Stimmungen des Lebens

Stimmungen des Lebens

Martina Jochum


EUR 13,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 66
ISBN: 978-3-99064-981-7
Erscheinungsdatum: 08.09.2020
Spurensuche in Momentaufnahmen des Lebens, in Höhen und Tiefen, aus dem Alltag gegriffen, aber trotzdem nicht alltäglich. Zum Sich-Wiederfinden und Weiterdenken.
Kapitel 1
Komfortzone

Die Erweiterung der Komfortzone geschieht über eine Lernzone.
Ohne Wissen gibt es keine Ausweitung der Zone, dem Bereich, wo ich mich sicher bewegen kann.

In der Theorie muss ich mein Wissen erweitern, festigen, so dass es jederzeit, auch in Extremsituationen, abrufbar ist.
So dass ich mich darauf verlassen kann.
Ein Polster sozusagen.

Ein Wissenspolster, auf dem ich mich ausruhen kann.
Den mir niemand so leicht unter dem Kopf wegziehen kann. Denn wenn das geschieht, bin ich wieder draußen, in der unendlichen Weite der Stresszone.

Aber nur dort kann ich mein Wissen durch etwas Wertvolles ergänzen, komplettieren, Erfahrungen machen, sammeln, verinnerlichen, mit dem Wissen verbinden.
Das nächste Mal ist es dann bereits eine Lernzone, die ehemalige Stresszone ist nicht mehr das, was sie definiert: Passagier sein.

Nun bin ich am Steuer.
Zunächst nur mit einem Finger, einer Ahnung gleich, dann übernimmt die Hand, der Horizont wird sichtbar, aber nie greifbar.

Das wird er nie sein.
Kann er nicht.

Der Horizont gleicht einer unruhigen Fragestellung.

Die Lernzone ist unendlich.
Nur mit Wissen, Erfahrung und dem Wichtigstem überhaupt, dem eigenen Bauchgefühl, wird der Horizont mal sichtbar, mal nur erahnbar im Nebel.
Es ist also die Trias aus Wissen, Erfahrung und Bauchgefühl, die das Leuchtfeuer entzündet und am Leben erhält, das mich mein Schiff, mein Leben, durch ruhige Gewässer steuern lässt.

Und doch ist es unabdingbar, mich nicht blind darauf zu verlassen, auszuruhen, ja, das aufregende Leben vergessen zu lassen, welches sich mir außerhalb meiner Komfortzone auftut, sich anbietet, ja, verlockend präsentiert, ohne jedoch mit der Furcht und Angst als ständige Begleiter hinter dem Berg zu halten.

Keine ungesalzene Suppe ist schmackhaft.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist das stete Streben nach neuen Horizonten, nach Erweiterung über das Altbekannte hinaus.



Kapitel 2
Denken

Ich denke – also bin ich.
Ich fühle – also bin ich.
Ich handle – also bin ich.

Doch – wo bin ich?

Mitten im Leben, in meinem Leben.
Ein Leben, das mich fordert, fördert, belohnt, mich bisweilen in Abgründe stürzt, mich in Abgründe blicken lässt.
Manchmal unendlich tief.

Ein Leben, das mich ungeahnte Höhenflüge erleben lässt, meine Perspektive auf eine Art erweitert, die mich sprachlos macht.

Sprachlos ob der Schönheit, der Weite, der Fülle, der Tiefe, der schieren Grenzenlosigkeit des Seins.

Der Möglichkeiten.
Die durch ihre bloße Option Trost spenden, einen Weg aufzeigen.

Ich bin der Protagonist, ich kann durch bloßes Denken, Fühlen, Handeln Regie führen.
Ich kann wählen – aus einer unendlich anmutenden Zahl an Möglichkeiten.

Kann mich für einen Weitblick entscheiden, einfach mal die Perspektive wechseln.
Ein Weitblick, nur eingeschränkt durch das Schönste, Übermächtigste überhaupt:
Berge.
Oben angekommen bin ich ganz bei mir, ganz nah.
In meinem Mittelpunkt.

Nicht bloß darum herumtreibend, sondern mittendrin – im Leben, in den Bergen.
Das sind meine wahren Großmeister.

Die Gedanken werden frei, können fliegen, das Herz, die Seele, alles wird frei, kann ungehindert durchatmen, sich eine Verschnaufpause gönnen von der Welt unter mir, weit, scheinbar unendlich weit entfernt.

Absolute Stille.
Hier oben.
Berauschtheit, einer Droge gleich.

Ich könnte sie nicht finden,
die Weite,
die Freiheit,
die schweigsame Melancholie einer Landschaft, wenn ich sie nicht bereits in mir tragen würde.



Kapitel 3
Bodenkontakt

Er ist wieder da.
Mein Halt.
Mein Sinn.

Der Nebel lichtet sich, nahe Gipfel, fast greifbar.
Der Horizont hat sich gewandelt.
Hat wieder mehr Form und Kontur gewonnen.

Ist wieder aufgetaucht, sichtbar geworden.
Kein mäandernder Fluss im Untergrund mehr, unsichtbar, unerreichbar.

Grenzen verschieben sich.
Die Basis, das Wesentliche, mein Sinn, mein Sein.
Es nimmt langsam wieder Gestalt an.

Es bleibt die Frage nach dem Warum.
Mehrere Antworten, jede für sich eigentlich schon genug, füllen langsam, vorsichtig, Schritt für Schritt den Raum.

Geben Sinn.
Bestätigen.
Erfüllen.

Und doch ist es unbegreiflich, grotesk, ja, wiederum sinnlos anmutend, dass diese Abgründe nötig waren.

Nötig, um meinen ureigensten, längst verinnerlichten Weg wieder freizulegen, zu beleuchten, zu bestätigen.

Die Verzweiflung ob dieser Notwendigkeit gibt zögerlich den Raum für tiefe Dankbarkeit frei.

Diese wiederum bringt unglaubliche Erfüllung und Tiefe als Gefährten mit.



Kapitel 4
Basis

Zweifel in beständigem Wechsel mit Selbstvertrauen.

Verzweiflung und mitschwingende Angst ob des eigenen Unvermögens gibt sich mit dem Selbstvertrauen und dem dafür nötigen Respekt für die jeweilige Situation die Klinke in die Hand.

Ein Wechselbad der Gefühle.
Manchmal kaum auszuhalten, manchmal so unglaublich kraftgebend.

Das Geheimnis liegt in einer stabilen Basis.
Einem Fundament gleich ist sie der entscheidende Überlebensfaktor.

Doch wie wird eine Basis, meine Basis, stabil und bleibt es auch, trotz aller Stürme?
Die Stabilität des Fundaments kann nur innerhalb der Komfortzone gebaut und erweitert werden.
Alles außerhalb davon gleicht zunächst einem instabilen Konstrukt, jederzeit einsturzgefährdet.

Erfahrung und Wissen sind die Stabilität verleihenden Bausteine.
Nicht zu vergessen das Hochgefühl einer positiven Erfahrung!

Je breiter und stabiler die Basis, das Fundament, ist, umso weniger können Verschleißerscheinungen, die in Phasen der Verzweiflung und Angst destruktiv wirken, ernsthaften Schaden anrichten.

Und es gilt das Credo der frühen Sanierung, denn aus feinsten Haarrissen und Sprüngen können tiefe Risse entstehen, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert und gekittet wird.

Manche dieser Risse können existentiell sein.



Kapitel 5
Fliegen

Es ist erreicht.

Das Ende der Fahnenstange.
Rien ne va plus.

Die Seele will ihre Flügel ausbreiten, sie macht sich bereit zum Fliegen.
Zögerlich, noch sind die Flügel verklebt, die Federn ineinander verhakt.

Mit jedem neuem Versuch lösen sich die Verstrickungen.
Manche sanft.
Andere schwerer.
Verbindungen werden gekappt.
Unerledigtes zu Ende gedacht.

Manche Verbindungen brechen.
Einige werden stärker.

Am Ende entsprechen die Flügel ihrer ureigensten Form und Funktion.
Die Seele fliegt mit einem Seufzer der Erleichterung davon, streift durchs Universum, auf der Suche nach einem neuen Heim, einem neuen Körper, um erneut anzukommen auf dieser Welt.

Der Kreis schließt sich.



Kapitel 6
Orientierungslos

Kaum mehr aus-haltbar.
Kaum mehr er-tragbar.

Zermürbend.
Kräftezehrend.
Kräfteraubend.

Es gibt nicht viel, wovon zu zehren ist.
Die so dringend nötige Erholung wird zugunsten der ständigen Forderung nach Nähe und Präsenz zurückgestellt, aufgeschoben, verschoben.

Grenzen und Prioritäten verschieben sich.
Verschieben mich.

Wo bin ich?

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