Im Zeichen Abbadons

Im Zeichen Abbadons

Lara Steinkamp


EUR 15,90
EUR 9,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 190
ISBN: 978-3-95840-151-8
Erscheinungsdatum: 08.03.2017
Abbadon ist die Heimat der verlorenen Seelen, die letzte Zuflucht der Verdammten tief in der Unterwelt. Alle Wege führen nach Abbadon, früher oder später! Denn jeder hat seine Bestimmung und sein Schicksal, das untrennbar mit Abaddon verbunden ist …
Prolog

Ich schreibe über eine sehr wilde Zeit, in der Götter und Dämonen sich die Welt teilten. Was Gut oder Böse ist, obliegt dem Betrachter. Beide Seiten bergen Schatten wie Licht. Aber vor allem geht es um die Zuflucht, die jede verlorene Seele braucht. Der Ort der verlorenen Seelen ist Abbadon. In den schwarzen Himmel ragt die rote Flagge mit dem goldenen Drachen von Abbadon. Der Drache symbolisiert die niemals versiegende Kraft der Seele, die sich aufbäumt gegen den Schmerz des Erlebten und stolz die Mauern stützt um Abbadon, dass keiner diese Stadt je nehmen könne. Das Gold steht für die goldene Stadtmauer und die Pracht der Stadt, die alle Tränen und allen Kummer überdauern. Das Rot für das Blut, das vergossen worden ist. Keine verfluchte Seele bleibt heimatlos, denn Abbadon ist ihre Heimat und liebt seine Kinder, egal was sie verfolgt. Jede Seele braucht eine Heimat; vor allem wenn sie umherirrt im Nirgendwo, führen alle Wege nach Abbadon!




Kapitel 1

Die alten Bauherren hatten vor langer Zeit das Universum betreten. Das Geschlecht der Götter wurde geboren, und die Menschen waren das zweite Experiment der Bauherren. Die Götter teilten sie auf. Es gab den Himmel, wo ein erdenförmiges Raumschiff hinter dem Mond stand, damit die Menschen es nicht sehen konnten. Dann wurde die Unterwelt gegründet im Innersten der Erde, wo die Wesen waren, deren Herzen besonders wild schlugen und das Schicksal der Baumeister infrage stellten. Es war eine sehr wilde Welt, aber die Welt der Götter im Himmel war genau genommen nicht besser, bloß strahlender. Die Baumeister lenkten das Schicksal des Himmels, der Unterwelt und der Erde, wo jeder seinen Platz einnehmen musste, ob er wollte oder nicht. Ob Gott, Mensch oder Dämon, jeder war der unendlichen Macht der Baumeister unterstellt!!!
Tief im Herzen des Himmels stand der Palast des Lichtgottes Apollo. Blumen und Schlingpflanzen umarmten die Mauern des Palastes. Es gab keine Tore, und nur Apollo konnte den Palast betreten und wieder verlassen. Der Himmel spiegelte sich auf den Gemäuern des Palastes wider und fing jede Stimmung ein, die die Natur offenbarte. Nur selten war Apollo in seinem Palast, er war mehr errichtet für seine beiden Kinder Appollyon und Ariadne, Kinder von einer Menschenfrau, die Apollo schon vor langer Zeit verloren hatte, im Kindbett der Ariadne. Appollyon kannte noch seine Mutter, aber Ariadne war neun Tage alt, als sie starb. Apollo hatte viel Unglück mit den Frauen, die er liebte, und den Kindern aus ihrem Schoße. Fast alle seiner Kinder waren gestorben, und darum bildete er einen solchen Hochsicherheitstrakt um seine beiden Kinder. Aber für Appollyon und Ariadne war es oft eher ein Gefängnis! Eine Amme und Bedienstete kümmerten sich die ganze Zeit um sie, und nur selten kam ihr Vater Apollo nach Hause. Das verband Appollyon und Ariadne immer enger. So abgeschnitten von der Außenwelt entstand etwas zwischen den beiden, was kein Außenstehender verstehen konnte. Die Geschwisterliebe spann Bände, die sich immer enger zogen. Ariadne war ein durch und durch reines Wesen, wie ihr Name es besagte, und sie war einfach bezaubernd. In Appollyon schlummerte etwas sehr Wildes, was in der Abgeschnittenheit unbändig auflebte. Da er nun einmal nur seine Schwester hatte, lebte er es mit ihr im wilden Spieltrieb aus, was Ariadne oft überforderte, da sie die Kleinere war, ihr aber allzu gut gefiel, denn auch sie besaß sehr viel Temperament, was man gar nicht vermutet hätte auf den ersten Blick. Doch die beiden wurden älter, und sie wuchsen heran, was große Probleme in sich barg. Abgöttisch liebte Ariadne ihren Bruder, und Herz war gefangen von ihr. Immer näher kamen sie sich, und ihre Seelen wurden eins. Was der eine dachte, wusste schon vorher der andere. Die Katastrophe war unaufhaltsam, denn solche Liebe konnte nicht platonisch bleiben!
„Ariadne!“ Es war dunkle Nacht, und Ariadne war wie benommen, als ihr Bruder sie weckte. „Komm, es ist eine schöne Vollmondnacht und so wunderschön warm draußen!“ Wenn Ariadne in das Gesicht von Appollyon blickte, musste sie immer lächeln, was sie jetzt auch tat als Antwort. Die Grillen zirpten draußen, und keine Wolke war am Himmel, nur der Vollmond. Die Blumen der Nacht waren so entzückend wie die Ariadne selber, die bereits zur Frau heranwuchs. Nur im knappen Nachtgewand war sie verführerischer als Venus. Appollyon stockte der Atem bei ihrem Anblick. Keine Frau würde je wieder sein Herz so gefangen nehmen, und es kam wie tausend Stiche aus ihm raus: „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“ Ariadne lächelte honigsüß. „So sehr, wie ich dich liebe! Mein Herz wird dir immer gehören, Liebster!“ Das Blut schoss in ihm hoch, und er war von sich losgelöst. Der sehnsuchtsvollste Kuss, den Himmel, Erde oder Hölle jemals erblickt haben, verließ Appollyon, und er drückte seine Ariadne dicht an sich in seinen Armen. Da war nichts Verwerfliches oder Schmutziges, es war reine Liebe, die von einem zum anderen floss. Solche Schönheit der Gefühle hatte der Himmel noch nie beherbergt, und die geheimen Mitwisser dieser Nacht schlossen die Augen, vor dem Inzest, der nichts Falsches in sich trug, sondern Liebe in ihrer vollendeten Form war und selbst die Zustimmung der Herren des Himmels fand, die als Einzige davon wussten. So ließen sie die Liebenden sich als Mann und Frau vereinen. Ariadne wurde die Geliebte ihres Bruders, und ob Tag oder Nacht, ihrer beider Seelen und Körper konnten den anderen nicht mehr entbehren. Eine solche Liebe wurde geboren, wie es sie im Himmel noch nie gegeben hatte. Ihre Umarmungen waren immer ein Liebesbekenntnis der allumfassenden, nie versiegenden Quelle allen Seins, und kein Liebesgott und keine Liebesgöttin hätten ihre Liebe im Entferntesten erreichen können. Diese Liebe entzog sich allem, was jemals existiert hatte, und die beiden Liebenden wurden eins. Es gab keine Grenze mehr zwischen Gelebtem und Ungelebtem. Jede Berührung sang tausend Lieder, jeder Kuss ließ sich in der Ewigkeit auflösen. Jeder Liebesakt war die unendliche Zärtlichkeit des Himmelszeltes über ihnen. Warm am Tage durch die goldene Sonne, samtig die Nachtstunde. Kein Wesen hatte jemals ein so behutsames, inständiges Gefühl verlassen wie Ariadne und Appollyon. Aber der Himmel forderte seinen Preis für diese Liebe!
Die großen Baumeister des Plans der Götter, die Überwesen, die sogar über den Göttern standen, beschlossen schweren Herzens das Schicksal von Ariadne und Appollyon.
Ariadne wurde schwanger. Panik ergriff die beiden. Was, wenn ihre geheime Liebe rauskäme? Mit Sicherheit würden sie für immer getrennt werden, und den Gedanken ertrug keiner von beiden. So versteckte Ariadne gekonnt ihr Geheimnis unter weiter Kleidung, und weiters wollten sie sehen, wenn es so weit war. Genauso freuten sie sich über die Frucht ihrer Liebe, die heranwuchs mit jedem Tag. Voller Liebe und zugleich Angst standen sie ihrem Kind gegenüber. Jede Nacht lag Appollyon bei ihr und streichelte sanft ihren Bauch, um sie dann mit Küssen und Liebe zu überdecken. Das Herz der Baumeister schmerzte sehr, aber das Schicksal der beiden war besiegelt, denn kein Mensch und kein Gott konnte sich dem entziehen. So sollte die Prüfung vor ihnen alles entscheiden.
Der Tag der Geburt kam, und leider gab es Komplikationen. Das Leben von Ariadne stand auf Messers Schneide, und Appollyon musste handeln. So rief er seinen Vater Apollo in seiner Not. Als Apollo das Geschehen betrat, versteinerte er. Was war in seiner Abwesenheit passiert, wie konnte Ariadne schwanger werden …? Tausend Fragen, die sich alle in nichts auflösten, denn es ging um das Leben seiner Tochter. Auch wenn Apollo der Gott der Heilkunst war, so konnte er nicht beiden helfen. Stunden kämpfte er um das Leben seiner Tochter und ihres Kindes. Ariadne überlebte, aber das kleine Mädchen war eine Totgeburt. Apollo schaute das Kind an und konnte seinen Augen nicht trauen. Auf der rechten Pobacke trug es das Mal von Appollyon. Tausend Welten starben in Apollo, und er hatte sich nicht im Griff. „Du hast deine eigene Schwester geschwängert? Wie pervers bist du eigentlich? Ich wusste immer, in dir ist was Dunkles! Du bist von Grund auf böse und gehörst in die Unterwelt zu diesen Bastarden, denn du bist nichts anderes. Von heute an bist du nicht mehr mein Sohn!“ Ariadne zerbrach das Herz. „Gib mir mein Kind der Liebe!“ Apollo war sprachlos und schaute sie mit großen Augen an. Ohne zu zögern, riss sie ihm ihre Tochter aus den Armen. „Ich will nicht leben ohne meinen über alles geliebten Appollyon. Du hättest mich sterben lassen und das Kind retten sollen. So will ich mit meinem Kind sterben und meine Liebe zu Appollyon ewig in mich einschließen in Besieglung des Todes!“ Keiner der beiden erreichte sie schnell genug, und Ariadne stürzte aus dem Fenster und zerbarst an dem Felsgestein vor der Mauer. Fest hielt sie ihre Tochter in den Armen und liebte sie in den letzten Sekunden ihres Lebens so, als hätte sie das Mädchen ein ganzes Leben lang geliebt!!!
Apollo und Appollyon liefen so schnell, wie sie konnten, hinunter. Ariadne hatte ihre Tochter fest in den Armen, so als hätte sie sie vor dem Sturz beschützen wollen. Appollyon starb beim Anblick seiner toten Geliebten und dem kleinen Wesen seiner Tochter.
Keine Träne kam über sein Angesicht, denn dafür war der Zorn auf Apollo zu groß. „Du bist schuld, dass sie sich das Leben genommen hat! Ihre Tochter war tot, und du hast den Rest in ihr getötet mit deinen Worten! Was weißt du schon von unserer Liebe? Da war nichts Schmutziges dran. Es war die vollkommene Schönheit der Berührung. Immer war ich voller Ehrfurcht vor meiner Schwester und habe sie geliebt, mehr wie alles in diesem Universum! Aber du hast recht, ich gehöre in die Unterwelt, denn heute ist alles in mir gestorben. Ich werde dorthin gehen, wo ich hingehöre: zu den Verdammten! Ich bin tausend Mal lieber bei den Verfluchten als bei dir!“ Apollo wollte seinen Sohn aufhalten, aber Appollyon nahm Apollos Streitwagen und fuhr davon. Der zerschlagene Apollo saß Stunden bei den Leichnamen seiner Tochter und seiner Enkelin, dann begrub er beide im Garten des Palastes. Apollo war klar, dass ihn eine große Strafe dafür erwartete, und er sehnte sich danach, denn sein Herz war schwer wie Stein von seiner Schuld. Gerade hatten beide ihr Kind verloren, wie konnte er so die Beherrschung verlieren? In Ruhe hätte er mit beiden reden sollen. Nun hatte er beide Kinder verloren, und das Schicksal, das er befürchtet hatte, holte ihn wieder ein. Keine Frau und kein Kind sollten ewig bei ihm sein. Und diesmal durch eigene Schuld!
Appollyons Ankunft in der Unterwelt sorgte für Aufruhr. Der Zorn in seinem Herzen ließ Blitze ihn begleiten. Die Unterwelt hatte noch nie eine so eindrucksvolle Erscheinung eines Gottes gesehen, und alle hielten den Atem an. Die schwarzen Götter waren beeindruckt und hießen den mächtigen Sohn Apollos willkommen. Schnittig kam Appollyon auf sein Anliegen zu sprechen. „Ich will eine Stadt unter euch errichten! Die Stadt soll Abbadon heißen. Sie soll unter dem Zeichen des Drachen stehen, meines Drachen, denn wie ein Drache werde ich alle Feinde verschlingen. In der Luft wie zu Land und Wasser werde ich alles zermalmen. Ich bin der Gott der Zerstörung, und mein Reich soll die Heimat für die verlorenen Seelen sein, so wie ich eine bin. Deren Schicksal sie gebrochen hat und die wiedergeboren werden sollen als Götter der Dunkelheit. Meine Seele ist mit meiner geliebten Schwester zerschmettert, und ich will nun der mächtigste schwarze Gott werden; mit dem Zorn und Bösen in mir geboren, will ich denen helfen, die ihre Seele verlieren und eine Heimat brauchen, um sich in der Finsternis wiederzufinden, auf dass sie keine Bastarde seien, wie mein Vater sagte, sondern Gottes Kinder in der Unterwelt, die sich dem Bösen verschreiben, um das Blut, das vergossen worden ist, zu rächen und dem Himmel zu zeigen, wie verlogen er ist!!!!“ Laut jubelten alle ihm zu und errichteten die Stadt Abbadon, die schöner war als alles, was jemals errichtet worden ist. Kilometerweit erstreckte sich die Stadt. Selbst der Himmel bewunderte die vollendete Arbeit, und Appollyon erfüllte sein Schicksal und wurde der mächtigste schwarze Gott der Unterwelt!
„Wo bin ich?“ Es war so hell, dass Ariadne keine Kontur erkennen konnte, und eine Stimme aus dem Nichts antwortete ihr: „Kleine Ariadne, du bist in der Zwischenwelt. Dort, wo die verlorenen Seelen hinkommen, bis sie ihr Schicksal weiter begehen!“ Ariadne krümmte sich vor Schmerzen. „Ich wollte sterben, was tue ich hier?“ Die Stimme wurde ganz sanft. „Wir lassen doch nicht unsere Ariadne einfach sterben. Du wirst eine große Prüfung durchlaufen. Erst als Menschenfrau und dann als Göttin. Bis du geboren wirst, bleibst du bei uns in der Zwischenwelt.“ Ariadne weinte bittere Tränen. „Ich will nicht mehr sein. Ich bin mit meinem Kind gestorben, und zu groß ist die Schande über meine Liebe zu meinem Bruder. Ich will aufhören zu existieren. Bitte befreit mich und tötet mich!“ Umsichtig erklärte die Stimme ihr: „Vielleicht wirst du sterben; wenn, dann tötet dich ein Wesen, das dich liebt. So wird dein Schicksal sein. Aber dein Vater Apollo stirbt gerade tausend Tode, und wir wollen ihm eine Chance geben, alles wieder gutzumachen. Wir hatten nie etwas gegen eure Liebe und haben gesehen, wie rein sie war. Aber auch er wird geprüft werden und eine zweite Chance bekommen, doch dieses Gelingen ist abhängig von dir. Wir haben genau überlegt, welches Schicksal ihr haben sollt, und es ist beschlossen. Jeder Einzelne erfüllt darin seine Prüfung und Aufgabe. Du ebenso. Aber komm jetzt erst mal zur Ruhe. Ein paar Jahrhunderte wirst du hier verweilen, weil wir noch auf drei Personen warten, die du treffen sollst. Den Blauen Garten werden wir dir öffnen, und deine Seele wird etwas heilen, auch wenn die Wunden nie ganz verheilen!“ Es wurde Nacht. Die Eulen riefen den Namen von Ariadne, und der schönste Garten im ganzen Universum tat sich vor ihr auf. Solche farbenprächtigen Blumen hatte Ariadne noch nie erlebt. Die Bäume reichten in die Unendlichkeit, im blauen Schimmer, der sich über den ganzen Garten zog. Der Mond gab dem Blau einen Ton, der atemberaubend war. Ein kleines Häuschen stand in der Mitte des Gartens, wo sich Ariadne niederließ. Kein anderes Wesen war im Garten, nur Ariadne, aber sie liebte die Einsamkeit und war glücklich allein zu sein. Der Zauber des Blauen Gartens ließ Monate wie Stunden sein. Keinerlei Zeitgefühl hatte man in dieser fremden Welt, die nur der Wind durchstreifte und jetzt Ariadne auf ihren Wanderungen. Oft weinte sie, und ihr Herz schmerzte so sehr, aber die Schönheit, die sie umgab, spendete ihr Trost, und sie war nicht allein, denn der Garten war ein Teil der großen Baumeister, und sie konnte Ariadne im Gras, den Blumen, dem See, den Bächen und den Tieren fühlen. Im Wind flüsterten sie ihr Trost und Liebe zu, und ihre Seele atmete auf. Aber die Stunden des Kummers kamen und gingen wie das Flüstern des Gartens!




Kapitel 2

Der Vater von Asmodei war ein Hüter des Lichts, aber in ihm wohnte große Dunkelheit. Seine Frau behandelte er wie Eigentum, und der kleine Asmodei musste vieles sehen, was für Kinderaugen nicht bestimmt war. Ohne Rücksicht schlug er seine Frau vor Asmodei. Keinerlei Scham hatte er, seine Frau mit Gewalt zu nehmen, in Anwesenheit seines Sohnes. So wurde Asmodei zu einem sturen, halsstarrigen Jungen, der seinem Vater stumme Gegenwehr leistete. In Asmodei gärte der blanke Hass, und er wurde ein sehr zorniger Junge, der keine Rauferei ausließ, um stellvertretend mit seinem Vater den Schlagabtausch zu halten, den er nie ausführen konnte!
Irgendwann schaffte es die Mutter von Asmodei, mit ihrem Sohn wegzulaufen. So flüchteten sie von einem Ort zum anderen, denn ihr Mann verfolgte das untreue Weib. Auf der Erde fand sie dann Zuflucht. Ein wirklich guter Menschenmann war allzu sehr gerührt von ihrem Schicksal und nahm sich ihrer an. Es entstand tiefe Liebe daraus, und sie wurde seine Frau. Fünf Kinder gebar sie ihm in voller Hingabe. Asmodei war und blieb ihr Liebling, denn mit ihrem Sohn hatte sie viel durchgestanden, und das verband sie zutiefst! Aber Asmodei war kein leichter Junge, und sein neuer Vater hatte viel Arbeit mit ihm, doch er war in der Lage, ihn zu lenken, und so brachte er ihn wieder auf den rechten Weg. Weg von der Gewalt und dem Schmerz, in ein normales Leben.
Aber der Hüter des Lichts ließ nichts ungetan, um seine Frau wiederzufinden, und es kam der Tag, dass er seine Frau fand bei dem Erdenmann. Welche Schande, von einem gewöhnlichen Menschen eingetauscht worden zu sein!!!
Es waren vier Krieger des Lichts, die am Morgen kamen, um Rache zu nehmen. Die Mutter bemerkte sie sofort, rasch versteckte sie den fünfzehnjährigen Asmodei im Schlafzimmerschrank. Dieser hörte die Schreie seiner Geschwister, als die Krieger des Lichts sie abschlachteten. Die Folterschreie seines Ziehvaters drangen tief in jede Faser seiner Seele ein, und er erstarrte im Kleiderschrank. Bei lebendigem Leib zogen sie dem Menschenmann die Haut vom Leib, um ihn dann zu pfählen. Zitternd saß Asmodeis Mutter auf dem Ehebett und sagte immer wieder zu Asmodei: „Egal was passiert, du bleibst in deinem Versteck!“ Dann kamen die vier Lichtkrieger ins Schlafzimmer. Vor den Augen von Asmodei vergewaltigten alle vier seine Mutter zu Tode, und es war späte Nacht, bis sie nicht mehr lebte!
Überall suchten die vier nach Asmodei, aber im Kleiderschrank schauten sie nicht, so als hätte seine Mutter eine Eingebung gehabt. Nach Stunden gaben sie auf und gingen.
Fassungslos schaute sich Asmodei das Blutbad an. Seine kleinen Geschwister waren bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt von den Klingen der Krieger. Sein Ziehvater war ein Bild des Grauens. Lange saß er am Bett seiner Mutter und betrachtete ihren geschändeten Körper. Von all den Schlägen war ihr Leib wie verquollen. Überall war Blut. Asmodei machte die gespreizten Beine zusammen und deckte seine Mutter warm ein.
Dann ging er raus. Immer weiter ging er, um nur fern zu sein dieses furchtbaren Ortes des Verbrechens. Keine Träne rann über sein Gesicht, denn er stand unter Schock. Keinen Hunger, weder Müdigkeit noch Durst spürte er, denn sein Leib war wie zugeschnürt. Es zog ihn in die Dunkelheit, wo er all seinen Schmerz und die blutigen Tränen seiner Seele verbergen konnte. So stieg er hinab in die Unterwelt, die ihm die Tore öffnete. Der Himmel verschloss seine Augen vor diesem zerberstenden Massaker unter Tränen der Hoffnungslosigkeit, aber die Unterwelt hatte Erbarmen mit dieser gepeinigten Seele, natürlich nicht ohne Hintergedanken. Wenn die Engel im Himmel weinen, tut sich das Tor zu Abbadon auf, das allen verfluchten und verlorenen Wesen Zuflucht bietet. Die Verdammten finden dort Zuflucht. Die Wesen, die ein Grauen erlebt haben, von dem der Himmel sie nicht heilen kann, finden ihre Heimat in Abbbadon.

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