Da staunt selbst Amor

Da staunt selbst Amor

Was die Forschung über unser Liebesleben herausgefunden hat – ein satirischer Text

Ulrich Winterfeld


EUR 22,90
EUR 18,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 182
ISBN: 978-3-99130-027-4
Erscheinungsdatum: 04.01.2022
Wie können wir unser Sexualverhalten optimieren? Expertenmeinungen unterschiedlicher Disziplinen, brandneue Forschungsergebnisse. Urzeitgene, Work-Love-Balance, Pandemie und Lockdown. Was wird aus der Liebe? Eine (satirisch-)wissenschaftliche Abhandlung.
Was soll dieses Buch?

Sexualität ist bekanntlich der wichtigste Bereich unseres Lebens, nach Expertenmeinung wichtiger als die Arbeit und sogar wichtiger als die eigenen Kinder und die übrige Familie.

Wir wollen jemanden kennenlernen, uns verlieben, guten Sex haben, möglicherweise eine längere, wenn nicht gar lebenslange Beziehung eingehen und mit der Partnerin/dem Partner möglichst bis zum Tode – oder bis zum Wechsel in eine neue Partnerschaft – glücklich sein.

Um dieses schöne Ziel zu erreichen, kann uns die Wissenschaft viel helfen. Zahllose fleißige und überaus neugierige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in aller Welt haben Ergebnisse zutage gefördert, die unser Liebesleben nachhaltig verbessern könnten, wenn wir sie nur kennen würden.

Diese Wissenslücke will das vorliegende Buch schließen. Unzählige zum Teil erstaunliche Ergebnisse von Forschungsprojekten zur Sexualität werden dem geneigten Leser in sieben Themenkreisen vorgestellt.

Aber auch Experten unterschiedlichster Disziplinen kommen zu Wort, um uns zu erklären, wie wir unser sexuelles Verlangen optimieren können.

Lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt der Erkenntnisse über unser Intimleben. Denken Sie immer daran, nur wer sexualwissenschaftlich auf der Höhe der Zeit ist, kann nicht nur glückliche Beziehungen haben, sondern diese auch begründen.

Zuletzt:

Vielen Dank an Birgit W., Petra Q. und Wolfgang K., die meine Texte liebevoll Korrektur gelesen haben.

Dresden, März 2021
Ulrich Winterfeld

Anmerkung des Autors: Die eingerahmten Textteile sind frei erfunden.



Kapitel I: Unser Erbe

Das folgende Kapitel zeigt an zahlreichen, höchst originellen wissenschaftlichen Untersuchungen den – leider noch urzeitlichen – Zustand unseres Sexuallebens.
Da wundert einen nicht, was man im Alltag zwischen Mann und Frau so alles beobachten kann.


Sexuelle Attraktivität

Zuerst eine Vorbemerkung. Wir haben über 1 Mio. Jahre in der Steinzeit gelebt und leben erst 2000 Jahre in einer neuzeitlichen Zivilisation. Da ist es kein Wunder, dass in unserem Gehirn und in unseren Genen noch ein erhebliches steinzeitliches Erbe schlummert. Das macht sich gerade bei dem folgenden Thema bemerkbar. Ob nun Frauen eher in der Lage sind, beim Sex ihre Höhlenvergangenheit zu vergessen, als Männer, könnte man bei einigen der folgenden Ergebnisse vermuten.

Nun zur Wissenschaft.

Was macht Frauen bei Männern besonders an, was finden Männer an Frauen sexuell anziehend? Mit diesen Fragen haben sich engagierte Forscherinnen und Forscher intensiv befasst. Fleißige Journalisten haben 2016 die siebzehn wichtigsten Forschungsergebnisse aus dem angloamerikanischen Raum zu diesem Thema zusammengefasst, was es dem Autor leicht macht, die Fakten hier auszubreiten.

Fangen wir mit dem Phänomen des „ersten Eindrucks“ an. Man trifft sich zum ersten Mal bei einer Party, am Arbeitsplatz oder hat ein erstes Date nach einem Internetkontakt: Wann erweckt ein Partner sexuelle Fantasien und Lüste, und was törnt eher ab?

Da gibt es schon erhebliche Unterschiede bei der Reaktion von Frauen und Männern. Frauen – so kanadische Forscher – lieben Männer in Jubelpose – Kopf hoch, Brust raus. Männer mit reuigem Dackelblick oder Männer, die ständig lächeln, sind dagegen nicht beliebt. Andere Untersuchungen bestätigen dieses Ergebnis, man fand sogar heraus, dass bei einigen Frauen eine männliche Siegerpose mit erhobener Faust Lustgefühle auslöst.

Männer dagegen – so die Studie – mögen keine stolzen weiblichen Siegertypen oder verschämt daherblickende weibliche Wesen. Männer stehen auf freudige, fröhlich lachende Frauen.

Australische Wissenschaftler haben durch eine Online-Befragung von nahezu 3000 Personen herausgefunden, dass bei Einschätzung eines künftigen Sexpartners sowohl bei Frauen als auch bei Männern körperliche Attraktivität erst an zweiter Stelle steht. An erster Stelle steht vielmehr der Eindruck, dieser Partner könnte einem Lust bereiten und seinerseits Sex genießen. Das nennen die Forscher „sexuelles Selbstwertgefühl“ (schönes Wort!), was man da ausstrahlen kann.

Frauen können nach dieser Studie bei Männern auch gut ankommen, wenn sie Mitgefühl und Fürsorge ausstrahlen (wen wundert es!) und – ganz wichtig – wenn sie den Eindruck vermitteln, sie hätten schon reichlich Sex gehabt. Beim ersten Eindruck der Frauen spielt dagegen die vermutete sexuelle Frequenz der beobachteten Männer überhaupt keine Rolle.

Nun zum Outfit: New Yorks Forscher fanden heraus, dass rote Kleidung bei Frauen Männer ungeheuer erregt, durch diese Farbe signalisieren Frauen angeblich sexuelles Begehren, während ein rotes T‑Shirt eines Mannes bei Frauen Fantasien von Macht und höherem sozialen Status auslöst.

Und nun wieder australische Forscher: Männer mit normalem Bartwuchs kommen gut bei Frauen an, ein Dreitagebart weckt außerordentliche sexuelle Fantasien bei Frauen, der Mann mit Vollbart gilt dagegen leider nur als guter Familienvater. Der Trend zum Vollbart bei jungen Männern signalisiert also die Suche nach der guten Ehefrau und Mutter – kurz gesagt die neu in Mode gekommene Treue.

Schwer wiegt auch das elterliche Erbe. Wenn man selbst relativ alte Eltern gehabt hat, steht man bei Partnern weniger auf jugendliches Aussehen, und es ist wohl auch nicht erstaunlich, dass der geliebte Partner oft dieselbe Haar- und Augenfarbe hat wie Mutter und Vater – so jedenfalls schottische Wissenschaftler.

Während ihres Eisprungs bevorzugen Frauen besonders maskuline Männer, und Männer finden Frauen in diesen Tagen besonders attraktiv, wie amerikanische Forscher nachgewiesen haben.

Noch ein schönes Forschungsergebnis: Nimmt allerdings die Frau die Pille, dann verändert sich ihre Wahrnehmung. Dann haben bei Frauen auch weniger maskuline Typen eine gute Chance. Da drängt sich der Verdacht auf, dass Frauen sich auch mit weniger testosteronhaltigen Kerlen abgeben, wenn sie ohnehin nicht schwanger werden können.

Ebenfalls gilt es als wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen Männer mit tiefen Stimmen einfach sexy finden. Wenn dann noch ihr Schweiß nach dem Sexualhormon Pheromon riecht, sind Frauen hin und weg. Das mit der Schweißwahrnehmung läuft übrigens unbewusst ab (Näheres siehe Kapitel „Chemie der Liebe“).

Nun zur körperlichen Anziehungskraft.

Zuerst kommt der weibliche Po, der schon recht gut erforscht ist. Texanische Wissenschaftler fanden heraus, dass Männer einen Frauen-Po dann als besonders schön empfinden, wenn der Winkel zwischen dem Hohlkreuz und dem erhabensten Punkt des Hinterns 45,5 Grad beträgt. Und es ist inzwischen in wissenschaftlichen Kreisen unbestritten, dass ein Taillen-Hüft-Verhältnis von exakt 0,7 Männer einfach verrückt macht, so ein berühmter Wiener Evolutionsbiologe. Also zu Hause nachmessen! Tröstlich für die etwas kräftigeren Frauen: Die Texaner haben auch herausgefunden, dass das Volumen des Hinterteils keine Rolle für die Attraktivität spielt, also kleine Pos können genauso gut wirken wie voluminöse, Hauptsache, der Winkel stimmt.

In einem aufsehenerregenden Versuch hat 2005 ein amerikanischer Neurobiologe herausgefunden, dass männliche Rhesusaffen für das Betrachten eines Fotos mit einem nackten weiblichen Po einer jungen Frau gerne ihren Lieblingssaft eintauschten. Die Bereitschaft zum Saftverzicht war dagegen bei Fotos mit Po in Hose wesentlich geringer.

Und die weibliche Hüfte? Eine englische Forscherin hat bei 19–26 Jahre alten Frauen die Hüftbreite vermessen, das ist der Abstand zwischen den beiden oberen Enden des Beckenkamms. Frauen mit mehr als 36 cm breiten Hüften hatten eindeutig mehr Sexpartner als Frau mit weniger als 31 cm breiten Hüften. Insbesondere bei One-Night-Stands waren die Breithüftigen gut dabei, während die Schmalhüftigen eher feste Partnerbeziehungen bevorzugten. Dabei spielte die Taillenweite übrigens keine Rolle.

Männer und Frauen – so ein prominenter Evolutionsbiologe – bevorzugen Partner mit durchschnittlichem Aussehen, weil man bei durchschnittlichem Körperbau eine höhere Gen-Vielfalt vermutet als bei Menschen, die besonders hervorstechende Körpermerkmale haben.
Ob das beim Mann allerdings auch für den Penis gilt, darf evolutionstechnisch bezweifelt werden.

Übrigens: Nach einer wissenschaftlichen Studie aus Deutschland schauen Frauen bei Männern nicht so genau nach dem BMI, wie das Männer bei Frauen tun.

Nun zum Gesicht, dessen sexuelle Signale schon unzählige Male wissenschaftlich erforscht wurden.

Zunächst gilt auch hier: Durchschnittliche, schöne Gesichter signalisieren eine höhere genetische Vielfalt, so jedenfalls ein Forscher von der Universität Toronto.

Amerikanische Forscher haben schon in den 90er-Jahren nachgewiesen, dass weiblich wirkende Gesichtsformen Männer besonders anziehen, also gut proportioniert, nichts zu groß und nichts zu klein, keine Makel (z. B. eine Warze), große Augen, volle Lippen und eine hohe Stirn.

Vor allem die Beschaffenheit der Haut wirkt sexy, wenn sie sauber (also ohne Pickel), glatt und gleichmäßig gefärbt ist.

Wie man sieht, gibt es hier viele nützliche Einsatzgebiete der Kosmetik – übrigens auch bei Männern, wie wir gleich feststellen werden.

Nochmals zum Gesicht: Sexy wirken beim Mann breite Kieferknochen und markante Augenbrauen, Frauen schließen aus diesen Merkmalen auf einen hohen Testosteronlevel des Mannes. Wenn die Körpergröße des Mannes ihre eigene Körpergröße deutlich übertrifft, verstärkt das noch diesen Eindruck. Dazu aus einer anderen Studie etwas Erstaunliches: In industrialisierten Ländern, also bei höherer Bildung und stärkerer Berufstätigkeit von Frauen, nimmt die Suche der Frau nach maskulinen Männern erheblich ab, da haben auch feminin wirkende Typen eine echte Chance.

Die Größe der Nase eines Mannes ist – entgegen der volkstümlichen Ansicht – übrigens kein Hinweis auf die Größe seines Penis. Aber das Verhältnis von Zeige- und Ringfinger ist ein verlässlicher Indikator für die Testosteronausschüttung beim Mann. Ist der Ringfinger länger als der Zeigefinger, handelt es sich um ein testosterongeschwängertes männliches Wesen.
Frauen mit langem Ringfinger gelten als durchsetzungsfähig und dominant, aber nicht sonderlich kommunikativ.

Männer dagegen vermuten einen hohen Östrogenspiegel bei einer Frau mit kleinem Kinn und schmalen Augenbrauen. Nach sexuellen Entzugserscheinungen und der Hoffnung auf eine kurze Affäre (z. B. One-Night-Stand) beginnen jedoch Männer bei Frauen die sexuellen Attribute des Gesichts zu überschätzen – das ist wissenschaftlich erwiesen.

Besonders gerne haben Wissenschaftler das Gesicht vermessen. Hier gibt es den goldenen Schnitt: Besonders attraktiv wirkt ein Gesicht, bei dem der Abstand zwischen Augen und Mund 36 % der Gesichtslänge beträgt und der Abstand zwischen den Augen 46 % der Breite des Gesichts. Das gilt für beide Geschlechter. Also bitte nachmessen an einem ordentlichen Porträtfoto, nicht an einem verzerrten Selfie und bitte nicht direkt im Gesicht, damit man sich nicht mit dem Zirkel in die Augen sticht!

Noch etwas gilt nach amerikanischen Forschungen für alle Männer zwischen 18 und 65 Jahren: Besonders sexy finden sie Frauen Anfang 20!

Da bleibt noch die Frage, wie man das alles messen kann, ohne Fragebogen zu verwenden. Hier die Lösung …

Britische Forscher haben festgestellt, dass sich die sexuelle Attraktion einer Zielperson sowohl bei Frauen als auch bei Männern sehr gut ermitteln lässt durch die Weitung der Pupillen.
Allerdings wird die Pupille nicht noch größer, wenn die beobachtete Person statt angekleidet splitterfasernackt ist. Vielleicht geht es bei der Pupille einfach nicht noch größer.

Immerhin gibt es weitere zuverlässige Indikatoren, dass man beim Anblick einer Person an Sex denkt: Die Nasenschleimhäute schwellen an, der Unterleib wird stärker durchblutet, die Sensibilität der Haut nimmt zu, der Herzschlag steigt, und Schweiß bricht aus. Niesen und eine verstopfte Nase können Ausdruck höchster Lustempfindung sein. Das sind doch einmal verlässliche Daten.

Zum Abschluss dieses wichtigen Kapitels zwei wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema „Essen“.

Wenn man Männer bei einem Experiment in einen Hungerzustand versetzt, dann finden sie mit steigendem Hungergefühl in einer Fotoreihe Frauen mit höherem Körpergewicht zunehmend attraktiver. Die vermutete Ressourcenverknappung – so die Wissenschaftler – treibt Männer offensichtlich in die Arme von Frauen, mit denen man vermutlich auch Notzeiten durchstehen kann.

Da bricht wieder unser steinzeitliches Erbe durch, denn die Skulptur der fast 30 000 Jahre alten Venus von Willendorf – offenbar das Schönheitsideal der späten Steinzeitler – dürfte nach heutigen Kleidergrößen etwa Gr. 48–50 und BH-Größe Doppel E gehabt haben.
Die 40 000 Jahre alte Skulptur der Venus von Hohenfels hatte ebenfalls diese Ausmaße und dazu noch eine fettgepolsterte, große Vagina. Der deutlich sichtbare „Nilpferdhintern“ (Achtung: neuer Fachausdruck!) der Venus von Willendorf dürfte auch heute noch so manchen Mann anmachen.

Noch ein wichtiges Forschungsergebnis möchte ich meiner Leserschaft auf keinen Fall vorenthalten. Es stammt von italienischen Wissenschaftlern und wurde in drei Vergleichsstudien bestätigt: Männer, die Fleisch, vor allem Steaks essen, kommen bei Frauen haushoch besser an als Vegetarier. Bei Steakessern vermuten zumindest italienische Frauen eine stärkere Reproduktionskraft. Guten Appetit!

Jetzt folgt ein wirklich wichtiges Interview mit einer Expertin der sexuellen Anziehung, die dazu auch noch ein Buch geschrieben hat. Wir lernen, dass eben nicht nur die äußere sexuelle Attraktion ein wichtiger Kitt der Partnerbeziehung ist, sondern vor allem das gegenseitige sexuelle Verlangen. Wer hätte das gedacht!


Welche Partner passen sexuell zusammen?

Ein Interview mit der Buchautorin und Psychotherapeutin Dr. Karin R.

Frau Dr. Ring, Sie haben soeben ein Buch herausgebracht zu der Frage: Welche Menschen passen sexuell zusammen? Bisher war ja immer von gemeinsamen Interessen und Überzeugungen, von gemeinsamen Hobbys die Rede, die ein Paar zusammenhalten. Wenig gesprochen wurde darüber, woraus der „sexuelle Kitt“ eines Paares bestehen muss, damit eine langjährige glückliche Beziehung zustande kommt. Haben Sie mit Ihrem Buch eine Marktlücke getroffen?

Ich hoffe jedenfalls. Meine Gespräche mit Hunderten von heterosexuellen Paaren haben ergeben, dass gemeinsame Überzeugungen eben nicht – wie Wissenschaftler behaupten – der wichtigste Faktor für eine gemeinsame glückliche Beziehung sind. Auch die sexuelle Übereinstimmung beider Partner muss befriedigend sein. Daher ist es nach meiner Erfahrung dringend notwendig, die sexuellen Wünsche und Fantasien der Partner abzugleichen, bevor man sich langfristig bindet.

Sie gehen in Ihrem Buch davon aus, dass sexuelle Bedürfnisse bei Frau und Mann festgelegt und kaum veränderbar sind?

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Reto Mathis

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