Oi, der Außerirdische

Oi, der Außerirdische

Wiedersehen mit Oi

Hartmut B. Rücker


EUR 20,90
EUR 12,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 150
ISBN: 978-3-99048-392-3
Erscheinungsdatum: 17.12.2015
Der Außerirdische Oi besucht seine Freundin Flo auf der Erde. Ein tolles Programm ist geplant: Museen, Zoo, Zirkus und ein Badeurlaub in Kärnten. Oi sorgt immer wieder für Überraschungen, doch dann wird er krank. Um ihn zu retten, trifft Flo eine mutige Entscheidung!
Ein erfreulicher Anruf

„Wie? Was? Wann? Morgen schon? Das ist ja fantastisch!“ Flo ist von ihrem Bett aufgesprungen und eilt durch ihr Zimmer. Immer wieder starrt sie ungläubig auf das Gerät in ihren Händen, das nur mit viel Fantasie als Telefon erkennbar ist. Sie kann es noch gar nicht fassen, was da gerade aus dem Gerät an ihr Ohr gedrungen ist.
„Ich … Aber …“ Flo bekommt keinen richtigen Satz mehr zustande. Die Neuigkeit, die sie soeben erfahren hat, ist viel zu sensationell, um ruhig zu bleiben. Am liebsten würde sie das Fenster öffnen und es in die ganze Welt hinausschreien. Doch das geht natürlich nicht. Flo kann sich gerade noch bremsen.
Sie kann nicht der ganzen Welt mitteilen, dass Oi sie besuchen wird.
Denn Oi ist kein ge­wöhnlicher Junge.
Oi ist überhaupt kein Mensch.
Oi ist ein Außerirdischer.
Ein Außerirdischer vom Jupitermond Io.
Die Freimuts haben ihn kennengelernt, als er vor einigen Monaten mit seiner Rakete abgestürzt ist und sich ihren Garten als Landeplatz ausgesucht hat, mitten in Frau Freimuts Blumenbeet. Lange hat Oi aber nicht bleiben können. Doch zum Abschied hat er Flo einen Kommunikator geschenkt, mit dem sie jederzeit in Kontakt treten können. Und er hat ihr versprochen wiederzukommen.
Der Kommunikator ist mit einem Übersetzungsprogramm ausgestattet, der es Flo ermöglicht, Oi auch in seiner außerirdischen Form zu verstehen (und umgekehrt natürlich). Denn, wie man sich denken kann, sprechen die Bewohner von Io kein Deutsch oder Englisch oder irgendeine andere auf der Erde gebräuchliche Sprache.
Oi sieht auch nicht so aus wie ein Mensch. Meistens jedenfalls nicht. Als Oi sich das erste Mal gezeigt hat, hat er ausgesehen wie eine Mischung aus Barbapapa und Glibberding. Auf alle Fälle so, dass Frau Freimut gleich zweimal in Ohnmacht gefallen ist. Als sie das zweite Mal aufgewacht ist, hat sie in die Augen eines Jungen in Flos Alter geblickt. Ja, nicht nur, dass Oi ein Außerirdischer ist, er kann sich auch seiner Umgebung anpassen. Und so ist er dann auch nicht sonderlich aufgefallen, als er mit Flo und ihren Freundinnen auf dem Spielplatz gewesen ist. Für den Fall, dass jemand nachfragen würde, haben sich die Freimuts eine interessante Geschichte einfallen lassen. Oi wurde im Handumdrehen zu Flos entferntem Cousin aus Norwegen.
Alles hätte sehr schön werden können, wären da nicht die fremden Männer mit ihren dunklen Sonnenbrillen in ihren auffällig unauffälligen schwarzen Autos hinter Oi her gewesen und hätten ihn, Flo und Peter, den Nachbarjungen, entführt. Dies hat zu einer spektakulären Flucht und Ois anschließender übereilter Abreise geführt, worüber insbesondere Flo sehr traurig gewesen ist. Der Kommunikator hat ihr da sehr geholfen und sie hat ihn auch gleich ausprobiert, da ist Oi noch keine zehn Minuten unterwegs gewesen. Nur um zu sehen, ob er auch tatsächlich funktioniert.
Er hat funktioniert. Und so haben Flo und Oi in den vergangenen Monaten immer wieder miteinander gesprochen. Leider ohne Bild. Flo hätte gerne gesehen, wie es bei Oi zu Hause aussieht. Sie hat zwar sofort nach Bildern vom Jupitermond Io gegoogelt und auch etliche gefunden, doch so wirklich vorstellen hat sie sich Ois Zuhause nicht können, zumal der Mond keine lebensbejahenden Voraussetzungen anbietet, wie Flo in den dazugehörigen Artikeln gelesen hat. Keine Bilder von den Bewohnern, keine Bilder von Häusern, Straßen oder …
Natürlich nicht, hat sich Flo gedacht. Wenn die Satelliten irgendetwas registriert hätten, hätten wir doch schon viel früher gewusst, dass es Außerirdische gibt und wir nicht alleine im Universum sind.
Andererseits: wozu dann diese fremden Männer mit ihren dunklen Brillen? Auch wenn sich alles in Wohlgefallen aufgelöst hat und sich die Männer entschuldigt haben und eigentlich ja alles nur ein Missverständnis gewesen ist, unheimlich sind sie Flo bis heute geblieben.
Doch daran will Flo jetzt nicht denken. Sie will an Oi denken, an seine Ankunft.
Schon morgen? Flo muss es ihren Eltern sagen. Jetzt sofort. Ob sie sich ebenso freuen wie sie?
Sie rennt aus ihrem Zimmer in das Schlafzimmer der Eltern am anderen Ende des Flurs.
„Mama! Papa!“, ruft sie schon von der Tür aus. „Ratet mal, wer gerade angerufen hat.“
„Flo, es ist mitten in der Nacht. Leg dich schlafen“, gähnt Frau Freimut, nachdem sie einen kurzen Blick auf ihren Wecker geworfen hat. „Das hat doch sicherlich Zeit bis morgen.“
„Nein, hat es nicht.“ Flo ist nach wie vor zu aufgeregt und bekommt beinahe eine piepsige Stimme. „Oi hat angerufen. Er kommt. Schon morgen.“
„Ist recht“, flüstert Frau Freimut im Halbschlaf. „Sag Bescheid, wenn er da ist.“
„Aber Mama. Er kommt morgen. Oi kommt morgen!“
„Ja, sag …“ Mit einem Mal ist Frau Freimut wach und setzt sich blitzartig auf. „Was hast du gerade gesagt?“

Flo kommt sich vor, als rede sie gegen eine Wand. Niemand scheint ihr zuhören zu wollen. Es ist wie damals.
„Oi? Oi der Außerirdische? Oi vom Jupitermond Io? Dieser Oi?“
„Kennst du vielleicht noch einen anderen Oi?“, fragt Flo schnippisch.
„Und er kommt morgen?“
„Sag ich doch. Hörst du mir denn nicht zu?“ Wie kann ihre Mutter nur so begriffsstutzig sein?
Frau Freimut dreht sich zu ihrem Mann um und rüttelt ihn.
„Liebling, wach auf.“
„Was ist? Ist es schon sieben? Warum hat mein Wecker nicht geläutet? Ist die Batterie schon wieder leer?“, fragt Herr Freimut schlaftrunken.
„Nein, nein, dein Wecker funktioniert sicherlich tadellos. Er hat nicht geklingelt, weil es noch nicht sieben ist.“
„Na dann!“ Herr Freimut dreht sich wieder um. „Weck mich, wenn es sieben ist.“
„Das geht leider nicht. Wir bekommen nämlich Besuch. Oi kommt uns besuchen und er kommt schon morgen.“
„Ist recht“, flüstert Herr Freimut im Halbschlaf. „Sag Bescheid, wenn er da ist.“
Flo greift sich verwundert an die Stirn.
„Hallo“, ruft Frau Freimut. „Oi! Oi, der Außerirdische! Oi vom …“

„… Jupitermond Io?“ Mit einem Mal ist auch Herr Freimut vollkommen wach. „Und er kommt schon morgen? Wie …, wann …, warum?“ Es scheint, als habe auch Herr Freimut kurzfristig verlernt zu sprechen.
„Ja“, sagt Flo und hüpft auf und nieder. „Er hat gerade angerufen.“
„Gerade?“, fragt Herr Freimut. „Mitten in der Nacht? Weiß er denn nicht, wie spät es bei uns ist?“
„Offensichtlich nicht“, sagt Frau Freimut. „Wahrscheinlich gibt es keinen fixen Zeitunterschied zwischen Erde und Jupiter beziehungsweise Io.“
„Da hast du wohl recht“, stimmt Herr Freimut seiner Frau zu. „Wie soll er denn wissen, wann es bei uns dunkel wird von seiner Warte aus?“
„Wenn wir uns beeilen, können wir vielleicht noch sehen, wie er startet“, sagt Flo.
Beim letzten Mal hat Flo rein zufällig durch das Teleskop ihres Vaters gesehen, wie sich ein Lichtblitz von Io entfernt hat, was sich dann später als der Zeitpunkt des Starts herausgestellt hat. Ihr Vater hat diesen Moment leider nicht gesehen und kurz wurde Flo in der Schule von Peter, dem Nachbarsjungen, als Flunkerin hingestellt. Das hat sich schlagartig geändert, als Peter Oi in seiner tatsächlichen Gestalt kennengelernt hat. Seitdem sind Flo und Peter wirklich gute Freunde. So gute sogar, dass Peter Flo von da an immer verteidigt, egal, was sie sagt. Ihre gemeinsame Zeit als Gefangene der fremden Männer, schweißt eben zusammen.
„Komm schon, Papa“, bettelt Flo. Herr Freimut ist Hobbyastronom und besitzt ein großes Teleskop, mit dem man sehr weit ins All hineinsehen kann. Und eben auch zum Jupitermond Io. Wenn am nächsten Tag keine Schule ist, darf Flo auch hindurchschauen. Und normalerweise muss Flo ihren Vater nicht lange bitten. Doch für diese Nacht ist keine Beobachtungsstunde angesetzt und daher muss Flo darauf verzichten. Es wäre ohnehin ein großer Zufall gewesen, hätte Flo das Ereignis des Starts von Ois Rakete erneut gesehen.
„Na dann“, sagt Herr Freimut und will sich aus dem Bett erheben. „Dann werde ich mal zum nächsten Schrottplatz fahren und ein paar Snacks für Oi einlagern.“ Beim letzten Mal haben die Freimuts festgestellt, dass Autoreifen anscheinend gut als Ersatz für Ois normalem Speiseplan (was immer das ist) dienen. Mehr haben sie in der kurzen Zeit seines ersten Aufenthalts auf der Erde nicht herausgefunden.
„Später“, sagt Frau Freimut. „Der Schrottplatz hat um diese Zeit sicherlich noch nicht geöffnet.“
„Auch wieder wahr“, gesteht sich Herr Freimut ein. „Dann wollen wir uns noch ein paar Stunden aufs Ohr hauen.“
„Du auch, Flori“, ergänzt Frau Freimut. Ihre Mutter nennt sie Flori, wie auch ihre Freundinnen. Lediglich ihr Papa ruft sie Flo.
„Aber …“
„Kein Aber! Ab ins Bett!“
„Kann ich bei euch schlafen?“, fragt Flo. „Ich bin zu aufgeregt, um jetzt in mein Bett zu gehen.“ Noch bevor ihre Eltern etwas sagen können, steigt sie über ihre Mutter hinweg und kuschelt sich zwischen die beiden Erwachsenen. Zwei Minuten später sind alle drei wieder eingeschlafen. Flos letztes Bild ist Oi, wie er sie umarmt. Herr Freimut denkt an die vielen Autoreifen und Frau Freimuts letzter Gedanke ist: Blumenbeet.

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