Kein Y ohne Idylle

Kein Y ohne Idylle

Noemi Poka


EUR 13,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 72
ISBN: 978-3-99038-812-9
Erscheinungsdatum: 22.06.2015
Vor bitterböser Satire strotzende Schmankerl rund um die Krankenpflege in 21 Kapitel. Tragisch-irrwitzige Anekdoten aus den verschiedensten Bereichen - von der Ausbildung bis zur Lehrschwester, von Psychiatrie bis Interne - voll von beißendem Sarkasmus und Selbstironie.
Für meinen Mann und meine Söhne


Es ist unmöglich, witzig zu sein ohne ein bisschen Bosheit.
Die Bosheit eines guten Witzes ist der Widerhaken,
der ihn haften lässt.
Richard Brinsley Sheridan



Schritt Schritt Tscha-Tscha-Tscha

Vor einigen Jahren entschlossen sich mein Mann und ich, gemeinsam einen Tanzkurs zu belegen, vielleicht habe ich ihn aber auch dazu gezwungen, weiß ich jetzt nicht mehr so genau. Tatsache ist, dass wir zu einem Schnuppertanzabend in die nahegelegene Tanzschule pilgerten – heute würde man eventuell „Workshop“ sagen – und der schicke Tanzlehrer den Kurs folgendermaßen anpries: „Sie werden sehen, die Bewegung tut Ihnen gut. Auch für die Beziehung ist so ein Tanzkurs sehr erfrischend. Und Sie werden viele nette Menschen kennenlernen, neue Freunde gewinnen! „Ich mag keine Menschen“, entschlüpfte es mir. „Ähm, darf ich fragen, was Sie von Beruf sind?“ Als ich „Krankenschwester“ murrte, war der Herr Tanzlehrer dann doch etwas irritiert. In Bezug auf Beziehung kann ich bestätigen, dass der Besuch eines Tanzkurses absolut empfehlenswert ist! Wenn Sie nicht spätestens beim Silberabzeichen getrennt lebend oder gar geschieden sind, sind Sie füreinander geschaffen. „T’schuldige Schatz! Bin ich dir etwa schon wieder auf die Zehe gestiegen?“ „Kein Problem, mein Hase! Wird schon blau werden!“



Geh bitte, Schwesterl

Mein erstes Praktikum als Krankenschwesternschülerin absolvierte ich, der Schlupf, wie die Schüler und Schülerinnen in Wien liebevoll genannt werden, auf einer Internistischen Station. Ein Patient, Nationalität Serbe, brachte mich an die Grenzen des Wahnsinns. Nun muss man wissen, auf die Glocke zu gehen, ist Schülerhacke. Herr Sowieso, der serbische Patient, läutete, die Schülerin lief und hörte den Befehl: „Schwesta, gibst du Polsta auf andere Seite!“ Getan, Zimmer verlassen, es läutete wieder, erneut hinein ins Patientenzimmer: „Schwesta, machst du Fensta auf!“ Raus, sofortiges Läuten, rein. „Schwesta, bringst du ma Wassa!“ In diesem Jargon ging es weiter, ehe sich eine Duftwolke über den ellenlangen Gang der Station verbreitete und alle Pflegepersonen intuitiv wussten: Jetzt hat Herr V. Stuhl in seine Inkontinenzhose abgesetzt – „Windel“ darf man ja nicht sagen in der Krankenpflege, weil den Babys vorbehalten, „voll angeschissen“ sowieso nicht! – und alle warteten auf das obligatorische Läuten und darauf, dass die Schülerin eilig Schritt aufnehmen werde, um den Job zu erledigen. Aber nicht mit mir! Auf zur vorgesetzten Schwester und ein „Geh bitte mit mir mit! Ich fürcht’ mich so vor dem Patienten!“ gehaucht. Gemeinsam, die Polin und die Schülerin, hin zum Serben. „Machst du mich frisch!“, forderte der Patient lautstark. Schutzhose auf, ein Blick hinein, schnell wieder zu. Schwester D. an mich gerichtet: „Gibst du das Schaum da!“ Die Schülerin reichte artig das Spray, auf welches die Diplomierte gezeigt hatte. Inkohose auf, kurz hinein gesprüht, daraufhin der Patient: „Uhhhi!“ Meine Vorgesetzte schimpfte: „Ist das Spray kaputt. Macht nicht Schaum!“ Ein Schütteln der Dose, erneut die Schutzhose auf, wieder ein Sprühstoß. Vom Serben war ein „Uhhi uhhi uhhi!“ zu hören. „Gehst du, bring ma ein anderes Spray!“ Die Schülerin verließ den Raum, in der Hand den vermeintlich kaputten Pflegeschaum, welcher den Stuhl aufweichen und den Geruch neutralisieren hätte sollen, dies aber nicht getan hatte. Mein Blick fiel auf das Etikett und ich las: Raumspray Fliederduft. „Uhhi“, kann man da nur sagen. Am nächsten Tag hatte der Patient einen Hintern, der so rot leuchtete wie der eines Pavians, war aber plötzlich kontinent. Geläutet hat er fortan auch nicht mehr. Wenn das kein Pflegeerfolg ist!



Das mieseste Haarshampoo aller Zeiten

Apropos nicht schäumen, da hab ich doch gleich noch eine Geschichte. Vor vielen Jahren, so zur Schüler- und notorischen Geldnotzeit, verkaufte ich am Wochenende am Flohmarkt allerlei Dinge, die ich nicht mehr brauchen konnte oder nicht mehr haben wollte. Unter anderem lag in einer Jedes-Stück-5-Schilling-Kiste eine Tube Wet Gel. Ein Türke – hoppla, jetzt weiß ich gar nicht genau, ob man Türke eigentlich noch sagen darf, weil Neger, Zigeuner oder Eskimo darf man ja nicht mehr … – also, damit ich mich nicht verzettel – ein Migrant aus Eurasien mit schütterem Haar, sprich Glatze, fragte mich: „Das sein gutes Schampo?“ Ein kurzer Blick auf die Tube Wet Gel, dann Pokerface und selbstsicher entgegnet: „Ja, ja.“ „Machen viel Schaum beim Haare waschen?“ Bekräftigende Antwort: „Na unbedingt!“ Um fünf Schilling verkauft! Ich war nie mehr auf diesem Flohmarkt!



Oberschwester auf Kreuzfahrt

Vor einiger Zeit schenkte ich meinem Herren Gatten in Ermangelung anderer Ideen zum Geburtstag eine Mittelmeerkreuzfahrt. Natürlich hatte ich meine Bedenken: die vielen, wahrscheinlich vor allem alten Leute auf dem Schiff, und als Krankenschwester ist man ja ohnehin ein bisserl soziophob. Aber gut, wird scho gehn. In Genua aus dem Flugzeug raus, rein in den Bus nach Livorno – oder war es umgekehrt? Egal, tut nichts zur Sache – und schon die ersten Mordgedanken, weil im Bus hinter mir zwei alte Weiber, die mich am Schlaf hindern. „Mein Nachbar, dieses Schwein … und erst mein Schwiegersohn … aber hier ist alles dreckig und wie es da ausschaut … und der Bus war auch nicht angeschrieben … diese Ausländer … und neulich sagt doch die Sowieso über den Dingsbums … der hat ja übrigens Krebs im Endstadium … aber auch der Pfarrer …“ „Halt’s doch bitte die Gosch’n!“, denk ich mir, sagen tue ich aber leise zu meinem Mann: „Na, hoffentlich sind die zwei nicht auf unserem Schiff!“ Na, und wie es der Teufel haben will! Aber wenigstens sind sie nicht bei uns am Tisch gesessen. Jetzt sollte man meinen, ein Schiff, wo gut zweitausend Menschen drauf gehen, sei groß. Meint man, ist aber nicht so. „Hase, wir schauen immer, wo die beiden hingehen. Wenn die nach rechts gehen, gehen wir links.“ Ja, auch so kann man sich im Urlaub beschäftigen. Jetzt muss ich einwerfen, dass es bei der Geschichte wichtig zu wissen ist, wie eine Oberschwester geht. Alle, die „Einer flog über das Kuckucksnest“ gesehen haben, werden sich ein Bild davon machen können: Schwester Ratched hatte ihn drauf, den Oberschwesterngang. Für diejenigen, die den Film nicht kennen: Kopf hoch, Brust raus, Bauch rein, leichte O-Beine – vermutlich aufgrund der schweren Last, die eine Oberschwester zu tragen hat. Der Gang – als würde man von hinten angeschoben – ein erhabenes Schreiten. Eine der beiden Damen beherrschte diese Gangart perfekt. Würdevoll glitt sie am Oberdeck dahin. In Pompeji prallten wir fast zusammen, als ich das ehemalige Freudenhaus verließ und sie hinein wollte, zwecks Besichtigung natürlich. Bei der Gelegenheit versuchte sie doch glatt, mir ein Gespräch aufzudrängen, aber ich kriegte gerade noch mal die Kurve. „Hase, die war sicher früher Stationsschwester!“, raunte ich meinem Mann zu. „Geh! Bei dem Gang! Mindestens Oberschwester!“, entgegnete er. Und so erhielt die Unbekannte ihren heimlichen Spitznamen. „Schau, da geht sie wieder am Oberinnendeck, die Frau Oberschwester!
Tag der Abreise, Flughafen, Durchsage: „The flight bla bla Gate bla bla to Gate sowieso“, sprich, die hatten den Gate verlegt. Alles in Richtung Gate neu, nur die Oberschwester nicht. In die lief ich fast rein, konnte gerade noch abbremsen. „Sie müssen auf Gate 3“, raunte ich ihr unfreundlich zu. „Aha! Sie spricht deutsch!“, kam es im militärischen Kommando zurück. „Na sicher! Was sonst?“ „Und da sprechen Sie mich erst heute an? Hätten sie mich vor einer Woche angesprochen, dann hätten wir uns besser kennengelernt!“ gab sie erbost von sich. „Wer will denn so was?“, dachte ich mir und dann rutschte es mir auch schon raus: „Aber, aber, Frau Oberschwester!“ Sie wurde plötzlich ganz blass und fragte kleinlaut: „Woher wissen Sie, dass ich Oberschwester war?“ „Berufskrankheit“, dachte ich mir, sagte aber gar nichts, weil selbst geschockt. Lauthals lachend erzählte ich Minuten später meinem Mann die Neuigkeit: „Du, die war wirklich Oberschwester!“ In Wien warf sie mir beim Abholen der Koffer über das Förderband hinweg einen letzten fragenden Blick zu. Ich lächelte ihr zu, nickte kurz und dachte mir: „Soll sie doch weiter grübeln!“



Die Deppert’n

Gleich nach meiner Diplomierung war ich auf der Akutpsychiatrie gelandet, allerdings auf der Seite der sogenannten Normalen, was bei genauerer Betrachtung nicht immer eindeutig zu verifizieren ist, denn wer oder was ist schon normal? Rückblickend für mich persönlich eigentlich etwas verwunderlich, dass mich die genommen haben, weil beim Aufnahmegespräch schon sehr aufgeregt! Netterweise, weil ein ganz Netter, wie sich später herausstellte, wurde mir vom Stationer, sprich Chef der Abteilung, ein Glaserl – na, Glaserl war es eher weniger, mehr Krügerl – Wasser angeboten. Und ich in meiner Hektik dasselbe dann auch gleich verschüttet, quer über den Tisch und den Dienstplan. Guter Einstand! Anfangen dürfen. Erster Tag als Diplomierte, sprich volle Verantwortung, Übernahme eines Männerzimmers. Also rein ins Vergnügen, hin zum Bett eins, um fröhlich „Guten Morgen“ zu wünschen, Hand hingestreckt zur Begrüßung. „Ich bin die Schwester …“ „Ah, ah, ah!“, fing der Patient hysterisch zu schreien an. „Greifen Sie mich nicht an! Das ist meine Krankheit! Kommen Sie mir nicht zu nahe! Gehen Sie weg von meinem Bett!“ Ganz super! Übrigens, wie sich später erwies, wirklich ein ganz Netter, viel Pech gehabt im Leben. In der Vergangenheit hatte er mehrfach ernsthaft vorgehabt, sich das Leben zu nehmen. Die Serie hatte mit dem Versuch, sich vor einen Zug zu werfen, begonnen. Und wie er so über den Acker in Richtung Schienen gerannt war, muss er mit dem Fuß über einen Stein gestolpert, hingefallen und bewusstlos geworden sein. Jedenfalls, als er zu sich kam, war die Bahn weg. Daraufhin war er mit dem Auto in seine Garage gefahren, um sich mit Abgasen aus dem Leben zu verabschieden. Blöderweise begann diese zu brennen und ein freundlicher Nachbar rief die Feuerwehr. Ein Misserfolg nach dem anderen! Hernach Aufnahme auf der Psychiatrie und der verzweifelte Versuch, sich dort aus dem Fester zu stürzen, was an sich schon ein bisserl deppert war, weil fast ebenerdig, zudem wurde sein Vorhaben vom Personal boykottiert. Schließlich resignierte der Patient, weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind.
Zu jener Zeit besuchte ich inkognito, sprich, nicht während des Dienstes, sondern in der Privatzeit, eine Bekannte, die stationär aufgenommen worden war. Ihre Zimmergenossin hatte offenbar schon von mir gehört, denn sie begrüßte mich folgendermaßen: „Ah, Sie sand de, de bei de Deppert’n orbeit!“ „Ähm, ich arbeite mit psychisch kranken Menschen.“ „Sog i ja, bei de Deppert’n!“ „Vorsicht, man kommt schneller auf die Psychiatrie als einem lieb ist!“, entgegnete ich, worauf sie demonstrativ ihr Buch zur Hand nahm und schwieg.
Bereits während meiner Ausbildung hatte ich die erste Begegnung mit einer Schizophrenen gehabt, die auf der Internen aufgenommen worden war. Keiner hatte mich vorweg informiert oder vorgewarnt, und so nahm ich völlig unbedarft meine Arbeit auf. „Guten Morgen, haben Sie gut geschlafen? Was möchten Sie gerne zum Frühstück?“ „Ich wiiilll einen Maannn!“ Gut, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, also: „Marmelade oder Streichwurst aufs Semmerl?“ „Ich haabbb gesaaagt, ich wiilll einen Maannn!“ „Dann mach ich vielleicht in der Zwischenzeit Ihr Bett. Ich seh’, das ist blutig!“ Vergeblich bemühte ich mich, das Bett, welches zwischen Kasten und Wand eingekeilt war, zwecks Leintuchwechsel herauszuziehen. Ich zerrte und rüttelte, stemmte mich dagegen, aber es bewegte sich keinen Millimeter. Die Patientin, geschätzte hundertzehn Kilo, kam auf mich zu und ich dachte zunächst, dass sie mir den Kopf abreißen würde. Sie nahm jedoch ihren Zeigefinger und zog das Bett locker-flockig aus der Nische. „Okay“, dachte ich nur. Nichts wie raus aus dem Zimmer, hin zu den Kollegen. „Bah, da brauchst dir nichts antun, die tut eh nix. Geh sie duschen.“ Zurück ins Zimmer, kleinlaut: „Ich müsste Sie beim Duschen begleiten.“ Und da war es wieder, das bereits bekannte Geschrei nach einem Mann. Mein „Tut mir leid! Heute ist kein Mann im Dienst“ beantwortete sie mit einem Wurf der vollen Bettpfanne. Die Scheiße spritzte an die Decke, ihre Mitpatientin verlangte augenblicklich und nachdrücklich einen Revers. Kann man wirklich so kleinlich sein? Ich war dann doch ein wenig überfordert mit der Situation und versuchte, die tobende Patientin an die verordnete Dusche zu erinnern. „Ich spring aus dem Fenster!“, drohte sie, woraufhin ich stillschweigend das Zimmer verließ und dachte: „Mir egal. Ich bin hier nur Schülerin!“
Später, zurück im Lehrsaal, theoretischer Unterricht, Psychiatrie, langweilig, weil so theoretisch. Die Vortragende, gute Menschenkenntnis, also Frage an die Klasse: „Was kann ich tun, damit ich Sie für das Thema begeistern kann?“ „Vielleicht Patienten mitbringen zwecks Lernen am lebenden Objekt?“ „Gut, ich werde sehen, ob sich das machen lässt.“ Gesagt, getan, zur nächsten Einheit einen Schizophrenen, der Rede und Antwort stand, mitgebracht. Spannender Unterricht, alle munter. Am Ende der Lektion Frage der Klasse an den Patienten, ob ihm der Ausflug gefallen hätte oder er noch Anregungen, Wünsche etc. habe. „Ja, eine Idee habe ich schon! Das Foto vom Präsidenten sollte abgenommen werden und stattdessen eines von mir aufgehängt werden.“ Ein völlig plausibles Anliegen! Finden Sie nicht auch?
Ich finde es an der Zeit, dass einmal gesagt wird, dass man höchsten Respekt vor den Kollegen haben muss, die in Behinderteneinrichtungen arbeiten. Hut ab, wirklich. Weil Krankenschwester, Ethik, Empathie, Gleichbehandlungsgrundsatz, dienen hin oder her, das kann nicht jeder. Schickte mich mein Klassenvorstand damals, während der Ausbildung zur Diplomierten, in ein Praktikum in der Behindertenförderpädagogik und meinte, ich solle es als Herausforderung sehen. War es dann auch. Ehrlicherweise muss man sagen, es gab schon einen oder vielleicht sogar auch zwei Tage, an denen ich nicht gebissen, gekratzt, angespuckt, gezwickt oder an den Haaren gerissen wurde. Aber erzählen wollte ich eigentlich folgende Geschichte: Ein junger Mann, mehrfach bzw. schwerstbehindert und autoaggressiv, hatte sich eine Platzwunde am Ohr zugezogen. Also wurde ich gebeten, den Patienten mit der Rettung auf die Unfall zu begleiten, Termin um zehn. Sicherheitshalber gaben mir die Kollegen ein Flascherl Psychopax, also Valium in Flüssigform, mit. Nicht für mich, falls Sie das jetzt angenommen haben, schon für ihn. Winter war, Schneechaos, die Fahrbahnen vereist. Das Rettungsauto kam auf einer abschüssigen Straße ins Rutschen und krachte ins Heck eines am rechten Fahrbahnrand parkenden Autos, welches ins Rutschen kam und dieses …
3 Sterne
Trifft nicht ganz meinen Humor - 18.02.2018
Janine2610

Ich, die bald Krankenschwester wird, habe dieses kleine 69-Seiten-Büchlein von meiner Stiefmutter, die bereits Krankenschwester ist, geschenkt bekommen. Sie wiederum hat es ebenfalls von einer Krankenschwester erhalten. Dass es sich hierin vorrangig um (witzige?) Anekdoten über die verschiedensten Situationen/Gespräche im pflegerischen Bereich handelt, dürfte eben vor allem für Mitglieder dieses Berufszweigs interessant sein. Manche Anekdoten fand ich sehr fachspezifisch und würde deswegen durchaus sagen, dass es nur Krankenschwestern amüsant finden, es sei denn, jemand anderer kennt sich mit den pflegerischen und medizinischen Fachausdrücken und "Insidern" auch sehr gut aus. Die meisten Anekdoten jedoch fand ich aber auch für Laien in diesem Bereich recht verständlich, weswegen ich die Lektüre nicht ausschließlich Krankenschwestern empfehlen würde.Dennoch bekommt das Buch von mir keine wirkliche Empfehlung, nicht weil ich den "Wiener Schmäh", der darin zuhauf vorkommt, nicht mag, sondern weil ich in etwa die Hälfte der Anekdoten gar nicht mal so witzig fand.Vielleicht ist das einfach nicht mein Humor? - Aber ich kann halt nichts Witziges daran finden, wenn der Hintern eines Klassenkollegen, dessen Hose etwas zu tief sitzt, weil er beleibter ist, im Unterricht fotografiert wird, um darüber untereinander zu lachen. Sorry, das ist Mobbing und für mich absolut nicht zu befürworten, niemals. Für mich ist das Zitat von Richard Brinsley Sheridan am Anfang des Buches (Es ist unmöglich, witzig zu sein ohne ein bisschen Bosheit. Die Bosheit eines guten Witzes ist der Widerhaken, der ihn haften lässt.) also völlig unmöglich!Andere Anekdoten, wie zum Beispiel die über den Kreuzstich von zwei Patientinnen, fand ich noch ganz annehmbar:~ »Herr Oberarzt? Und wie machen Sie das zur Weihnachtszeit? Wenn Sie Bereitschaft haben und vorher am Christkindlmarkt auf einen Punsch waren?« »Mein lieber junger Kollege! Ich habe in meinem Leben schon so viele Kaiserschnitte durchgeführt, dass ich das mit drei Promille locker auch noch kann!« »Wie beruhigend für die Patientin, Herr Oberarzt. Die Frau hatte übrigens einen Kreuzstich!«, war von der Instrumentaria zu vernehmen. ~Oder: ~ »Oh mein Gott, is des Kind schiach! So a schiaches Kind hab ich ja no nie g'sehn! Des schaut ja aus wia a Aff.« Die Schülerin traute sich zu sagen: »Ähm, Herr Doktor, die Frau hatte einen Kreuzstich!« Daraufhin der Oberarzt wie aus der Pistole geschossen: »Ma is des liab, des Kind!« ~

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