Die Lanzen des Siloschwanzes

Die Lanzen des Siloschwanzes

Karl-Heinz Strohmeyer


EUR 18,90
EUR 15,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 234
ISBN: 978-3-99131-789-0
Erscheinungsdatum: 24.01.2023
Eine Leiche am Ufer des Sees. Es folgen weitere außergewöhnliche Todesfälle. Der Mörder verwendet als spektakuläres Tatwerkzeug „Siloschwanzlanzen“. Welches Schicksal verbindet das Leben zweier Kinder mit den beispiellosen Taten?
1

Er brauchte sich nicht abzukühlen. Durch das noch ausstehende Abendbrot war sein Magen leer und damit eine übermäßige Herzkreislaufbelastung nicht zu befürchten.
Rechts vom Bootssteg ging es erst einmal einige Meter flach in den See, der, ringsherum malerisch vom Laubwald eingebunden, Ruhe und Geborgenheit ausstrahlte. Einige schneeweiße Kumuluswolken am Himmel rundeten das Bild trefflich ab. Ein Saum von Schilf und Rohrkolben, mal schmal, mal bis zu 20 m breit, glänzte im Sonnenlicht. Nur der Bereich des Steges schien von der Natur ausgespart, damit Menschen ihrem Bedürfnis nach Sport und Ruhe hier nachgehen konnten.
Schon zu Hause hatte er sich unter die schwarze Jeans seine Badehose angezogen. Gerne durfte seinerseits auch früher mal nackt im See gebadet werden. Nachdem es einige missbilligende Blicke gegeben hatte, verbunden mit einem tadelnden Kopfschütteln einer älteren Dame, wurde freiwillig auf diese Art von Körperkultur verzichtet. Er genoss es jedes Mal, in Badelatschen nur den kurzen Weg von einigen hundert Metern zum See zurücklegen zu müssen. Der Haustürschlüssel verschwand in einem kleinen Versteck hinter der Dachrinne der Garage. So musste man am See nur aus den Latschen und der Hose herausschlüpfen, das Shirt abstreifen, um dann schlurfend die ersten Meter im Wasser zurückzulegen. Sobald das Wasser den Bauchnabel berührte, warf er sich ins kühlende Nass, um sofort mit kräftigen Zügen in Richtung Seemitte zu schwimmen. Nicht selten konnten kleine Jauchzer des Wohlbefindens vernommen werden. Es war immer, als würde sämtlicher Ballast von ihm fallen. An diesem Tag war er aber ein wenig aus dem Rhythmus, fiel ihm doch jäh ein, sein Handy nicht wie gewohnt zu Hause gelassen zu haben. Allerdings kam es nie vor, dass sich jemand seiner abgelegten Kleidung näherte. Es musste heute eben das eine oder andere Mal mehr ein prüfender Blick zurückgeworfen werden.
Ein Blässhuhn kreuzte schwimmend seine Bahn und verschwand kopfnickend in Richtung Schilf. Man kannte sich von den vielen Begegnungen in diesen Tagen.
Er verzichtete seit einiger Zeit auf das Aufsetzen einer Schwimmbrille, die eigentlich geboten war, da sein Kopf beim Durchzug der Arme immer weit unter die Wasserlinie tauchte. Ohne Brille war unter Wasser schlechter zu sehen – oft blieben die Augen ganz zu –, aber dafür konnte man oberhalb der Wasserlinie den traumschönen Blick über den See besser genießen. Oder wie in diesem Moment die beiden gaukelnden Kohlweißlinge.
Es fühlte sich an, wie der Einschlag einer feurigen Lanze: Ein unfassbarer, noch nie erlebter Schmerz schoss in seinen Bauchraum und drohte im gleichen Augenblick, sein Bewusstsein auszuschalten. Durch seine derzeitige Kondition und den durch die zurückgelegte Schwimmstrecke hochgefahrenen Kreislauf war es ihm möglich, sich über Wasser zu halten und nicht ohnmächtig zu werden. Verzweifelt versuchte er, sich im Wasser auf den Rücken zu drehen, was nicht gelang. Es war, als wenn seine Bauchmuskulatur komplett außer Kraft gesetzt wurde. So musste er versuchen, sich unter Wasser zu krümmen. Es glückte immerhin so weit, dass seine rechte Hand ertastete, was mit ihm Unglaubliches passierte. Unterhalb des rechten Rippenbogens schien ein riesiges Loch zu klaffen. Das Entsetzen, zusammen mit den unerträglichen Schmerzen, nahm ihm jetzt doch kurz die Besinnung, die er wiedererlangte, nachdem er anfing, Wasser zu schlucken. Verzweifelt erreichte er noch einmal die Wasseroberfläche, die begann, sich einzutrüben. Zerrissene Darmschlingen tauchten neben ihm auf, gaben blubbernd und stinkend ihren Inhalt an die Oberfläche ab.
Abrissartig schoss ihm ein Bild aus der Kindheit durch den Kopf: Der örtliche Hausschlachter vor einem mit Holz befeuerten Schlachtkessel stehend, damit beschäftigt, die Därme des Schweines mit Hilfe des letzten Waschens im heißen Wasser auf das Füllen mit Wurst vorzubereiten. Der Unterschied zu damals: Die Eingeweide vom Schwein waren weiß, schon fast sauber und nicht zerfetzt, so wie jetzt die seinen.
Dunkelrote Brocken, vermutlich Teile seiner Milz, die durch den Auftrieb der gasgefüllten Eingeweide mitgerissen wurden, tauchten an der Oberfläche auf. Er versuchte, Schreie auszustoßen, war ihm doch klar, unweigerlich sein Ende zu erleben. Wasser drang immer wieder in Mund und Nase und erstickte jeden Laut. Es war nur noch eine Frage von wenigen Sekunden, ob er eher verbluten oder ertrinken würde.
Das Schicksal war gnädig. Der Bauchraum füllte sich mit dem kühlen Seewasser und der brennende Schmerz wurde dadurch weniger. Als dieser Ballast ihn aber nach unten zog und er begann, Wasser einzuatmen, schwanden seine Sinne.



2

Eine schmale weiße Hand tastete sich durch die Thujenhecke und suchte den Spalt, den die Gartenbaufirma Sörens vor einiger Zeit im Holzpalisadenzaun gelassen hatte, um das Kabel der elektrischen Heckenschere hier widerstandslos hindurchzuziehen. Man hätte sich das sparen können, da sich Herr Sörens kurz danach mit einer motorgetriebenen Heckenschere eindeckte. Nun konnte Marlene, die zu dieser Kinderhand gehörte, ihren Nutzen aus dieser kleinen Lücke ziehen. Der Hand folgte ein von der zweiten Hand gesteuerter Besenstiel, der sicherlich mehrere Menschengenerationen in einem Kellerloch gefristet haben dürfte. Es bot sich ein eigenartiger Kontrast: Die Hand des Kindes, den Nagel des kleinen Fingers mit intensiv rotem Nagellack geschminkt, und das dunkle, schon in der anfänglichen Zersetzung befindliche Holzrelikt, was aber, wie es sich in den letzten Tagen herausgestellt hatte, für das Mädchen unentbehrlich geworden war.
Kurz- und mittelfristig würde sich zeigen, dass diese Vorgehensweise des Mädchens Missfallen unterschiedlicher Art erregen würde. So fing genau in diesem Augenblick ein Zaunkönig an zu zetern, den offensichtlich jetzt besonders störte, dass hinter der Palisade auch noch der nachbarliche Kirschlorbeer aus-einandergedrückt wurde.
Dem Mädchen war es klar, dass sie diesen kleinen Vogel mit ihrem Vorgehen jedes Mal in Wallung brachte. Sie hatte aber mit ihrem ausgeprägten ornithologischen Grundwissen entschieden, dass seine Probleme zweitrangig waren. Wusste sie doch, dass er mit seiner Partnerin einige seiner höhlenförmigen Nester angelegt hatte, in die sie sich problemlos zurückziehen konnten, ohne dass er hier den dicken Max markieren musste. Außerdem hatte ihr Projekt für sie eine solche Bedeutung, dass der kleine „König“ in seinem Reich einmal zurückstehen musste.
Durch ihre bemerkenswerte Spionagetaktik war es Marlene möglich, das nachbarschaftliche Grundstück umfassend zu inspizieren. Heute lag dieses einsam und verlassen vor ihr, was sie nicht enttäuschte. Hatte sie einerseits in der letzten Zeit wichtige Erkenntnisse erlangt, wusste sie andererseits, dass die Zukunft ihr noch einiges bieten würde. Heute Abend beim Einschlafen würde sie nicht vom „König“ träumen, sondern von ihrem Prinzen, der ganz sicher nicht wusste, dass er ihr Prinz war.



3

„Polizei, Hinrich mein Name, Sie haben den Notruf gewählt, was können wir für Sie tun?“
„Ich wollte eine Leiche melden!“
„Haben Sie die Atmung und den Puls kontrolliert?“
„Ich weiß nicht, ob Sie mit einem halben Meter Loch im Bauch Sehnsucht nach einer Mund‑zu-Mund-Beatmung haben!“
„Gut, nennen Sie mir Ihren Standort!“
„Unterer Seeweg, vielleicht 50 m ostwärts vom Bootssteg!“
„Danke, nennen Sie mir Ihren Namen!“
„Ihren Namen? Sie sind ja vielleicht ein Komiker, Herr Wachtmeister! Mann oder Frau hat sich mir nicht vorgestellt!“
„Nicht den Namen der verstorbenen Person, sondern Ihren eigenen Namen!“
„Meinen Namen? Wozu brauchen Sie meinen Namen, wenn hier eine stinkende Leiche rumliegt, an der die Krähen und Möwen schon ihre Wochenration gedeckt haben?“
„Gut, wir schicken sofort einen Streifenwagen, halten Sie sich bitte vor Ort zur Verfügung!“
„Nee, nee, nee, komm Else, wir verpfeifen uns hier. Die Bullerei ist das Letzte, was mir bei dem Gestank noch fehlt. Wie macht man diesen Schlitten denn aus? Scheiß drauf …!“
Platschen, Gluckern, Stille.



4

Marlene stürzte die Treppe hinunter, raus aus der Haustür, um vor der Thujenhecke abzustoppen. Aus dem offenen Fenster ihres Zimmers im Obergeschoß hatte sie das warnende „tuck, tuck, tuck, tuck“ der Amsel gehört, ein unweigerliches Zeichen, dass sich wieder mal eine Katze herumtrieb. Ihr routinierter Blick erfasste sofort, dass es keinen solchen Eindringling diesseits der Hecke geben dürfte. Also eilte sie zum „Durchguck“, nahm den hinter den Palisaden aufgehängt-versteckten Stiel, bog erst die Thuje, dann den Kirschlorbeer auseinander, und richtig, da saß das schwarze Mistvieh, schwanzzuckend, die vor ihr protestierende Amsel beobachtend. „Tsch, tsch!“ Nicht nur die Katze sauste, sondern auch die Amsel flog davon, letztere laut zeternd. Ihr war offenbar nicht klar, in dem Mädchen eine Verbündete zu haben.
Marlene erschrak bis ins Innere, als sie wahrnahm, dass der am Pool sitzende Nachbarjunge kurz zu ihr rüber schaute. Er konnte sie nicht sehen, das war sicher. Aber er dürfte mitbekommen haben, dass sich hier an der Grenze zum Nachbargrundstück ein kleiner Vorfall abspielte. Die Katze war jetzt zu ihm hingelaufen, schmiegte sich an seine nackten Beine, ließ sich streicheln und etwas von ihm in das rechte Ohr flüstern, während er bedeutsame Blicke in Richtung Hecke schickte.
Es blieb ihr nur der leise Rückzug übrig. So etwas durfte ihr nicht passieren! Hatte sie sich jetzt verraten, war ihr kleines Geheimnis aufgeflogen? Der Hass auf die schwarze Katze verstärkte sich.
Erst nach Tagen, als sie laute Geräusche von einem Motorrasenmäher hörte, wagte sie es wieder, vorsichtig einen Blick auf das Nachbargrundstück zu werfen. Sie wartete, bis Lärm und Gestank sich von der Hecke aus Richtung Nachbarhaus entfernten. Auch hier hatte die Firma Sörens die Gartenpflege übernommen.
Sohnemann saß mit seinen Bermudashorts auf einer gut gepolsterten Gartenliege, lutschte gelangweilt an einer Papaya, deren reifes Fruchtfleisch gelblich leuchtete. Vor ihm auf dem Tisch stand ein kleines Glas der Firma Weck, aus der er sich mittels eines kleinen Silberlöffels eine mit Ingwer und Zitronen aufgepeppte Zuckerlösung auf die Frucht träufelte.
Göttlich!
Es war nicht das Gourmetverhalten des jungen Mannes, sie meinte, trotz des Rasenmäherlärms sein genussvolles Schmatzen bis zur Hecke hören zu können, sondern die Gesamterscheinung dieses Adonis, die sie wieder einmal verzauberte. Das Gesicht, die Bewegungen, die Lässigkeit und dieser Körper begeisterten sie immer wieder. In den letzten Tagen hatte sie Glück, war doch das Wetter so, dass ihr Prinz in Badekleidung seinen Freuden nachgehen konnte.
Die Beine waren lang, die Waden sehnig, über den Knien, kurz unter den Rändern der Shorts, zeichnete sich im Sitzen bei beiden Beinen unter anderen der Musculus vastus lateralis gewölbeartig ab. Jene Erhebungen gaben Aufschluss darüber, dass der junge Mann etwa Fußball spielte und/oder vielleicht auch passionierter Fahrradfahrer war. Die besagte Shorts ließ zum Bedauern der Beobachterin keine Beurteilung dessen zu, was ihr, da sie keinen Bruder hatte, bisher bei Personen ihrer Altersgruppe weitestgehend verborgen geblieben war. Dafür stellte sich das Sixpack in überwältigender Perfektion dar, wie auch der ebenmäßige Brustkorb, der wie ein gemeißelter Sockel dem sehnigen Hals als Fundament diente. Und dann erst der Kopf, den Marlene eher würdevoll als Haupt deklarieren würde. Scharf geschnittene Gesichtszüge, blaue Augen unter kess gewölbten Brauen, halblange Koteletten, wirbelige schwarze Haare, die nur sehr schwer zu bändigen sein dürften. Marlene schwankte von Mal zu Mal, was die Altersbestimmung dieses offenbar überirdischen Wesens anbelangte. Er dürfte sicher fünf bis sechs Jahre älter als sie sein, also rund vierzehn, fünfzehn oder vielleicht auch schon sechzehn Jahre. Da sie ihm so gut wie nie auf der Straße begegnete, konnte sie das nur raten.
Er war immer allein am Pool, von dem Mitarbeiter der Firma Sörens auf dem Aufsitzmäher einmal abgesehen. Es schien, als wäre er nur für sie da, eben ihr Prinz.
Da gab es etwas, was sie noch nicht einordnen konnte: In unregelmäßigen Abständen fuhren vor dem Haus Limousinen vor, aus denen gut gekleidete Menschen ausstiegen, meistens Männer, Kinder an der Hand oder im Gefolge, deren Gesichtsausdruck so erschien, als ginge es zum ungeliebten Klavierunterricht. Tatsächlich kamen immer wieder Töne eines Pianos aus dem nachbarlichen Haus geweht. Sie wollte auch nicht ausschließen, dass der Nachbarjunge selbst das Instrument beherrschte, hatte er doch lange, feingliedrige Hände, die sie sich zu gerne auf schwarzen und weißen Tasten vorstellte.
„Marlene!“
Der Ruf der Mutter riss sie aus ihren Träumen. Nach der Tonlage musste sie schon einige Male gerufen haben, was Marlene offenbar aufgrund des Lärms auf dem Nebengrundstück entgangen war. Es galt, höllisch aufzupassen, hatte ihre Mutter sie doch schon vor ihrem Guckloch erwischt und klar zum Ausdruck gebracht, dass Bespitzelungen von Nachbarn der Vergangenheit angehörten. Auch schnappte sie aus Gesprächen der Erwachsenen auf, dass diese Nachbarn nicht den Vorstellungen gutbürgerlicher Siedlungsgewohnheiten entsprachen. Abfällig meinte man zu wissen, dass die Mutter des Jungen weltweit als Eventmanagerin unterwegs sei, weiß der Teufel, was sie da bewerkstelligte. Es war wohl auch nur der Stiefvater, der sich um den Jungen zu kümmern hatte. Da Letzterer zwischendurch immer wieder über viele Wochen verschwunden war, vermutete die übernächste Nachbarin, die gerne das Gras wachsen hörte, dass der Knabe in einem Internat untergebracht wurde.



5

Die Streifenwagenbesatzung hatte alles richtig gemacht: Absperren des Fundortes durch Spannen einer Absperrfolie, Zurückhalten der Gaffer und Warten auf die Kollegen von der Kripo. Die kleine Panne, dass es an Pfählen für die Befestigung der polizeiinternen Folie mangelte, wurde schnell behoben. Lagen doch genügend Stöckchen angeschwemmt am Ufer und warteten förmlich darauf, den uniformierten Staatsdienern zu Diensten zu sein.
Dann kamen schließlich die Herrschaften ohne Uniform, die von der Kripo, wie auch die Schutzpolizei im Doppelpack. Noch ein wenig später erschien auch das Team der Spurensicherung, handelte es sich schließlich bei der Leiche um eine Person, die durchaus gewaltsam zu Tode gekommen sein konnte, denn so ganz von allein öffnet sich schließlich eine Bauchhöhle nicht.
Neben einer gezielten Befragung der Umstehenden durch die Streifenpolizisten fand ein reger Austausch der vier Kollegen direkt am Tatort statt. Es fielen von den beiden Herren der Spuren-sicherung immer wieder mahnende Worte, dass auch ja nichts an Spuren zertrampelt werden sollte. Pflichtgemäß hatten sie alle ihre Schutzanzüge an, obwohl klar war, dass nach dieser langen Zeit wenig an verwertbaren Spuren gefunden werden konnte.
Es schien, als hätten sich Krähen und Möwen einheitlich La Grande Bouffe mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli und auch The Birds von Alfred Hitchcock angesehen, um hier alles zu toppen, was diese Filme an Abscheulichem zu bieten haben. Arme, Beine und Gesicht waren durch kräftige Schnabelhiebe stichartig durchlöchert. Da, wo ehemals die Nase zu sehen war, klaffte ein Loch, welches zusammen mit den geisterhaft leeren Augenhöhlen ein schauderhaft anzusehendes Dreieck bildete. Besonders schmackhaft musste die Partie um die Achselhöhlen für die Geflügelten gewesen sein, öffnete sich doch hier in kleinen Abschnitten die Schulterpartie und gab damit den Blick auf die Schlüsselbeine frei. Als schien die Badehose, eng geschnitten, modisch gestreift, ganz sicher nicht aus dem Grabbelregal der Firma Kik, sich ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung noch einmal bewusst geworden zu sein, verdeckte sie pflichtschuldig das nicht zu verleugnende Geschlecht des ansonsten stark malträtierten Herrn und hatte es damit vor dem Fraß-Vandalismus der sprichwörtlichen Aasgeier in Schutz genommen.
Selbst für Nicht-Fachleute war ohne Zweifel erkennbar, dass die weite Öffnung des Bauchraumes sich von den übrigen Zerstörungen deutlich abhob. Auch wenn diese Höhle sich ausgeräumt offenbarte, stach der gradlinige Umfang in Gänze doch deutlich hervor.
Das Fahrzeug eines herangerufenen Bestattungsunternehmens fuhr schließlich an den Fundort heran, um in einem Spezialsarg den vorher in einem Leichensack verstauten Körper in das gerichtsmedizinische Institut abzutransportieren. Schließlich löste sich die inzwischen stattliche Ansammlung von Neugierigen auf, nicht ohne dass sich einige ältere Herrschaften bekreuzigten.
Das obligatorische Blässhuhn zog wieder schwimmend seine Bahnen um den Steg herum, vermutlich froh, dass der Rummel sich auflöste, ist es doch für ein Blässhuhn nicht einfach, wenn das eigene Revier von marodierenden Vogelschwärmen heimgesucht wird. Allerdings war es durchaus auch von Vorteil gewesen, waren doch einige Brocken vom gedeckten Tisch für das Huhn übriggeblieben.
5 Sterne
Sehr fesselnd  - 10.03.2024
Lara Liedtke

Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, dieser Krimi hat mich von Anfang bis Ende sehr gefesselt und mitgerissen. Es ist sehr detailliert geschrieben und auch Passagen oder Textzeilen die man auf Anhieb nicht versteht oder von denen man als normal Verbraucher noch nie gehört hat, werden von dem Autor ausführlich und verständlich erklärt. Mir persönlich hat dieses Buch sehr gut gefallen und meiner Meinung nach darf es in keinem Bücherregal fehlen. Ein großes Lob an den Autor

5 Sterne
Die Lanzen des Siloschwanzes - 19.10.2023
Joachim Menzel

Das Buch hat mir insgesamt ausgezeichnet gefallen: eine anschauliche und präzise Sprache, spannende Entwicklung der parallelen Handlungsstränge und deren schlussendliche Zusammenführung incl. furiosem Finale. Dazu bemerkenswert interessantes Spezialwissen insbes. in den Bereichen Polizeiarbeit und Medizin .Gut fand ich auch die Gliederung der Gesamterzählung in überschaubare Kapitel, was das Lesen sehr angenehm gestaltet.

5 Sterne
Auszug aus den weserbergland-nachrichten.de - 01.10.2023
Kanneschwenker

https://www.weserbergland-nachrichten.de/kreisausgaben/emmerthaler-nachrichten/20117-2023-09-30-13-42-44

5 Sterne
Die Lanzen des Siloschwanzes - 31.07.2023
Maren Arnke

Das Buch hat mir gut gefallen. Man konnte schwer ein Ende beim Lesen finden. Es ist spannend, aber auch humorvoll. Tolle Beschreibung der Tathergänge, welche ich zum Teil zweimal gelesen habe

5 Sterne
Achtung Hochspannung 😬😊!!! - 05.05.2023
Henriette Mersbach

Hier handelt es sich um Literatur der spannend-unterhaltsamen Art, die breite Themenfelder und packenden Thrill unter einen Hut bekommt. Der Autor ist nicht nur kreativ, sondern offenbar auch intellektuell bewandert, was dem Leseerlebnis ein angenehm anspruchsvolles Niveau verleiht. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, eines soll jedoch zum Inhalt erwähnt werden: passend zur geistreichen Gesamtstory werden interessante bis heikle Themen behandelt, die in dieser Darstellung eindrucksvoll verarbeitet wurden. Ganz herzlichen Dank für dieses Buch. Sehr zu empfehlen ☺️👍 !

5 Sterne
Schweres Thema gut erzählt - 28.04.2023
Peter Kolof

Ich kann natürlich an dieser Stelle keine literarische Beurteilung des Buches abgeben, aber mein Eindruck als Leser ist sehr positiv. Ein so schwerwiegendes Thema mit einer solchen gesellschaftspolitischen Relevanz in einem Kriminalroman zu verarbeiten ist sicher ganz schwierig. Aber es ist dem Autor sehr gut gelungen. Diese menschenverachtende Perversität, die hinter solchen Verbrechen steht, ist schwer zu beschreiben. Der Roman liest sich trotzdem gut, hat die nötige Zurückhaltung, ist aber spannend erzählt.

5 Sterne
Hervorragend - 26.04.2023
Meike Rasche

Ein Buch, dass ich kaum aus der Hand legen konnte. Anfangs ließ es Raum für Spekulationen. Je weiter man las, umso mehr vertiefte sich der Glaube, den Täter zu kennen, bis man doch wieder den Gedanken verwerfen musste. Er erzählt , die doch ergreifende Geschichte mit dem pädophilen Hintergrund humor- und phantasievoll. An einigen Stellen musste man lachen an anderen musste ich mir doch eine Träne verdrücken. Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch.

5 Sterne
Die Lanzen des Siloschwanzes - 08.04.2023
Margarete Menzel

Großartig,den Mut zu haben,,solch ein sensibles und bedauerlicherweise ständig brandaktuelles aber dennoch gern totgeschwiegenes Thema unserer Gesellschaft anzupacken und dann auch noch so einfallsreich aufzuarbeiten!Der Autor versteht es sehr nachvollziehbar,sich sowohl in das Seelenleben der Opfer wie auch der Täter zu versetzen und kreiert dabei überraschende Lebensentwürfe und Täterprofile.Sprachlich und stilistisch ist es ihm hervorragend gelungen,beim Leser Empathie zu erzeugen und den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten,wobei Ironie und kritische Distanz genussvoll eingearbeitet sind.„Die Lanzen des Siloschwanzes“gehört zu den Büchern,die ich eigentlich verschlingen wollte,doch dann immer wieder zu sehr nachdenklichen Pausen gezwungen wurde.Nach diesem beachtlichen Erstlingswerk freue ich mich auf Fortsetzungen.Sehr,sehr lesenswert mit 5 Sternen

5 Sterne
Erschütternd und aufrüttelnd – 2. April 2023 - 03.04.2023
Dieter und Rolf Wegner

Ein von Beginn an spannender Krimi der das aktuelle Thema „Kindesmissbrauch“ aufgreift und seine Leser bis zum Schluss fesselt und mit den Opfern mitfühlen und das Schicksal der Täter mit einiger Genugtuung zur Kenntnis nehmen lässt. Besonders gefallen die detaillierten Beschreibungen die einem das Gefühl geben unmittelbar dabei zu sein. Fazit: unbedingt lesenswert und 5 von 5 Sternen!!

5 Sterne
Die Lanzen des Siloschwanzes - 26.03.2023
Irene Böttcher und Herbert Meyer

Dieses Buch sollte man auch lesen, weil es sensiebel macht für ein grausames Geschehen, kaum fassbar doch leider auch aktuell immer wieder ein Thema. Der Krimi ist spannend und facettenreich geschrieben und schafft durch die Recherchen des Autors auch immer wieder den Bezug in die Gegenwart.Daumen hoch und 5 Sterne

5 Sterne
Man sollte lernen mal wieder hinzuschauen - 23.03.2023
Tanja Schultz

Es ist bemerkenswert, wie der Autor es in seinem Debüt-Krimi schafft, ein so bitteres, viel Leid bringendes Thema wie Kindesmisshandlung, wohl verpackt an den Leser heranzutragen. Dafür schon mal meinen Respekt!Trotz des brisanten Kerns, schafft der Autor es, den Leser zum schmunzeln zu bringen, obwohl mancher sicherlich den ein oder anderen Satz 2 x lesen muss. Aber das ist halt seine ganz eigene Ausdrucksweise und Sprache, die vielleicht auch durch den Beruf geprägt ist. Trotzdem bleibt der "Lesefluss"!Gekonnt baut der Autor naturwissenschaftliches Wissen auf vielfältige Weise ein, sehr genial! Wo doch heute viele nen Spatz nicht von der Meise unterscheiden können. Obwohl dem ein oder anderen hier ein verlieren im Detail, einfallen würde, hat es mich nicht gestört. Man merkt beim Lesen einfach, welche Dinge dem Autor auf der Seele brennen. Und ich denke, er möchte der Menschheit auch mitteilen: schaut doch mal wieder genauer hin.Von mir ein ganz klares: sehr lesenswert!

4 Sterne
Gelungenes Debut mit einem schwierigen Thema  - 19.03.2023
Artur Reßeigenak

Soso, Förster war der Mann von Beruf – das passt. Eine Geschichte, die mit Haupt- und Nebenästen so verzweigt konstruiert und trotzdem stringent durcherzählt ist, muss man erst einmal schreiben, zumal beim Erstling. Strohmeyer nimmt sich kein geringeres Thema als sexuellen Missbrauch an Kindern für sein erstes Buch vor. Dessen Scheußlichkeit, ja Schändlichkeit in einem Krimi aufzuarbeiten, war ganz offenbar eine Herzensangelegenheit des Autors. Dabei vermeidet er, was die Taten angeht, jeden Voyeurismus und setzt das Mittel der Drastik dafür reichlich bei den minutiösen Beschreibungen der Tötungstaten ein, denen die meisten Mitglieder eines Pädophilenzirkels im Verlauf des Buches zum Opfer fallen. Dass dabei der titelgebende Siloschwanz die entscheidende Rolle spielt, liegt auf der Hand. Es ist bewundernswert, welche im Wortsinn kriminelle Fantasie Karl-Heinz Strohmeyer bei den Schilderungen der einzelnen Tathergänge an den Tag legt. Dabei tut es dem Buch gut, dass der Autor trotz der Härte des Sujets einen wunderbaren Humor und eine gute Portion Schlagfertigkeit besitzt. Die Hintergründe der vielen Stränge der Geschichte hat Strohmeyer kenntnis- und detailreich recherchiert, sodass man beim Lesen sogar noch eine ganze Menge zu lernen bekommt, auch wenn dabei mitunter die Grenze zum Sachbuch touchiert wird. Strohmeyer führt die Protagonisten seines Romans, Opfer, Täter und Polizisten, virtuos durch die Zeitläufte und verliert bei den vielen Sprüngen seiner Geschichte nie die Übersicht. Das Erzähltempo ist hoch und steigert sich im letzten Drittel ins Atemberaubende, wenn der Autor die Erzählschichten auf überraschende Weise raffiniert verschränkt. Dass das Kriminalteam, das diesen vielschichtigen Fall lösen muss, sanft aufs Korn genommen wird, erinnert durchaus an den einen oder anderen Tatort. Darüber hinaus spürt man, dass Strohmeyer seinen Mitmenschen gern aufs Maul schaut: die Personenzeichnungen sind typisch, figurensicher und verleiten nicht selten zum Schmunzeln. Der ausgeprägte Personalstil des Autors tritt schon bei diesem beachtenswerten Debut deutlich zu Tage. Es endet mit einem klassischen Cliffhanger – diese gelungene Geschichte muss definitiv weitererzählt werden und wird es sicher auch, denn Strohmeyer hat jede Menge Spuren gelegt, die verfolgt werden wollen. Ich freue mich darauf.

4 Sterne
Spannender Krimi mit verstörendem Thema - 09.03.2023
Herbert Breden

Schon im szenischen Einstieg des ersten Kapitels wird Krimi-Spannung aufgebaut, die bis zum Schluss anhält. Insgesamt erwartet den Leser eine fesselnde Story. Nicht zuletzt profitiert der Roman von Kontrasten zwischen flottem und unkonventionellem sprachlichen Ausdruck, kompromisslosen Detailschilderungen und dem verstörenden Thema Kindesmissbrauch.Über kleine "Knoten im Roten Faden" lässt sich da leicht hinweg lesen.

5 Sterne
Die Lanzen des Siloschwanzes - 07.03.2023
Jürgen Meyer

Was für ein tolles unterhaltsames Werk. Es wartet an allen Ecken und Enden mit erklärendem Fachwissen auf. Durch den ständigen Wechsel von Ort und Personen wird man zur Aufmerksamkeit gezwungen, was sich lohnt.. Ab Seite 100 gab es für mich dann kein Halten mehr. Alle Hilferufe im Haus zu irgendwelcher Unterstützung mussten abgesagt werden. Das Buch hatte Vorrang. Humorvolle Passagen regten ständig zum Gackern an. Und dann dieser aktuelle Bezug zur Kinderpornografie,der einem unmißverständlich deutlich macht, wie man dagegenhalten und aufklärend ankämpfen muss. Für mich alle 5 Sterne

4 Sterne
Die Lanzen des Siloschwanzes - 21.02.2023
Margarete Bruns

Der Krimi hat einen ansprechenden Handlungsstrang, der den Leser gleich auf die Seite der geschädigten Kinder bringt.Gut gefallen hat mir, dass die Vergewaltigungen nicht zu detailgetreu geschildert wurden. Man kann sich so eher in der eigenen Fantasie das Leid der Missbrauchsopfer vorstellen.Die Zeitsprünge im Krimi sind für mich kein Problem gewesen, eher die recht ausführlichen Schilderungen über die Chinesen und das Polizeigebäude. Die haben m.E. nicht zum Fortführen des Handlungsstranges unmittelbar beigetragen.

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