Zwei Hunde mit Herz und Seele

Zwei Hunde mit Herz und Seele

Zwei Hundemädchen und ein Zuhause

Angelika Werth


EUR 19,90
EUR 11,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 62
ISBN: 978-3-95840-185-3
Erscheinungsdatum: 04.10.2016
Die Hundedamen Romi und Bianka erzählen aus ihrem turbulenten Alltag: Familienleben, herrliche Sonntage, kleine Eskapaden, aber auch das Ende eines Hundelebens und der Beginn eines neuen. Ein tierisches Lesevergnügen nicht nur für Hundefreunde!
Romanze von Alpenblick


Guten Tag, meine Lieben, ich heiße Romi, das heißt, so wurde ich benannt aufgrund meines Stammbaumes. Mein vollständiger Name lautet: Romanze von Alpenblick.
Ich wurde vor mehr als acht Jahren als junges Cockerspaniel-Mädchen gekauft. Ach, wie fand man mich süß, niedlich, drollig und zum Knuffeln. So äußerte sich die Familie, die mich in ihren Kreis aufnehmen wollte.

Dazu muss ich Folgendes sagen: Ich saß geduldig in meinem Zwinger irgendeines Hauses im Bergischen Land und wartete auf einen Menschen, der bereit war, mir ein Zuhause zu geben. Vier von unserem Wurf, zwei Schwestern und zwei Brüder, hatten bereits ein Herrchen oder Frauchen oder beides gefunden. Ich war im Bunde die Fünfte und Letzte des Wurfes, die auf eine Heimat hoffte.
Ich bin als Welpe sehr krank gewesen. Meine Mutter Rieke erzählte es mir vor einer längeren Zeit. Ich sehe noch verschwommen die Umrisse des Gesichtes eines älteren Herrn, der sich, wie sich später herausstellte, als Tierdoktor entpuppte. Er sprach sehr freundlich mit mir und kraulte mich an meinem Kopf und an meinen Ohren, worauf ich, an solch mannigfache Liebkosung nichtgewöhnt, ihm mit meiner kleinen nassen Zunge freundschaftlich die Hand leckte.
Doch plötzlich – und für mich vollkommen unerwartet – stach dieser bösartige Mensch mit einem spitzen Gegenstand in meinen kleinen Po, sodass ich aufjaulen musste, weil ich es als sehr schmerzhaft empfand, und mich schnellstens im äußersten Winkel unserer Hundebox verbarg. Aus lauter Angst zitterte ich erheblich. Meine Mutter Rieke kam zu mir, beleckte und tröstete mich.
Seit diesem Erlebnis mache ich einen Riesenbogen um jeden Menschen, der nur im Geringsten irgendwelche medizinischen Gerüche um sich verbreitet.

Nun um auf den Tag des Kaufes zurückzukommen:

Es begann ein Tag wie jeder andere. Plötzlich ging die Tür unseres Hundezwingers auf und herein stolzierte eine Familie, bestehend aus Vater, Mutter, Tochter und Sohn.
Sie machten einen sehr netten und vornehmen Eindruck, sodass ich sie, als sie vor meiner Box standen, mit den treuherzigsten Augen unverwandt ansah; und weil ich es für angebracht hielt, ein Winseln hervorzauberte, dass selbst den hartgesottensten Menschen das Herz im Leibe hätte erweichen müssen. Indessen konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, welches aber nicht bemerkt wurde.
Nach vielem Hin und Her, nachdem die Frau, die später mein Frauchen werden sollte, mein späteres Herrchen auch mit solchen treuen Blicken bedachte, wie ich es getan hatte – was ich nicht ohne zu schmunzeln feststellen musste – und mit einer Redegewandtheit in bestechender Weise auf ihn einredete, sodass Herrchen überhaupt nicht zum Sprechen kam, vielleicht auch nichts mehr zu sagen hatte – wie es mir damals erschien, welches sich später als richtig erweisen sollte –, gab sich der Mann mit einem tiefen Seufzer geschlagen.
Die Herzen der Kinder hatte ich mittlerweile im Sturm erobert.

Somit wurde ich, indem mich Ausrufe des Entzückens ständig begleiteten, aus der Box gehoben und, mit vielen Streicheleinheiten versehen, für 600,-- DM erstanden.

Inzwischen sind acht Jahre vergangen und es entstand eine vollkommen neue Situation für uns alle. Herrchen ist im Ruhestand und hat im Hochsauerland einen Bungalow gebaut, in dem wir, Herrchen, Frauchen, Tochter Geli, Schwiegersohn Paul und ich, glücklich und einträchtig miteinander leben.

Es ist Sonntag.

Kein außergewöhnlicher Sonntag, aber ein Sonntag im Frühling mit herrlich blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und fröhlichem Vogelgezwitscher. Es ist sieben Uhr in der Frühe – noch eine Oase der Ruhe und des Friedens. Ich recke und strecke mich und lasse ein lautes, glucksendes Gähnen ertönen– das tue ich immer, wenn ich mich besonders wohlfühle.
Die Jalousien hat Frauchen am gestrigen Abend heruntergelassen, so, dass nur ein winziger Spalt geblieben ist, durch den helles Morgenlicht dringt. Zu blöd, dass sie diese Dinger jeden Abend herunterlässt, ansonsten könnte ich gemütlich vor dem Fenster sitzen und etwas Ausschau halten. Ich muss mich damit abfinden, trotte nochmals auf mein Lager zurück, gähne herzhaft und verfalle in einen kurzen Dämmerzustand, vielleicht ist es auch ein winziger Schlummer, in dem mich schöne Träume begleiten.

Plötzlich wache ich auf und höre sich langsam nähernde, schlurfende Schritte.
Aha, denke ich, das kann nur Herrchen sein. Herrchen macht meistens morgens das Frühstück. Gleich wird er mich mit den allmorgendlichen Worten begrüßen: guten Morgen, Romanze.
Da geht schon die Tür auf.
„Guten Morgen, Romanze“, sagt Herrchen, zieht langsam die Jalousie hoch, sodass herrliche Sonnenstrahlen den Raum durchfluten. Nur langsam bemühe ich mich, mich zu erheben. Erstens, weil den allmorgendlich sich wiederholenden Worten „guten Morgen, Romanze“ keine weiteren Liebkosungen folgen, und zweitens, weil er mich grundsätzlich jedes Mal mit seinen plumpen Füßen auf die Pfoten tritt, wenn er in der nicht so sehr großen Küche herumhuscht, das heißt, es ist eigentlich kein Huschen, das Wort wäre falsch interpretiert, nennen wir es gemächliches Bewegen, dass ich vor Schmerzen aufheulen muss. Doch werde ich wenigstens den Anstand wahren und ihn angemessen begrüßen, da ich schließlich unter seinem Dach wohne und auch oft ein großes Stück Wurst für mich abfällt, schließlich missrät ja nicht alles, was Herrchen anpackt.
„Autsch“, jetzt hat er mich wieder auf die rechte Vorderpfote getreten. Ich gebe keinen Laut von mir, weil ich das Donnerwetter hasse, was auf mich niederregnen wird, trotz meiner Schuldlosigkeit.
Schon geschieht es: „Dummer Köter, kannst du denn nicht aufpassen, siehst du nicht, dass ich hier hinmuss?“
Doofes Herrchen, denke ich, ziehe mich mit eingezogenem Schwanzstummel und herunterhängenden Schlappohren traurig auf meine weiche Decke zurück und bin beleidigt. Gleichzeitig voll der Schadenfreude. Na warte, wenn dieser böse Ausspruch von Frauchen vernommen worden ist, bekomme nicht ich, sondern du bekommst die Schelte.
Frauchen hat den garstigen Ausspruch Herrchens vernommen und eilt mit wehendem Morgenmantel herbei. „Was schiltst du den Hund, schau doch, wohin du trittst.“

Ich sehe und höre mir die morgendliche Aufführung zwischen Herrchen und Frauchen von meinem Lager aus an, indem ich meinen Kopf zwischen die Pfoten lege und mit einem Auge blinzelnd das Schauspiel betrachte.
Jetzt hockt sich Frauchen neben mich, streichelt und begrüßt mich überaus freundlich.
„Guten Morgen, mein gutes Tier, solch ein guter Hund, so brav ist sie.“ Krault mich hinter den Ohren, woraufhin ich die Augen schließe und genüsslich das wiederkehrende Ritual mit großem Wohlbehagen genieße.
Herrchen bereitet derweilen das Frühstück. Klirrend türmen sich Teller, Tassen und Bestecke auf dem Tablett und Herrchen balanciert es offensichtlich sehr mühsam auf den Küchentisch. Das Kaffeewasser summt und köchelt. In zischenden und gurgelnden Lauten sprudelt es in den Kaffeefilter und ergießt sich als bräunliche Brühe auf den Boden der Kanne.
Ein eigenartiger, fast stinkender Geruch, denke ich mir. Wie können sie ein solches Gebräu für fantastisch halten und es sogar noch als hervorragend bewerten.
Nun ja, wenn sie Gefallen an diesem Gesöff finden, dann soll es mir auch recht sein.
Geschäftig pendelt Herrchen zwischen Kühlschrank und Tisch. Trägt prächtige Wurst- und Käsesorten auf. Das sonntägliche Frühstücksei darf natürlich auch nicht fehlen.
Langsam bequemen sie sich, sich an der reich gedeckten Tafel zu platzieren und sehr geräuschvoll zu schmausen. Vorerst ohne Dialoge.

Nun ist für mich die Zeit gekommen, dass ich in Erscheinung treten muss, und ich mache mich bemerkbar. Schließlich habe ich ebenfalls Frühstückshunger, denn ansonsten käme ich zu leicht in Vergessenheit.

Sie reden vom Wetter. Haben sie denn keine Augen im Kopf? Wunderbarer Frühling mit herrlichstem Sonnenschein.
Sie sprechen über ihren früheren Wohnort. Redeführend ist Frauchen.
Die Menschen seien dort freundlicher gewesen. Dass in dieser Jahreszeit dort alle Bäume in voller Blüte gestanden hätten und hier gerade der Löwenzahn missmutig mit seinen gelben Blüten die Landschaft mühsam in ein gelbes Blumenmeer verwandeln würde. Dass sie von Tante Maria lange nichts gehört hätten, dabei ihr doch vor vierzehn Tagen einen schmucken Blumenstrauß durch Fleurop zukommen ließen. Keine Rückantwort, kein Dankeschön. Wozu das Telefon angeschafft worden sei, da doch sowieso niemand anrufen würde. Sie wohnten hier schließlich am Ende der Welt.
Daraufhin erlitt Herrchen einen Wutanfall und meinte: „Immerhin war es deine Idee, hierherzuziehen, die Nachrangigkeiten wirst du nun in Kauf nehmen müssen.“
So ereiferten sie sich in einem ständigen Wortwechsel, der nicht nur liebenswerte Worte hervorzauberte. Ein wildes Rededuell wurde ausgefochten.

Schließlich wurde es mir zu bunt. Nachdem mir der gute Duft der Leberwurst in die Nase stieg, lief mir das Wasser im Maul zusammen und ergoss sich tropfend auf dem Fußboden. Ich stupste mit meiner feuchten schwarzen Nase zart an Herrchens Knie.
Keine Reaktion. – Dann versuchte ich es mehrmals mit meiner Pfote, die ich an Herrchens Knie und Unterschenkel langsam, jedoch mit viel Kraft heruntergleiten ließ.

Nun wurde Herrchen auf mich aufmerksam. Warf mir achtlos ein Stückchen Brot, das mit Butter beschmiert war, zu und ereiferte sich weiter in dem Gespräch, das außergewöhnliche Dimensionen annahm. Das war ja nun der Gipfel der Unverfrorenheit vonseiten Herrchens.
Meine Empörung wuchs, weil er wissen musste, dass ich ein Butterbrot nur im Notfall fraß, doch der war noch nicht eingetreten.
Ich schaute diesen Gebärden in Sprache und Gesten eine Weile zu, ließ Brot und Butter achtlos auf dem Boden liegen, setzte mich kess an Frauchens Seite und bluffte.
Das hatte einen einschlagenden Erfolg. Frauchen ließ Gespräch, Gespräch sein, lächelte mir zu und fragte mit ihrer freundlichen Stimme, die sehr einschmeichelnd sein konnte:
„Möchtest du ein Stückchen Leberwurst?“, woraufhin ich lauter bluffte, weil ich mich verstanden fühlte.
Frauchen schenkte mir ein großes Stück, welches ich laut kauend und schmatzend verschlang. Leckte Maul, Nase und Bart voller Wonne und hielt Ausschau auf ein weiteres Stück. – Es tat sich nichts. – Das Sonntags-Ei war noch nicht verzehrt; oder hatte ich es verpasst? Ich hob meine Nase in die Höhe und schnüffelte, doch den Geruch eines angebrochenen oder vertilgten Eies konnte ich nicht feststellen.
Plötzlich vernahm ich, wie Herrchen erbarmungslos mit einem Eierlöffel auf ein Ei trommelte, sodass Schalensplitter durch die Gegend sausten. Dieses war der Zeitpunkt, mich auf Herrchens Seite zu schlagen.
Herrchen verspeiste mit Hochgenuss das Ei, während ich mit traurigen Blicken an Herrchens Löffel, Mund und dem merklich schwindenden Ei hing.
Das Sonntags-Ei war auf Nimmerwiedersehen in dem Schlund von Herrchen verschwunden, was mich wiederum veranlasste, einige Male wütend zu bellen.
Herrchen schaute mich überaus erstaunt an, während Frauchen die Situation erfasste, schnurgerade zur Spüle marschierte, ein Ei aus dem Eierkochtopf hervorzauberte, es mit ein paar geschickten Handgriffen von der Schale befreite, es in der Mitte zerbrach und es mir in den Fressnapf legte.
Freudig mit meinem Hinterteil wedelnd, stürzte ich auf den Napf zu und mit zwei Bissen war das wundervolle Sonntags-Ei vernascht. Behaglich leckte ich immer und immer wieder mein Maul und soff ein wenig Wasser aus dem eigens für mich immer bereitstehenden Wassernapf, der auch ständig mit frischem Leitungswasser gefüllt war.
Somit wurde die sonntägliche Frühstückszeremonie für uns drei als beendet erklärt.

Ich will nun endlich hinaus in die Frühlingsluft, belle aus Leibeskräften – sofort wird die Küchentür geöffnet und ich springe die wenigen Stufen der Treppe hinunter und renne in den Garten. Das Grundstück, auf welchem unser Haus steht, ist mein Revier. Sollte nur mal jemand kommen, den würde ich vergraulen, egal, ob es sich um einen Menschen handeln würde oder um ein Tier.
Auf der rechten Seite unseres Grundstückes wohnt die Dackelhündin mit Namen Loni. Dieser Name erinnert mich an eine braun-bunte Kuh mit großen Glotzaugen.
Da kommt sie auch schon angetrottet. Loni grüßt unterwürfig, schreitet etwas zur Seite und hat wohl das Bedürfnis, stehen bleiben zu müssen, um mir den neuesten Dorfklatsch anzuvertrauen; besinnt sich aber, da ich knurrend ihren Gruß erwidere, weiterzulaufen. Wie ich diese Heuchelei hasse! Hinter meinem Rücken quatscht sie nur hässlich über mich. Sie sollte sich baldmöglichst von der Grenze, die unser beider Grund und Boden trennt, davontrollen. Ansonsten könnte ich verdammt unangenehm werden. Ich kann einfach diese Grenzgängerin Loni nicht ausstehen.

Wie wild gebärdet sich auf der gegenüberliegenden Seite, die durch einen Zaun begrenzt wird, die kraus gewellte Dackeldame Copsie. Copsies große Begabung besteht darin, sich ständig mit mir anlegen zu müssen. Was dieses markerschütternde Gebell nun wieder soll? Ständig dieses angeberische Getue. Wie sie dort herumstolziert und sich wichtigtut, als wäre sie der Mittelpunkt der Welt, dabei ist sie nicht annähernd so hübsch und gut gebaut, wie ich es bin.
Langsam, mit aufrechtem Gang und hoch erhobenen Hauptes, begebe ich mich zum Grenzzaun. „Guten Morgen, Copsie“, sage ich, nicht ohne einen Unterton von Ironie in der Stimme. „Guten Morgen, elegante Dame“, erwidert sie spöttisch den Gruß.
Was soll denn dieses heißen?, frage ich mich, ehrlich erstaunt ob so viel Dreistigkeit.
Denn aufrichtig hat sie es in keinem Fall gemeint.
„Na, dein Fell glänzt, als hätten deine menschlichen Eltern einen Liter Olivenöl über dich verschüttet. Deine Zehennägel sind geschnitten. Es grenzt an ein Wunder, dass sie nicht rot lackiert sind. Deine herunterhängenden Ohren sind perfekt gestriegelt und gekämmt, was doch einen erheblichen Vorteil für deine Persönlichkeit ausmacht. Dies alles muss ich wirklich neidlos anerkennen.“
„Danke“, sage ich, um der Höflichkeit willen, und ergänze: „Nun, man tut, was man kann, wenn schon alle Voraussetzungen gegeben sind. Eventuell schaffst du es auch eines Tages, wenn auch weit entfernt, solch ein Aussehen, wie ich es verkörpere, zu bekommen. Ich bezweifle es allerdings sehr stark. Ein Erscheinungsbild passt sich eben einer persönlichen Umgebung an.“
Das sitzt! Copsie gibt zürnende Zischlaute von sich, rast, als wenn sie besessen wäre, den Zaun entlang der Straße zu. – Ich tue es nicht minder. – Auf dem Gehsteig stoppen wir abrupt, stehen uns gegenüber und gehen in Kampfstellung.
Zähnefletschend tritt Copsie einen Schritt vor –, komm nur, denke ich.
Sie nähert sich um einige Trippelschritte und wie von einer Tarantel gestochen will sie sich auf mich stürzen.
Im gleichen Moment hole ich zu einem Täuschungsmanöver aus –, weiche einige Schritte zurück und springe mit meiner doch beachtlichen Körperschwere auf ihren Rücken.
Irgendwie kommt sie auf dem Rücken zu liegen. Ich will sie schon an ihrem Kragen packen und sie hin- und herzusseln, da fängt sie schnaufend und nach Luft japsend an zu winseln: „Tu mir nichts, wir wollen uns doch in der Zukunft mehr respektieren.“
Das muss die gerade sagen, denke ich und spreche: „Jämmerliche Zeule.“
Zwicke sie mit meinen Zähnen, wobei ich mich von ihrem Rücken erhebe, in die linke Vorderpfote, dass sie kurz aufheulen muss. Entlassen wird sie mit einem kurzen Seitenhieb meiner vorderen rechten Pfote in ihre gar zu schön besaitete linke Flanke.
Copsie rennt laut bellend, zwischendurch etwas jaulend, so schnell ihre krummen Beine sie tragen können, und sucht Schutz an dem Schürzenzipfel ihres Frauchens, deren Name Lotte heißt.

So, diese Diskrepanz hätte ich erst einmal aus dem Weg geräumt, denke ich.
Ich bin mit mir sehr zufrieden.
Gemütlich, mir viel Zeit lassend zum Schnüffeln, gelange ich auf eine große Wiese.
Hier nehme ich ein ausgedehntes Sonnenbad. Wälze mich im üppigen Gras auf dem Rücken und genieße die mich erwärmenden Strahlen. Bunte Schmetterlinge flattern um mich herum. Ich höre das Summen der Bienen, das Zwitschern der Vögel und das Murmeln des nahen Baches. Ich fühle mich wunderbar. Fantastisch ausgeglichen. Ich habe erst mal den beiden Schmarotzern gezeigt, wer hier das Sagen hat.

Nichts Schlimmes ahnend, höre ich zu meinem Leidwesen den schrillen Pfiff Herrchens, der mir sämtliche Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Dieser helle Pfeifton bedeutet nämlich, dass ich sofort zu kommen habe. Ich hebe meinen Kopf, um ihn besser sehen zu können. Erblicke ihn im Türrahmen des Hauses, ausgerüstet mit Spazierstock und meiner Hundeleine. Spazieren gehen mit Herrchen, wie mir das zuwider ist.
Wird das ein langweiliger Marsch werden, sind meine Gedanken.

Mit schleppenden Schritten mache ich mich auf den Weg zum Hause, überlege derweilen, wie ich diesem Übel entrinnen kann. Da hat mich Herrchen schon am Halsband erwischt, hakt die Leine ans Halsband und schleift mich mehr, als dass ich gehe, auf die Straße.
Herrchen wählt ständig den Weg in Richtung Felder.
Kann er denn seine Schritte nicht mal ins Dorf lenken, wo meine Freunde wohnen?
Sehnsüchtigen Blickes betrachte ich das Hinweisschild der Ortschaft. Schon zerrt Herrchen am Halsband und gemeinsam schleichen wir voran. Ich, immer darauf bedacht, mich bei günstiger Gelegenheit aus dem Staub zu machen.
Herrchen grüßt nach allen Himmelsrichtungen, indem er seinen dicht geflochtenen Strohhut lüftet und plaudert mit den Leuten, zumeist Nachbarn, die des Weges kommen.
Ich harre geduldig an seiner Seite und hechele mir Kühlung zu.

Endlich sind wir im Schneckentempo bis zu den ersten Roggenfeldern vorgedrungen.
Hier löst Herrchen mich von der Leine, mit den Worten: „Hier kannst du ein bisschen frei laufen, Romanze.“
Ich halte noch einige Schritte mit, um mich dann schnellstens umzudrehen und eiligst unserem Haus zuzulaufen. Flüche, die aus Herrchens Mund kommen, höre ich nur noch als Wortfetzen, so schnell entferne ich mich. Kurz vor der Haustür mäßige ich meine Gangart und stoße die Tür mit einem heftigen Stups meiner Nase auf. Frauchen ist überrumpelt von dem allzu schnellen Wiedersehen, sodass sie in Rufe der Begeisterung ausbricht. Sie scheint wirklich glücklich zu sein.
5 Sterne
Verzaubert ein Lächeln in mein Gesicht - 13.11.2016
Gerlinde Hofmann

Ich habe das Buch gelesen....sehr schön. Ich hatte immer ein Lächeln im Gesicht. Da möchte ich auch mal Hund sein.....Es ist so geschrieben, das es für jeden gut zu lesen ist, auch zum Vorlesen für Kinder.....Top!!!!!

5 Sterne
Zwei Hunde mit Herz und Seele - 10.10.2016
Paul Werth

Ein Buch mit Witz und Humor und vielen Eskapaden der Hunde.Es wird nicht über die Hunde berichtet, sondern die Tiere erzählen in menschlichen Worten über sich.Dieses Buch verleitet zum Schmunzeln. Sehr spannend geschrieben.lesenswert!

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