Tierische Menschen und menschliche Tiere

Tierische Menschen und menschliche Tiere

Bürgerkritische Erfahrungen und deutsch-bayrische Terminologie

W. Amade Bayer


EUR 28,90
EUR 17,99

Format: 18 x 26 cm Hochforma
Seitenanzahl: 354
ISBN: 978-3-95840-758-9
Erscheinungsdatum: 02.07.2019
Ein teilweise wehmütiger Streifzug durch die Geschichte führt deutlich die Unterschiede im Lebensstil, in der Arbeitseinstellung und der Geisteshaltung zwischen den Generationen vor Augen. Bairische Weisheiten bilden immer wieder willkommene Auflockerungen!
Ein nachdenklicher, belobigender und gesellschaftskritischer, auch moralapostolischer, breitangelegter-ausholender, also einprägsamer deutsch-bairischer Streifzug durch Geschichte und Gegenwart, Forschungen, Gesetze, Grundsätze, Politik, Kulturen, Gesellschaft und besonders durch zwischenmenschlichen „tierischen“ Alltag mit vielen Analogien und dialektischen Gegenüberstellungen, eine auch bairisch belebte Dialektik.

Ohne Liebe zum Lebendigen haben wir nur eine kalte Vernichtungs- und Geld-Intelligenz© (Autor)

„Das Vergangene ist nie tot, es ist nicht einmal vergangen.“ (William Faulkner).

Die Zeit läuft uns davon und Menschen wollen sie taktlos einholen, Tiere halten ihren Takt. ©
Das Altern u.?a.: Wer keine Zukunft mehr hat, lebt von der Vergangenheit. ©

Entsprechend einer Zeitachse geht es hier im Buch wie im Leben hin und her, vorwärts und zugleich rückwärts (vgl. sogen. „Fortschritt“), oder die Vergangenheit holt uns immer wieder ein usw.
Geschichte und Gegenwart überlappen sich also, doch der Mensch lernt nichts aus der Geschichte © = Autor (vgl. durchgängige Thematik Mensch-Tier-Vergleich mit oft zu authentischen Vorkommnissen belegt und aufgezogen meist im Sinne einer „einzigartigen“ unbegrenzten machtgierigen Natur des Menschen, immer mit einem Kürzel benannt … vgl. unten.
Es gibt hier einen Rückblick, Gegenwartsblick und Vorausblick oder auch eine Nachsicht und Vorsicht, d.?h., eine mahnend-kritische (sozusagen ohne Rücksicht auf Verluste …) Sichtweise; denn:
„Ohne Vor- und Rückschauen ist keine Rücksicht.“ © (Es ist wie beim Autofahren …) Daher der Spruch: „Vorwärts in die Vergangenheit.“ (vgl. weit unten)
Damit ist ein Gegenpol angesagt zum wirtschaftlich angestachelten kurzsichtigen-rücksichtslosen, nämlich ein durchgehendes dialektisches und existenzialistisches Motto: selbstzerstörerische Tragik und „Raubtierisches“ – Hier-und-jetzt-Konsumrausch mit dem „Lebe jetzt, zahle später“ (drauf!). ©
Ermutigung zum Schreiben: „Sich etwas von der Seele schreiben, dazu kann ich jedem nur raten … auf dem Papier ist alles erlaubt …“ (Ulla Hahn, im Bonusheft der Volks- und Raiffeisenbanken, Dez. 2017 Grammatikalisch hieße es m.?E. im Infinitiv: sich etwas von der Seele zu schreiben oder ist das die neue Rechtschreibregel.) Auf „alles erlaubt“ bin ich jedenfalls gespannt … wie ein Flitzebogen (nicht wie ein Regenschirm.).






Zum dialektischen Buchstil und Kunstgriff

Dialektik bedeutet hier nicht die kommunistische Marx-Ideologie, sondern wörtlich die altgriechische Redekunst (Redetechnik) des Hin- und Herwendens in der Argumentation. Das bedeutete zuerst Negatives, sophistisch wie juristisch einen Sachverhalt hin- und herzuwenden, (auch diplomatisch was verdrehen usw.), aber hier literarisch sozusagen beide Seiten einer Medaille zu betrachten und gegenüberzustellen, d.?h., in diesem Buch das Zweiseitige (zwei Pole …) bei Menschen zu erkunden, nämlich die gleiche und verschiedene und oft menschlich-tierische Dynamik, während ein bairischer Dialekt legitim, lebhaft und bildhaft bürgerliche Lebenserfahrungen (die oft „zwiespältig“, also doppelpolig sind) zusätzlich untermauert.
Ein weiteres Stilmittel ist das öfters (verdoppelnd) verwendete, dialektische doppeldeutige Wort „Viecherei“ (unten noch öfters erklärt).
Man wählte, vorbeugend vorweggesagt, bewusst den vorurteilig belächelten, aber de facto elegant-dialektischen, d.?h. positiven wie negativen (doppelpoligen und doppelbödigen) Doppelbegriff der „Viecherei“ (vgl. unten die bipolare Definition) mit vielen Konnotationen, da damit eine Tragik der menschlichen Doppelnatur (also zwei Gegenpole sogar in ihm, nicht nur außerhalb von ihm) erfassbarer ist. Nicht umsonst sagt der Volksmund z.?B. das Gegenpolige „Die sind wie Hund und Katz aufeinander“ (verschieden bis gegeneinander …). Irgendwie klingen die vielen Schwierigkeiten im Leben, d.?h. auf offenem sozialem Felde, nach „Feldtheorie“ …

Immer wieder eine Definition und beispielhafte Verdeutlichungen mögen einem eventuellen automatischen Unverständnis mit Kopfschütteln – bairisch: Kopfbeidln – gegen den m.?E. „griffigen Begriff“ der „Viecherei“ vorbeugen.
Stilmittel sind also Dialektik (Pol gegenüber Pol … da in der Existenz viel konfliktreich, d.?h. polarisiert, ist … ob man es als Mensch akzeptiert oder nicht …) und Dialekt (bedeutet aus dem Griechischen und Lateinischen: „mit jemand reden …“, etwas unterreden wie hin- und herwenden … was eher im Wort Diskutieren wäre, sozusagen etwas hin- und herwerfen wie eine Diskus-Scheibe …) und der Begriff der „Viecherei“ und anderes, z.?B. Komik, historische und gegenwärtige Episoden, m. o. m. kritische Bürger-Beobachtungen und -Erlebnisse, Verse, Lyrik, Wortspiele usw.
Im Buch sind – neben Bairisch-Erklärungen und neben bewusst sehr vielen Tier-Analogien- und –Schilderungen – (von existenziell verwandten Säugetieren) auch viele vermischte menschliche, dramaturgische Konflikt- und Spannungsbögen bzw. tägliche Dramen, ungeschminkt aufgezeigt, z.?B. Konflikte (eingesessener) „Zahlungsbürger“ – und deren Alltagsprobleme anhand dialektischer Gegenpole und Konfliktdynamiken z.?B. zwischen

Konsument vs. (= gegenüber) Lock-Geschäften und Kartellen- und Verwaltungs(-Macht) u. Ä.
Recht (Jus) vs. (gegenüber) Justitia (Idee der) Gerechtigkeit bzw. de facto deren Gegenteil: Ungerechtes …
gutmütig vs.(gegenüber) raubtierisch … (Buch-Hauptteil)
Friedlichkeit vs. aggressive Anmache-Konflikte/Kriegerisches
Gegenwart – Vergangenheit,
Hochdeutsch – Bairisch
Mensch – Tier
Glück – Unglück
Hoffnung vs. Zweifel/Verzweiflung
Frau vs. Mann
Bescheidenheit/Zufriedenheit vs. Rekordsucht, Extra-Privilegien …
„Kleiner Mann, was nun“ vs. Weltgeschehen … bei weitergehendem allseits aufgedehntem Drama a la H. Fallada

Dabei ist es auch ein Anliegen, dass mündige Bürger existenzielle Konflikt-Dynamiken nach allen beispielhaften Gegenüberstellungen im Buch woanders selbst erkunden und zugleich darauf achten, dass Rechte von (verbliebenen) Zahlungsbürgern nicht indirekt/versteckt abgebaut, mehr finanzielle-bürokratische, strafrechtliche, ideologische Belastungen aufgebaut werden, wie (eher zu) viele bürgerliche Unterlegenheitsbeispiele im Buch m. o. m. drastisch bewusst machend und bildhaft nahelegen.

Das Buch ist auch für eine gemischte Leserschaft gestaltet, dass es sowohl für mehr „oberflächliche“ Leser/innen zum Blättern ist, daher auch viele heutzutage nötige Bilder und „Einfach-Sprüche“ hat, und für verschiedene besinnliche bis fachlich-akademische Leser auch einen Tiefgang hat und für Tierliebhaber eine Brücke geschlagen ist vom Tierleben zur Menschenexistenz, oft vor- und zurück oszillierend.

Das Bairische ist, um dem Vorwurf einer antiquierten bairischen Eigenbrötelei (a la Kirchturm-Politik …) zu entgehen, bewusst auch gesellschaftspolitisch-historisch in einen großen Tiere-Menschen-Welt-Kontext gesetzt. Dabei wird auch das heutige allseitige US-Englisch oft konfrontativ per Deutsch und besonders per offenherzigem (noch) lebhaft klanglichem Bairisch (rück-)übersetzt, d.?h. im musikalischen Ausdruck „transponiert“.

Die lange „doppelbödige“/doppelpolige (= dialektische) menschliche Existenz kann mit dem alten und breiten bairischen Erfahrungsschatz und stilistisch mittels Tiere (bei aller Tierliebe?) anschaulich gemacht werden, denn es gibt nichts Antiquiertes und Isoliertes im Strom der Zeit. Trotz Entgegenkommen und Konsumverwöhnung besteht weiter z.?B. ein Unbefriedigtsein des Menschen, also eine „eingebaute“ Unzufriedenheit (vgl. im Buch jeweils „Raubtierisches“ als Antagonismus, als vergeblicher Befriedigungsversuch …).
Hier also der erstbeste, noch harmlose, aber nicht sinnlose Tierspruch zum rücksichtslosen, unbefriedigenden und sozusagen tödlichen Konsum-Kreislauf: „Ich hab einen Kater.“
Eine unzufriedenheitsgetriebene „Kater“-Stimmung lugt trotz Waren-(Über-)Angebot aus allen Ecken. ©
bairisch: Man schaut weita grantig aus da Wäsch’ …
Philosophisch: Der Mensch braucht existenziell mehr als nur Konsum-Freiheiten und Rede-Fluss (vulgo: Unterhaltungs- und sogenannten Vedummungs-„Quatsch“-Medien u. Ä. …) © bayrisch: oam s’Hirn zuapappn (einem das Gehirn/Denken zukleistern …)

Neben der immer wieder historisch zu benennenden zeitlichen Überlappungen, ich nenne es auch zeitliche Schnittmengen, gibt es also viele hier bewusst aufgezeigte Überlappungen von Mensch-Tier, besonders im Verhalten (also sogenannte „Viechereien“). Es besteht somit auch eine verhaltensmäßige „Schnittmenge“. Probleme werden nebst Tieranalogien auch oft noch dialektisch zweipolig, „doppelbödig“ aufgezeigt. Somit ist immer wieder notwendigermaßen weit ausholend und anschaulich (bes. mit vielen Beispielen!) eine sehr komplexe menschliche Thematik behandelt. Mit anschaulichen Beispielen wird auch, wie es im Gutachten-Jargon heißt, eine Nachvollziehbarkeit erstrebt, wenngleich man sich in Wirklichkeit bei (amtlichen?) Gutachten oft wenig Mühe mit „nachvollziehendem“ Lesen macht, m.?E. man oft nur Anfang und Ende liest oder gleich „amtlich“ als unsubstanziell, beweislos … abtut, also m. o. m. mühelos denkbequem „ad acta“ legt, man möchte sagen: „Ruhe in Frieden, (un-)parteiischer Denkvorgang.“ ©

Demgegenüber sei eher frischen Mutes eine BBA gemacht. Was das sein soll? Eine bewusst (zu?) weit ausholende bundesrepublikanische-bairische Bestandsaufnahme im großen Geschehnisse-Kontext, im (Reiß-)Strom der Zeit … ©,
gemeint ist damit u.?a. eine reißerische (Konsum-)Hektik bei Überangeboten an Medien (sogenannte Info-Flut), Freizeit, Selbstverwirklichung und Waren …

Zwei (dialektische) Gegenpole seien vorweg benannt:
Dialekt als Teil-Volks-Sprache, als direkte und gefühlsmäßige Spontan- und Umgangsprache – gegenüber (vs) Hochdeutsch-Amts- und Schriftsprache usw.

Die „bairisch Sprach“, d.?h. ein menschnaher „Volksmund“, ist und bleibt m.?E. am Puls der Zeit, ist nicht antiquiert; somit also besteht das Bemühen um viele aktuelle Beispiele.
Das „Bairisch“ ist deutlich, oft zu konkret, direkt, ungeschminkt und besonders bildhaft, so wie es heißt: „Reden wir deutsch!“ Es hat nämlich bzw. wiederholt gesagt einen langen und großen einzelmenschlichen-zwischenmenschlichen Erfahrungsschatz, auch mit sogenannten raubtierischen Hinterhältigkeiten wie z.?B. Intrigen, besonders gern gegen Friedliche, d.?h. im bairischen Zitat:

„Dea tuat koana Fliegn wos o, oba do wird eam wos in d’ Schuah gschom.“

Es ist fast ein durchgehendes Motto in Variationen: Ihm wird etwas in die Schuhe geschoben = er wird (als Mensch und Bürger …) oft raubtierisch-machtgierig angefeindet.
Man kann sich das doch vorstellen, während man nicht anwesend „geistig präsent genug“ ist, nicht abwehrbereit ist, sondern gutmütig-friedlich-arglos ist (Jurist: Sie müssen defensiv sein!? D. h. „passiv“?) und sozusagen im Apparate-Ruhemodus ist, wie im Ruhe-Schlaf mit sich eins ist (da wird einem oft Meditieren angedient) …, wird entzweit, geschieht etwas gegen einen …

Das Dialekt-Sprach-Motto gilt: Sprache ist die Seele eines Volkes © – jetzt nicht rassistisch gemeint und vorschnell verurteilt und belehrt, man dürfe nur „Bevölkerung“ sagen … denn auch andere „Zuzügler“ bewahren wohl allseitig geschützter und geschätzter ihre Sprachen und Traditionen, bis zur eventuellen sich absetzenden Isolierung oder Identitätskonfrontierung im Gegensatz zu zögerlichen Identitätsunsicheren (?), denen angeblich nur dümmliche Bierzelt-Identität bliebe und „Lederhosenrevolte“ (lt. Johann Osel, Wir und die anderen, in SZ vom 9./10. 9. 2017, S. 69)

Zur gesetzlich garantierten, insbesondere literarischen Meinungsfreiheit, hier oft mit dem Kürzel m.?E. (meines Erachtens) versehen, vergleiche man z.?B. „Menschenrechte, Bürgerfreiheit, Staatsverfassung, Hg. Kultusminister des Landes N.-Westfalen; Verl. Kamp, Bochum 1984) sei gleich anfangs themabezogen.
In bairischer Meinungsfreiheit zu dem Buch gesagt: di Katz aus’m Sack lassn …

Im Bairischen wie auch im Deutschen gibt es viele und jetzt seltenere Tiervergleiche, die anschaulich wirkten bzw. noch wirken, oft deftig-deutlich bis derb waren oder sich eher als verbales Imponiergehabe und Drohung verstanden, nicht als unterschobene Handgreiflichkeit und grundlose Aggressionslust usw., wie in Bairisch-Literatur-Kommentaren dieses Image verbreitet scheint.
Aus der früheren europäischen und hier speziell bairischen Agrarlandschaft ist die Nähe zu Natur und Tieren mittels Sprüchen verständlich. Je nach Bauerncharakter ging man mit Tieren und Natur schonend oder grob und kapitalistisch vermehrend um wie z.?B. mit Kuhherden-Erzeugung und Cowboy-Trieb zu Zügen zu unbetäubten-brutalen Großschlachtungen, z.?B. in Chicago und wohl auch bei unseren industriellen Großmästereien.
Wir vergleichen uns in der Alltagspsychologie auch gern mit Tieren, z.?B.: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, ein armer Hund … Ein wetterempfindsamer und wetterkundiger Mensch ist ein Wetterfrosch und bei der eintönigen schier endlosen Arbeit ein Esel im Kreislauf der Arbeitstretmühle usw. „Dumm, dumm, dumm, i kumm net rum.“ © (d.?h.: „Komm nicht ’rum, ich werd’ nie mit der Arbeit fertig …).

Auch in der Bibel, die z.?B. die Zeit der Nomaden-Viehwirtschaft widerspiegelt – (Ein Teil des Alten Testaments wurde rückbezüglich erst z.?B. in der babylonischen Gefangenschaft erstellt, teils imitierend nachgestellt wie die „Genesis“ …) –, waren viele Gleichnisse mit Tieren, negative wie positive, besonders im Neuen Testament: Gleichnisse mit Lämmern, Kamel, Tauben, Spatzen auf dem Dach, Schlange, Natterngezücht … im Alten Testament das Liebeslied des Salomon mit Tiervergleichen wie der Zartheit der Zicklein und Rehe … (der Schwan kam noch nicht vor).
Bei alten und gegenwärtigen Völkern waren und sind bestimmte Tiere heilig oder mit Göttern gleichgesetzt, wohl weil sie menschliche Eigenschaften widerspiegelten, was auch unter anderem der Sinn dieser Schrift ist. Es ist also keine wissenschaftliche, lexikale oder alphabetische Tiersammlung (und Bestimmungsbuch = Bestiarium) vorgesehen, sondern ein locker gesammeltes und dargebrachtes subjektives Erleben und Teilwissen von Tieren, besonders im spontanen und gefühlsnahen Kontext des Dialekts. Ein Moralisieren kann man sich nicht verkneifen. Es sollte ja einen Biss haben und nicht eine allen wohlgefällige „Oberhaupt/In-Rede“ sein:

„Ohne an Biss, land’s auf’m Mist, automatisch is eh a Variss …“ © (Verriss)

Gegen einen Vorwurf der Schwarzseherei, des Pessimismus, der Einseitigkeit usw. sei gesagt, dass bei kritisch gebliebenem Verstand (ohne Einlullung) und bei Sensibilität der jahrzehntelangen m. o. m. schmerzlichen Beobachtungen und Erfahrungen es dafür kein Augenverschließen oder „gehirnwäscherisches“ Wegtherapieren u. Ä. gibt. Es sind dazu (zur Empirie) auch genügend Zeugen und Zitate benannt. Da müssten also auch alle Zeugen denselben Vorwurf erhalten.

In dem Buch wird auch öfters der bairische Ausdruck „quasi“ gebraucht, was „gewissermaßen, ähnlich, in derselben Art“ heißt, denn nicht umsonst übernahm das Bairische in Offenheit (entgegen dem Vorwurf des Hinterwäldlerischen), wie erklärt, Ausdrücke von anderen Sprachen oder Dialekten. Es kommt z.?B. in dem Namen des Glöckners von Notre-Dame vor, Quasimodo, der „quasi“ (in derselben Art, Art = modus, lateinisch …) des Oster-Feiertages, nämlich m.?E. an dem darauf folgenden weißen Sonntag geboren wurde.

Es wird betreff Muttersprache, d.?h. Erstsprache, oft eine Intelligenz fördernde frühe Doppelsprachigkeit (auch mit dem pädagogischen Hintergrund einer Internationalität) propagiert. Erklärbar ist dies durch die leichte und frühe kindliche Aufnahmefähigkeit (schulisch bes. bis zum 8. Lebensjahr). Doch später ist m.?E. eine Präferenz erkennbar, nämlich die einer frühen emotional näheren häuslichen Sprache. Dies könnte auch ein Dialekt sein, falls er noch im Elternhaus zugelassen und tradiert wird.
Dass (besonders der bairische) Dialekt dumm mache, also schädlich in der schulischen Entwicklung sei, dagegen spricht sich z.?B. Dr.?Hogger aus:(Pfaffenkofener Kurier v. 20. 11. 2001, im Rundbrief Nr.40, Dez. 2001 des Fördervereins Bayr. Sprache und Dialekte, Aying, nebst anderen hier nicht raumgreifend genannten, pingelig zitierten Schriften).
Man sollte sich m.?E. nicht „überraubtierisch“ über Tiere stellen oder mit Massentierhaltungen diese nur noch als Objekte behandeln, schinden und z.?B. schreddern wie Hühner, bes. männliche Küken. Nicht umsonst „rächten sich“ z.?B. manche provozierte Arena-Stiere in Spanien (neulich auch ein Toter beim Stierjagen auf den Straßen in Pamplona). Natürlich kann man niemand zur großen Tierliebe des Hl. Franziskus zwingen.

Es soll auch nicht heißen, ein Nachtrauern der sogenannten guten alten Zeit, die auch nicht überall gut war. Klar! Aber: Bei der Modernisierung in den Sechzigerjahren wurden die Natur und Verhältnisse zu Tieren und altbewährten „Einrichtungen“ gestört bzw. zerstört, alles zugeteert, alle Bäume weg, jeder Weg und Hügel begradigt, mit Schubraupen planiert, für einen glatten langweiligen Rasen. Der für Kinder so interessante schlängelnde Bachlauf wurde begradigt oder zugeschüttet und es wurden keine Spiel-, Lern- und Versteckgründe mehr für Kinder belassen. Dazu kamen alte Haus- und Straßenbäume und Hecken weg, Fließband-Massentierhaltung her und noch mehr und größere Maschinen wurden angeberisch angeschafft. Auf den Schutthalden landeten alte Hauseinrichtungen, Hölzernes, Waschkessel, alles Alte weg, neue Ölheizung her, „Plastikzeug“, chemische Wäschehilfe usw. her … nur noch wenig manuelle Arbeit kam, weniger Bewegung, mehr Fernsehen und bis jetzt einseitig eine augenanstrengende Unterhaltungs- und Lehrmittel-Elektronik, da manuelles-motorisches Lernen (z.?B. per Handgeschriebenem) unmodern ist. Dafür können Kinder nicht mal einen kleinen Nagel einschlagen und müssen zu Hause keine Handreichungen und Hilfen machen … Die Kinder lernen also immer weniger praktisch-experimentell (Slogan: „mit allen Sinnen“) in Fähigkeitenschulung und Kondition (dementsprechend auch einiges immer wieder verstreut-erzählerisch im Buch-Text).
Dazu ist jetzt auch eine kleine Gegenbewegung da, eine nicht mehr alles rettende experimentelle Bewegung mittels Lernpaten. Man nennt die Kleinkinder angeberisch „Kleine Forscher/Innen“ mit eher vorgesetzten sogenannten „Experimenten“, was also mehr ein Nachvollzug ist, denn forschen wäre m.?E. selbstständig Unbekanntes schrittweise und mit eigenem Wissensfundus erkunden, also natürliche Neugierde z.?B. für die Umwelt entfalten, was früher viel im Freien möglich war. Das andere ist m.?E. eher Lernen von Vorgegebenem, mit Wiederholung usw. Statt Erkundung ist „Forschen“ auch eher ein wissenschaftlicher (meist Labor-) Begriff und wird leider in (bes. Zeitungs-) Medien-Angeberei-Sprachen für Kindergartenkinder verwendet. In der enger gewordenen, umzäunten Wohngegend und Natur haben die Kinder leider fast kein Erkundungsterrain und Raum für Bewegungsspiele mehr, es sei denn, einige m. o. m. sterile vorgefertigte Anlagen. Oder Vereine setzen sich für Erfahrungslernen ein wie die Waldjugend, der Fischereiverband usw. und der Bund Naturschutz u. Ä. Bei den Kindern kommt oft (offen gesagt) eine Bewegungsfaulheit wegen der Handhabung von wohnsauberer handlicher Elektronik dazu: „Mach mir keinen Dreck mit deiner blöden Bastelei … wenn ein Besuch kommt, und es schaut so schlampig aus …“ Oder der ältere Nachwuchs hat Bewegung eher in modebedingten Kampf-, Tanz und Sportarten mit teuren Geräten und Kleidungen der Freizeitwirtschaft … Und immer neue Bewegungs- und Tanzarten kommen auf, natürlich amerikanisch benannt wie firecrackers teeny dance … bairisch:
Geh moch koa (soiche) Danz? (d.?h. im Bairischen erweitert: Mach keine Umstände, moralische seelische u.?a. körperliche Verrenkungen …).
„Wohlstandsfett“ (m.?E. gut geredet mit „Diabetes 2“, ein sogenannter Euphemismus), sprich Wohlstandskrankheiten kamen allseits auf. Es gab früher leider den Ernüchterungsspruch: „Im Krieg gesund gehungert, im Wohlstand krank gefressen.“ Das soll nicht Kritik lauernd heißen, man bevorzuge Krieg und Notstand. Konsum-Wohlstand aber kann unvorsichtig-unbekümmert-unbedarft, verwöhnt und letztlich nicht aggressionsärmer usw. machen. Es gibt dazu viele (um-)erzieherische Bücher.
Friedlichkeit kommt m.?E. eher von innen (hart erarbeitet oder milieu- bis anlagemäßig vorbedingt), aber nicht von Wohlstands- und Außenbefriedigungen und nicht von „geldigen“ Vorbelohnungen, sozusagen allseitig ausgeweitete „Begrüßungsgelder“ u.Ä., bairisch: „Min Geid rumschmeißn …“ © (etwa: mit Geld um sich werfen … oder Geld nach allen Seiten nachschmeißen, bei Billionen
Schulden …)

In diesem bairischen Buch wird also auch sicherheitshalber sehr weit, allgemeinbildend multihistorisch und ungeschminkt mit Alltagsgeschehen- und Alltagsproblemen (in Anekdoten, Aktuellem, Versen, Wortspielen …) ausgeholt, um die vielfältigen umgangssprachlichen Kompetenzen der bairischen Sprache anzuzeigen und auch die verschiedenen Beziehungsebenen und oftmaligen spezifisch menschlich-raubtierischen Situationen. Ein Zeitgeschehen soll eingefangen sein im Bemühen um Aktualitäten und alltägliche Probleme. Dieses sogenannte Breitband-Bairische (gemischt mit Deutsch) ist damit bewusst gemacht und nicht unbedingt antiquiert und inkompetent.©
Die „Bairisch-Sprach“ ist, wiederholt gesagt, eine lebendige, bildhafte (daher oft mit Tiernamen verdeutlichende) und lebhafte Sprache, entgegen Vorwürfen noch immer brauchbar und aktuell und in vielen Situationen anwendbar, da sie treffend Allgemeinmenschliches und Situationen beschreibt, die immer noch gelten. Diese Sprache ist bildhaft und liefert somit eine gefühlsnähere Mitempfindung und ein Verständnis, was auch für ein gewisses oder verbliebenes Heimatgefühl wichtig wäre.
Gefühle und entschuldigende Abschwächungen werden bairisch oft z.?B. durch das Verkleinerungs-i ausgedrückt wie Mädi, Mausi, Bubi, Schatzi … Das Bairische kennt komikhaft sogar eine Verkleinerung eines Hilfsverbs „sein, ist …“ „Ja wos isseli denn los“ statt des warnenden bis autoritären „Was ist denn da los?!“. Durch Verkleinerung wird eine direkte Rüge mit evtl. Dramatik abgeschwächt … also irgendwie auch durch eine diplomatische bairische Sprache …

Das Bairische ist demnach auch diffizil. Ein leicht geändertes Verkleinerungs-End-Suffix kann sogar gegenteilig sein zu „Du bist mei Freind“ (mein guter Freund); gegenteilig ist „So, mei Freinderl!!“ … (gedroht dem nur kleinen minderwertigen „Freundchen“ = ein mir Gegensätzlicher, also Feindlicher),: „Mia ham midanand wos zum Redn“, „Reden“ = Abrechnungsstreit usw., vgl. manche Ehe: „Mo, mia ham was zum Redn!“
Aber im guten Sinne seine Meinung (ich meine bloß, schon …) sagen oder Zustimmung, heißt auf Bairisch: „I moa (ja) bloß …“ „I moa scho a“, (vergl teilweise Gunter Friedrich, Mundarttexte, bp-Lyrik, Blickpunkt Verlag, Burghausen, 1983)
Die Meinung kann wie eine sich selbst verstärkende Wiederholung in der Erzählung klingen: sogt a, hot a gsogt, sogta … (sagt er, hat er gesagt, sagt er …)

Geh moch koa Schwank!

Zum „komprimierten Gefühl“ © gibt es im Bairischen auch den Schwank, der hier öfters in Teilen oder am Ende ganz eingebracht wird. In der Schrift von Günther Kapfhammer heißt es „Der Schwank muss …, wenn er seine volle Wirkung erreichen soll, vor einer Lachkulisse ablaufen, die den Erzähler anspornt und ihm ein Gefühl der Sicherheit gibt … Der Erzähler muss eine Situation … wirkungsvoll zu steigern wissen …“ Kapfhammer sagt weiter, dass oft bekannte Berufe wie Bauer, Bader, Pfarrer, … genommen würden. Also werden im Schwank m.?E. Stereotypen geliefert und überzeichnet. © Im Mittelalter machte es Hans Sachs. Eulenspiegel (vgl. im Text) legte bestimmte Menschentypen gern herein, sie mit deren Waffen schlagend u. Ä. (Zitierung, soweit noch blass gewordene alte Nasskopie lesbar ist: G. Kapfhammer, volkskundliche Ortsmonographie (??) … St.Englmar, Institut f. Volkskunde, Band XVIII (?) Mchn. 1968, S. 155)

Zum Thema „Heimat“ brachte der (kleingeschriebene) „schulreport 3“ (Juli 1987, Hg. und Verlag Bayr. St.Ministerium f. Unterricht u. Kultus, München, weiter öfter abgekürzt mit Mchn.) noch den Beitrag „Heimat bewusst erleben“ und „… elementare Erfahrungen …“ (S. 2 f.), „Heimatbewusstsein äußert sich auch in der Verantwortung für Natur und Umwelt“ (S.7). Als Autor erschien u.?a. auch der (ehem.) Lehrer Josef Fendl.
Helmut Zöpfl brachte vor Jahren ein bayernblaues kartoniertes Merkblatt heraus, i. S.: Kindererziehung auf Bairisch, mit dem Anfang: „A bisserl a Herz und a bisserl Verstand …“ Er war z.?B. für Adventstimmung mit seinen Gedichten berühmt. – Das Bairische war noch schulfähig. Es gibt die „Kritik der Dialektförderer“, „Grundschulen wollen Kindern Mundart ausreden“ … (in Tageszeitungen ta/dpa, Landshut/München vom 3. 11. 2016). Auch schrieb Zöpfl in der Lotto-Zeitschrift (ehm. „Spiel mit“, staatl. Lotterieverwaltung, Mchn.) öfters mit Titeln: „Angstmacher“ (30. 11. 1996), oder „Die kleinen Dinge des Lebens“ (20. 9. 97) usw. (jetzt heißt eine Adventeinladung von Reichenhall „Let it snow!“ – Schneevergnügen und Pistengaudi!, hotel news Di 12. 12. 2017) Die Adventstimmung vergeht natürlich bei Übertreibung. Was hilft Besinnungsadvent oder Weihnachten, wenn eine sogenannte „Betriebs-Nudelei“
m. o. m. besinnungslose Unruhe verbreitet oder im Spätsommer schon die Weihnachtskugeln und der „Schoko-Nikolaus“ u. Ä. angeboten sind.

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