offensichtlich keine Geistesgegenwart mehr!“
„Das Schlimme ist nur: Unter den verkohlten Trümmern fanden wir eine Leiche!“
„Waaas…?!“ Gerhard Riegler sprang entgeistert auf und musste mit Gewalt in den Stuhl gedrückt werden.
„…und deshalb glaubt ihr jetzt…“
Er schien gebrochen und begann zu schluchzen.
„Ich habe doch damit nichts zu tun! Ich wusste das doch gar nicht. Es war noch jemand in der Hütte? Jemand, der es nicht schaffte? Wir machten keine Anstalten, zu helfen! Oh Gott, oh Gott!“, wimmerte er.
Für die beiden Inspektoren schien klar: Dieser Mann wusste nichts von der Leiche oder er war ein genialer Schauspieler. Man könnte ihm nur Hausfriedensbruch vorwerfen. Seine Reaktion schien echt. Im Moment war er nicht mit der Leiche in Verbindung zu bringen.
„Das wär’s. Sie können gehen.“, brummte Glatzl.
Der Mann beeilte sich, den Raum zu verlassen.
„Sollte er sich nicht zu unserer Verfügung halten, falls wir ihn noch brauchen?“
„Er ist nicht verdächtig und der Hausfriedensbruch ist Privatsache.“
„Aber irgendwo muss er doch erreichbar sein und selbst für einen Augenzeugen wäre er wichtig.“, ereiferte sich Thiemig.
Der Herr Riegler hatte inzwischen das Präsidium verlassen.
„Obdachlos! Was, wenn wir ihn brauchen oder ein mögliches Gericht? Wie sollte er sich denn zur Verfügung halten?“
Inspektor Glatzl biss sich auf die Lippen. Ihm wurde bewusst – der Wichtigtuer hatte recht!
„Verdammt! Es fällt mir schwer, es zuzugeben: Daran habe ich nicht gedacht! Sehen Sie zu, ob Sie ihn noch einholen können!“
Doch es war zu spät. Herr Riegler hatte das Weite gesucht und wie es schien auch gefunden. Nur – Thiemig fand ihn nicht.
Atemlos kam er zurück.
„Nicht mehr aufzufinden – sollen wir eine Fahndung ausgeben?“
„Kein Aufwand für nichts. Wir werden ihn nicht brauchen.“
Hoffentlich!, dachte sich Thiemig und war nicht überzeugt.
Gerhard Riegler tat dem Bezirksinspektor Heinrich Glatzl zwar leid, aber sie hatten einen Verdächtigen verloren.
„Es gehen uns die Verdächtigen aus.“, bemerkte Thiemig sarkastisch.
„Ich denke nicht, sie verändern sich nur.“, verbesserte Glatzl aus Prinzip.
„Das Drama muss sich vorher abgespielt haben.“
Dieser Thiemig war in seinen Augen eine Nervensäge.
„Damit rückt Christa Luksch wieder in den Fokus.“
„Was hatte sie vor? Warum wollte sie ausgerechnet das Bett anzünden?
Es fehlt immer noch ein Motiv.“
„Was wäre mit dem Besitzer, ihrem Vater?“
„Damit haben wir ein ähnliches Problem – kein Motiv und ein Alibi!“
„Moment!“, unterbrach Thiemig den lauten Gedankengang seines Partners.
„Alibi … das Gas könnte man irgendwann aufdrehen und beispielsweise den Obdachlosen hinbeordern, um ihn zu einem Schuldigen oder zu einem zweiten Opfer zu machen. Man könnte dann behaupten, er sei bei seiner eigenen Brandstiftung zu Tode gekommen!“
Thiemig hatte es nur so vor sich hingesagt.

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