Die FabelArche

Die FabelArche

Fabelhaftes gedichtet und illustriert

Axel Zigan


EUR 22,90
EUR 18,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 90
ISBN: 978-3-99131-350-2
Erscheinungsdatum: 12.05.2022
Der Zeichner, Cartoonist und Grafiker Axel Zigan nutzt seine zeichnerische wie dichterische Begabung, um in diesem fabulösen Bändchen eine ganz eigene Welt zu schaffen und lässt den Leser nachdenklich, aber beglückt zurück.
VORWORT

„Das Bild ist die Mutter des Wortes“.

Dieses Zitat von Hugo Ball umfasst das vorliegende Werk von Grafiker und Illustrator Axel Zigan, dem Zeichnungen generieren nicht ausreicht, so dass er Texte zu Bildern und Bilder zu Texten kreiert. Denn seine Bildgedichte vermögen es, Dichtkunst und Zeichenkunst „fabelhaft“ zu vereinen.

Die Fabelarche ist weniger eine Hommage an die Tier- welt als ein Traktat über die Gesellschaft, die Politik, die Philosophie und den Menschen mit all seinen Schwächen schlechthin. Die Vielfalt der gesellschafts- politischen und manchmal auch historischen Themen spiegelt sich ebenso in der Vielfalt der Gattungen:
Ob Fabel, Elegie, politische Satire oder intelligente Wortspielereien – häufig lächelt der Leser über eine überraschende Wende, eine unvorhersehbare Pointe, einen einzigartigen Wortwitz.

Nicht nur die Reime zeugen von einer außerordent- lichen Beobachtungsgabe, gepaart mit analytischem Verstand, Wortgewandtheit und treffendem Humor. Nein, auch die textbegleitenden Zeichnungen bringen die Botschaft auf den Punkt. Mit sicherem Strich illustriert Axel Zigan ein jedes Gedicht, mal filigran, mal plakativ, kontrastreich oder minimalistisch, mosaikartig, mal komisch oder karikierend.

Die Aussageabsicht, häufig mit einem Augenzwinkern versehen, wirkt doppelt, wenn Gedicht und Illustration sich ergänzen. Der Leser nimmt zuerst das Bild wahr, wendet sich dann mit einer Idee im Kopf dem Text zu, um anschließend zu der Illustration zurückzukehren. In dieser gelungenen Aufmerksamkeitsspanne setzt das eigene Denken über die Bildgedichte ein, die beißend- kritisch, ironisch, melancholisch, humorvoll oder beleh- rend wirken.

Einmal in den Bann gezogen, kann sich der Leser nicht wegdenken oder das Meisterstückchen nur mal überflie- gen; er setzt sich mit den hintersinnig fabulierten Gedanken auseinander und genießt zudem die offenbarte Vers- wie Bildkunst des Autors.

Letztlich eignen sich die Tiere vortrefflich als Mediatoren menschlicher Schwächen, gesellschaftlicher Um- und Zustände sowie wissens- und bedenkenswerter Anekdoten und Geschichten.

Dass Axel Zigan seine zeichnerische wie dichterische Be- gabung nutzt, um in diesem fabulösen Bändchen eine ganz eigene Welt zu schaffen, lässt den Leser nachdenk- lich, aber beglückt zurück.

Dr. Gesine Heddrich

Den Esel macht seine Ähnlichkeit mit dem Pferd nur desto lächerlicher, aber das Pferd wird nicht lächerlicher durch den Esel.

Georg Christoph Lichtenberg


Die Fabel als Literaturgattung

ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.
Seit der Antike wird Kritik geübt am Verhalten einzel- ner Zeitgenossen oder auch Gesellschaftskritik mittels Tierdichtung in Versen oder Prosa. Ohne einen Einzel- nen oder eine Gruppe mit Vorwürfen zu konfrontie- ren, ermöglicht die Fabel, Kritikwürdiges der Menschen auf Tiere zu übertragen, um dann dem Mitmenschen mit Distanz den Spiegel vorzuhalten.

Vielen Spezies werden von jeher gewisse Eigenschaf- ten zugeordnet bedingt durch ihre Gestalt oder Ver- haltensweise. Der Löwe ist stark, das Lamm arglos, der Fuchs schlau, der Pfau eitel, oder durch Mystfizierung wie bei Wolf, Unke, Rabe oder der sprichwörtlichen schwarzen Katze.

Der Anspruch der Fabel ist es zu moralisieren. Das vorliegende Büchlein bringt, neben dem moralischen Aspekt, eine gehörige Portion ironisierenden Humor mit ins Spiel.


Metromanie

Ich frage mich seit Tagen schon:
„Was reimt sich gut auf Ichneumon?“

Schleichkatzen werden sie genannt,
die Spezies, die mit ihm verwandt.

Mangusten, Mungos, Ginsterkatzen
nächtens schleichen, tags nur ratzen.

Kaum eine schleicht in Iserlohn.
Das reimt sich gut auf Ichneumon.


Baumgespenster

Madagaskar liegt weitab;
dort leben die Lemuren,
und auf so manchem Baobab,
da kommen sie auf Touren.

Sie schwingen durch’s Geäst sich flugs
an Eleganz unübertroffen -
mit Anmut und von schlankem Wuchs -
staunend steht der Mund mir offen.

Wär ich kein Zeichner, wär ich gern
im nächsten Leben ein Lemur.
Im Süden unter fremdem Stern
zög‘ ich dann meiner Freiheit Spur.

Hing dann in einem Baobab
mit anderen Lemuren ab.


Die Judasziege

Galapagos, ein Archipel
im Stillen Ozean,
es ist ein Land wie ein Juwel;
hat’s vielen angetan.

Die Tierwelt meist endemisch ist,
sie war im Gleichgewicht.
Ein jedes wusste, was es frisst,
und keines litt Verzicht.

Dann wurden Ziegen ausgesetzt,
die fraßen alles kahl,
dass die Balance war verletzt,
die Fauna traf’s fatal.

Man ersann als List dagegen
(eben jener Judasziege)
eine Glocke anzulegen
zur gebotenen Intrige.

Dann dem Läuten nachzusetzen,
wenn sie ihresgleichen sucht,
diese gänzlich auszumerzen
selbst in der geheimsten Schlucht.

Wie sich’s bei der Jagd begab,
auch die Judasziege starb.
Denn wie so oft - der dümmste Täter
ist der verratene Verräter.


Scarabaeus

War‘ns die Mayas in den Anden,
die dereinst das Rad erfanden?

Oder konnten die Azteken
früher schon ein Rad bewegen?

Vielleicht in Asiens Frühkulturen,
die statt zu laufen lieber fuhren?

Dorer oder frühe Kelten,
konnten die das Rad vermelden?

Nein, es war ein kleiner Stinker,
der ein ganz besonders flinker

Transporteur von Kuhdung ist,
für die Brut braucht er den Mist.

Dieses Wesen war ein zäher
hochbegabter Pillendreher.

Die Idee begann zu reifen:
Besser rollen als nur schleifen.

Der Abtransport von seinem Mist
in Kugelform viel leichter ist.

Braucht nur wenig Kraft zu zollen,
kann so die Materie rollen.

Ohne großen Widerstand,
womit er das Rad erfand.

Zwar ist es keins mit Achs’ und Speiche,
doch das Prinzip, es ist das gleiche.


St. Carnivorus

Von vielen wurde er bedichtet,
der überschlaue Tunichtgut.
In Bälde wird er wohl gerichtet,
der rote Schalk voll Übermut.

Denn die Beweise sind erdrückend,
zu mächtig ist der Feinde Schar.
Für diese wär es hochbeglückend,
wenn seine Taten nachweisbar.

Auf Malepartus im Gehäus‘,
da sitzt der Böse mit Behagen,
so listenreich wie Odysseus
mit seiner Füchsin samt den Blagen.

Will dennoch sich dem König stellen,
sich seiner Klugheit sehr bewusst,
mit Redekunst will er sie prellen,
bang wird‘s der Fähe in der Brust.

Und in der Tat gelingt‘s dem Schlauen
die Schuld ins Gegenteil zu kehren.
Die Feinde hören es mit Grauen.
Er geht nach Haus‘ in allen Ehren.

Die Unmoral:
Am Ende sind die Kläger die Gejagten
und Reinecke der Jäger.


Im Eismeer

Einsam lebt der Riesenschwamm
in dunkler Tiefe still und kalt.
Viel älter als einst Abraham;
zehntausend Jahre wird er alt.

Scolymastra joubini,
so nannte ihn die Wissenschaft.
Sah nie ein Mädchen im Bikini;
zwangsläufig ist er tugendhaft.

In einer Sache überlegen
ist dieser Schwamm uns in der Tat,
weil außer ihm kein andres Wesen
zehntausendmal Geburtstag hat.

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