Kani und Wippi

Kani und Wippi

Die Reise beginnt

Anja Zimmer


EUR 13,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 34
ISBN: 978-3-99064-855-1
Erscheinungsdatum: 11.02.2020

Leseprobe:

Der Asikaner in der Geschichte ist ein junger und verwaister Elefant. Ein Asikaner deshalb, weil seine Mama ein asiatischer und sein Papa afrikanischer Elefant ist. Seine Eltern wurden von Elfenbeinjägern erlegt, seitdem ist er auf Reisen und sucht andere Tiere, denen das gleiche Schicksal zuteilwurde. Der junge Elefant hat schon viele Tiere getroffen, aber alle waren von ihren Eltern umgeben und sehr glücklich. Da wurde der kleine Elefant sehr traurig und ist weitergezogen. Nun ist er in Amerika unterwegs und sucht weiter.
Eines Tages, es ist ein sehr kalter Tag, ist der Elefant in Alaska unterwegs und hört laute Rufe: „Hört mich jemand? … Ich brauche Hilfe! Hört mich denn keiner?“ Der Asikaner sieht sich um und versucht herauszubekommen, aus welcher Richtung die Rufe kommen. Nach dem nächsten Hilferuf antwortet er: „Ich höre dich, ich weiß nur nicht, wo du bist. Ruf doch bitte weiter, damit ich deiner Stimme folgen kann!“ Das Nächste, was der kleine Elefant hört, ist das Lied „Bruder Jakob, Bruder Jakob. Schläfst du noch, schläfst du noch …“ Er läuft in die Richtung, aus der die Melodie kommt. Die Stimme wird immer lauter und lauter. Nun ist die Stimme ganz laut und der Asikaner wird langsamer. Der Rüssel des Asikaners ist von Geburt an schon etwas länger als bei normalen Elefanten. Mit dem Rüssel sucht er den Weg ab und merkt noch rechtzeitig, dass er kurz davor ist, in eine nicht abgedeckte Grube zu treten. Er dankt dem Schöpfer, dass der Rüssel so lang geworden ist. Noch in Gedanken hört er die Stimme sagen: „Hör auf, den Sand hier herunter zu schubsen!“ Da merkt der Asikaner, dass er mit seinem Rüssel den Boden weiter abgesucht hat. Nun späht er in die Grube hinein und sieht das Tier, welches um Hilfe gerufen hat. „Du bist ja ein Schwein!“, sagt der Asikaner. Darauf sagt das Tier: „Nein, ich bin ein Schwöter.“ Der Asikaner guckt ihn ganz verdutzt an und fragt: „Was ist denn bitte ein Schwöter?“ Der Schwöter schaut ihn mit gemischten Gefühlen an. „Ein Schwöter bin ich, weil meine Mama ein Schwein und mein Papa ein Köter war.“
„Wo sind denn deine Eltern?“, fragt der Asikaner und darauf antwortet der Schwöter: „Meine Mama und mein Papa waren aus zum Wasserloch und kamen nicht mehr wieder. Mein Bruder sagte, sie seien nun an einem besseren Ort, dem Himmel. Dort können sie mit den Engeln spielen.“ „Oh!“, sagt der Asikaner. „Das muss ja wunderschön dort sein, kommt man da irgendwie von hier aus hin?“ Der Schwöter schaut ihn verständnislos an. „Da kommst du so nicht hin, da musst du totgehen. Bevor wir weiterreden, könntest du mich hier rausholen?“
Der Asikaner entschuldigt sich und überlegt, wie er es bewerkstelligen soll. Dann schaut er herunter zu seinem Rüssel, knickt seine Vorderbeine ein und lässt den Rüssel in die Grube hinein. „Stell dich auf die Hinterbeine, damit ich dich mit meinem Rüssel umfassen kann. Dann ziehe ich dich herauf“, sagt der Asikaner. „Wie du meinst, lass mich aber bitte nicht fallen!“, bettelt der kleine Schwöter.
Der Asikaner strengt sich ganz doll an und hebt den Schwöter aus der Grube heraus. Nun steht der Schwöter vor dem Asikaner und bewundert den langen und starken Rüssel. „Wieso hast du denn einen so langen Rüssel?“, fragt der Schwöter. Darauf antwortet der Asikaner: „Das weiß ich nicht, aber ich glaube, das liegt an meinen Eltern. Meine Mama ist ein asiatischer Elefant und mein Papa ein afrikanischer Elefant.“ „Und wie heißt du?“, fragt der Schwöter. „Ich bin ein Asikaner, aber einen Namen habe ich nicht. Hast du denn einen Namen?“ Der Schwöter überlegt und sagt: „Nein ich habe auch keinen Namen. Aber wir können uns ja gegenseitig einen Namen geben. Kennst du denn einen schönen Mädchennamen für mich?“ Darauf antwortet der Asikaner: „Oh ja. Warte! Mir fällt gleich was ein … Wie wäre es denn mit Wippi?“ Der Schwöter wird ganz ruhig und geht in sich, dann grinst sie. „Ja, der Name gefällt mir und dich würde ich Kani nennen. Bist du damit auch einverstanden?“ „Ja, der Name gefällt mir auch sehr gut.“
„Wo willst du eigentlich hingehen, Wippi?“, fragt Kani. „Das weiß ich gar nicht, ich gehe einfach so rum und suche Freunde“, sagt Wippi und schaut Kani mit ganz großen und glänzenden Augen an. „Und wo möchtest du hingehen?“ „Ich bin auf der Suche nach Tieren, die auch so alleine sind wie ich, ohne Mami und Papi“, sagt Kani und hat leicht feuchte Augen. Er dreht Wippi den Rücken zu und lässt seine Tränen kullern. Wippi weiß gar nicht, was sie tun soll und sagt: „Es ist noch nicht sehr lange her, dass du deine Eltern verloren hast, oder?“ „Nein, so lange noch nicht, es ist schwer, es zu akzeptieren. Aber vielleicht möchtest du mich ja auf meiner Reise begleiten und mich etwas von meiner Trauer ablenken?“ Wippi überlegt gar nicht lange und ruft heraus: „Ja, das würde ich wirklich gerne tun! Ich weiß auch schon, wo wir hingehen können. In Peru, habe ich mal gehört, sollen viele verwaiste Tiere sein. Wollen wir dort suchen?“ Kani dreht sich wieder um und freut sich, nun nicht mehr allein zu sein und stimmt dem Vorschlag von Wippi zu. „Können wir dann gleich los oder willst du noch irgendetwas erledigen?“ „Nein, nein, wir können sofort losgehen. Ich kenne auch den Weg nach Peru, ich würde sagen wir gehen in die Hauptstadt Lima“, schlägt Wippi vor.
„Ich muss dir aber noch etwas beichten …“, sagt Kani. „Ich bin ein außergewöhnlicher Elefant, meine Lieblingsspeise sind Knochen. Die könnte ich den ganzen Tag knabbern.“ „Was, du isst Knochen?“, fragt Wippi entsetzt. „Aber na gut, ich liebe Kartoffeln, so hat jeder seine Vorlieben. Ich hoffe nur, dass du nicht an meine Knochen ran willst!“, neckt Wippi Kani. „Nein, natürlich nicht, nur die Knochen von toten Tieren. Willst du trotzdem mit mir nach Peru gehen?“ „Na klar, wir gehen zusammen. Wir sind doch jetzt Freunde und bleiben zusammen. Los, unsere Reise beginnt!“
Die beiden gehen los und durchlaufen die Vereinigten Staaten von Amerika und wundern sich über die unterschiedlichen kulturellen Begebenheiten in den Gebieten, die sie durchwandern. In Mexiko machen sie eine längere Pause, um ihre Beine auszuruhen und Proviant aufzufüllen. In Mexiko-Stadt haben sie nette Tiere kennengelernt, bei denen sie unterkommen. Die Frau ist eine Eselin und der Mann ist ein Hengst. Der Stall, den sie bewohnen, ist sehr modern und üppig eingerichtet. Sie haben auch einen Gästestall, in dem die beiden unterkommen.
„Die Nacht war sehr erholsam, danke für die schöne Unterkunft“, bedankt sich Kani am nächsten Tag bei Maria, der Eselin. Es war bereits später Nachmittag als die beiden erwachten. „Bitte, bitte, wir freuen uns immer über Übernachtungsgäste. Das ist mal wieder etwas Abwechslung. Darf ich fragen, wo ihr beide hinwollt und wo eure Eltern sind?“, fragt Rudi, der Hengst. Wippi ergreift schnell das Wort, bevor Kani wieder beginnt zu weinen, weil seine Trauer wieder hervortritt. „Wir sind Waisen und wollen nach Lima, um Tiere zu suchen, die das gleiche Schicksal verfolgt wie uns. Kani hat mich in Alaska aus einer Falle befreit und seitdem sind wir immer zusammen“, erklärt Wippi.
Maria und Rudi schauen sie mitfühlend an und Maria sagt: „Das tut mir wirklich leid, aber ihr habt ein schönes Ziel, wenn ihr euch mit diesen Tieren zusammentut. Ihr wisst ja, wie ihr euch gefühlt habt, als ihr alleine wart. Das ist wirklich edel von euch. Da habt ihr ja noch eine lange Reise vor euch, bleibt noch eine Nacht hier und morgen könnt ihr dann aufbrechen, mit genügend Proviant für ein paar Tage. Ich muss morgen wieder zum Panamakanal und kann euch bis dahin in der Kutsche mitnehmen, dann braucht ihr nicht allzu weit laufen.“ Die beiden sehen sich freudig an und können ihr Glück kaum fassen, sie sagen gemeinsam: „Juhu, das ist aber sehr nett!“ Bei dem Gespräch ist so viel Zeit vergangen, dass es draußen schon wieder dunkel ist. Die vier gehen in die Ställe, bereiten ihre Reise vor und gehen dann schlafen.
Am nächsten Morgen essen alle gemeinsam Frühstück. Danach machen die Hausherren die Kutsche für die Fahrt bereit. Kani und Wippi verabschieden sich von Maria und danken ihr für alles, was sie für die beiden gemacht hat! Sie versprechen einander, dass sie sich irgendwann mal wiedersehen und steigen in die Kutsche, die von Rudi gezogen wird. Als die Fahrt beginnt, drehen sie sich um und winken Maria noch einmal zum Abschied zu. Rudi erklärt alle Gebäude und merkwürdigen Rituale der Umgebung. Auf den Landwegen singen sie Wanderlieder wie „Hoch auf dem gelben Wagen …“ und „Hänschen klein ging allein …“. Und dann sind sie auch schon in Panama. Am Kanal müssen sie sich von Rudi, dem Hengst, verabschieden. Rudi gibt den beiden etwas Proviant für die nächsten 2 Tage mit.
Nun sind sie am Hafen des Kanals und winken dem Schiff, auf dem Rudi steht, nach. Als es hinter dem Horizont verschwunden ist, drehen sie sich um und gehen in die Stadt. In der Stadt fällt Kani ein Stand mit tollen Figuren aus weißgelbem Material auf und er geht etwas näher heran. Der Standbesitzer, ein finster dreinblickender älterer Mann, bemerkt den kleinen Elefanten mit dem übermäßig langen Rüssel und den wohlgeformten, mit toller Farbe durchzogenen Elfenbeinzähnen. Der Mann überschlägt im Inneren schon die Preise, die er auf dem Markt erzielen könnte. Er ist noch so fasziniert, sodass er die Frage des kleinen Elefanten nicht mitbekommt. Kani sieht den Mann mit verwundertem Gesichtsausdruck an und stupst ihn mit dem Rüssel. Der Mann erschreckt sich und bemerkt den verwunderten Blick des Asikaners. Kani wiederholt seine Frage: „Hallo Sir, könnten Sie mir sagen, aus was diese Figuren hergestellt sind?“ „Das willst du nicht wissen, mein Kleiner … Aber wenn ich dich von deiner Frage nicht abbekommen kann, solltest du mal mit ins Haus kommen und dann zeige ich dir, wie sie hergestellt werden“, sagt der Mann nur, dreht sich um und geht in den dahinter liegenden Laden. Kani möchte es wissen und folgt dem Mann in den Laden. An den Wänden hängen skurrile Gestalten und auf den Regalen stehen Gefäße mit verfärbten Flüssigkeiten. Der Mann geht immer weiter in den hinteren Bereich und Kani folgt ihm. Er bleibt vor einer großen Tür stehen, die er mit einem goldgelben Schlüssel aufsperrt. Von dem Mann aufgefordert, geht Kani zögerlich auf die Tür zu, bleibt jedoch kurz vorher noch stehen und möchte umkehren. „Ich glaube, ich möchte das doch nicht mehr!“, zögerte der kleine Elefant plötzlich. Dies bemerkt der Mann und stellt sich hinter Kani. Er zieht einen langen Stock hervor, mit dem er Kani hinter die Beine haut, sodass dieser in den Raum hineinstolpert. „Zu spät, jetzt habe ich dich!“
Kani fällt hin und stößt sich an einem in der Mitte des Raumes stehenden Tisch den Kopf an. Nachdem er die Benommenheit abgeschüttelt und sich erhoben hat, schaut er auf den Tisch. Auf diesem liegen merkwürdig silberne Gerätschaften. Kani kennt keine dieser Werkzeuge. Eines ist länglich geformt und hat auf der unteren Seite Zacken, ein anderes sieht aus wie ein langer Stock, nur platt und mit ganz vielen kleinen Rillen.

Der Asikaner in der Geschichte ist ein junger und verwaister Elefant. Ein Asikaner deshalb, weil seine Mama ein asiatischer und sein Papa afrikanischer Elefant ist. Seine Eltern wurden von Elfenbeinjägern erlegt, seitdem ist er auf Reisen und sucht andere Tiere, denen das gleiche Schicksal zuteilwurde. Der junge Elefant hat schon viele Tiere getroffen, aber alle waren von ihren Eltern umgeben und sehr glücklich. Da wurde der kleine Elefant sehr traurig und ist weitergezogen. Nun ist er in Amerika unterwegs und sucht weiter.
Eines Tages, es ist ein sehr kalter Tag, ist der Elefant in Alaska unterwegs und hört laute Rufe: „Hört mich jemand? … Ich brauche Hilfe! Hört mich denn keiner?“ Der Asikaner sieht sich um und versucht herauszubekommen, aus welcher Richtung die Rufe kommen. Nach dem nächsten Hilferuf antwortet er: „Ich höre dich, ich weiß nur nicht, wo du bist. Ruf doch bitte weiter, damit ich deiner Stimme folgen kann!“ Das Nächste, was der kleine Elefant hört, ist das Lied „Bruder Jakob, Bruder Jakob. Schläfst du noch, schläfst du noch …“ Er läuft in die Richtung, aus der die Melodie kommt. Die Stimme wird immer lauter und lauter. Nun ist die Stimme ganz laut und der Asikaner wird langsamer. Der Rüssel des Asikaners ist von Geburt an schon etwas länger als bei normalen Elefanten. Mit dem Rüssel sucht er den Weg ab und merkt noch rechtzeitig, dass er kurz davor ist, in eine nicht abgedeckte Grube zu treten. Er dankt dem Schöpfer, dass der Rüssel so lang geworden ist. Noch in Gedanken hört er die Stimme sagen: „Hör auf, den Sand hier herunter zu schubsen!“ Da merkt der Asikaner, dass er mit seinem Rüssel den Boden weiter abgesucht hat. Nun späht er in die Grube hinein und sieht das Tier, welches um Hilfe gerufen hat. „Du bist ja ein Schwein!“, sagt der Asikaner. Darauf sagt das Tier: „Nein, ich bin ein Schwöter.“ Der Asikaner guckt ihn ganz verdutzt an und fragt: „Was ist denn bitte ein Schwöter?“ Der Schwöter schaut ihn mit gemischten Gefühlen an. „Ein Schwöter bin ich, weil meine Mama ein Schwein und mein Papa ein Köter war.“
„Wo sind denn deine Eltern?“, fragt der Asikaner und darauf antwortet der Schwöter: „Meine Mama und mein Papa waren aus zum Wasserloch und kamen nicht mehr wieder. Mein Bruder sagte, sie seien nun an einem besseren Ort, dem Himmel. Dort können sie mit den Engeln spielen.“ „Oh!“, sagt der Asikaner. „Das muss ja wunderschön dort sein, kommt man da irgendwie von hier aus hin?“ Der Schwöter schaut ihn verständnislos an. „Da kommst du so nicht hin, da musst du totgehen. Bevor wir weiterreden, könntest du mich hier rausholen?“
Der Asikaner entschuldigt sich und überlegt, wie er es bewerkstelligen soll. Dann schaut er herunter zu seinem Rüssel, knickt seine Vorderbeine ein und lässt den Rüssel in die Grube hinein. „Stell dich auf die Hinterbeine, damit ich dich mit meinem Rüssel umfassen kann. Dann ziehe ich dich herauf“, sagt der Asikaner. „Wie du meinst, lass mich aber bitte nicht fallen!“, bettelt der kleine Schwöter.
Der Asikaner strengt sich ganz doll an und hebt den Schwöter aus der Grube heraus. Nun steht der Schwöter vor dem Asikaner und bewundert den langen und starken Rüssel. „Wieso hast du denn einen so langen Rüssel?“, fragt der Schwöter. Darauf antwortet der Asikaner: „Das weiß ich nicht, aber ich glaube, das liegt an meinen Eltern. Meine Mama ist ein asiatischer Elefant und mein Papa ein afrikanischer Elefant.“ „Und wie heißt du?“, fragt der Schwöter. „Ich bin ein Asikaner, aber einen Namen habe ich nicht. Hast du denn einen Namen?“ Der Schwöter überlegt und sagt: „Nein ich habe auch keinen Namen. Aber wir können uns ja gegenseitig einen Namen geben. Kennst du denn einen schönen Mädchennamen für mich?“ Darauf antwortet der Asikaner: „Oh ja. Warte! Mir fällt gleich was ein … Wie wäre es denn mit Wippi?“ Der Schwöter wird ganz ruhig und geht in sich, dann grinst sie. „Ja, der Name gefällt mir und dich würde ich Kani nennen. Bist du damit auch einverstanden?“ „Ja, der Name gefällt mir auch sehr gut.“
„Wo willst du eigentlich hingehen, Wippi?“, fragt Kani. „Das weiß ich gar nicht, ich gehe einfach so rum und suche Freunde“, sagt Wippi und schaut Kani mit ganz großen und glänzenden Augen an. „Und wo möchtest du hingehen?“ „Ich bin auf der Suche nach Tieren, die auch so alleine sind wie ich, ohne Mami und Papi“, sagt Kani und hat leicht feuchte Augen. Er dreht Wippi den Rücken zu und lässt seine Tränen kullern. Wippi weiß gar nicht, was sie tun soll und sagt: „Es ist noch nicht sehr lange her, dass du deine Eltern verloren hast, oder?“ „Nein, so lange noch nicht, es ist schwer, es zu akzeptieren. Aber vielleicht möchtest du mich ja auf meiner Reise begleiten und mich etwas von meiner Trauer ablenken?“ Wippi überlegt gar nicht lange und ruft heraus: „Ja, das würde ich wirklich gerne tun! Ich weiß auch schon, wo wir hingehen können. In Peru, habe ich mal gehört, sollen viele verwaiste Tiere sein. Wollen wir dort suchen?“ Kani dreht sich wieder um und freut sich, nun nicht mehr allein zu sein und stimmt dem Vorschlag von Wippi zu. „Können wir dann gleich los oder willst du noch irgendetwas erledigen?“ „Nein, nein, wir können sofort losgehen. Ich kenne auch den Weg nach Peru, ich würde sagen wir gehen in die Hauptstadt Lima“, schlägt Wippi vor.
„Ich muss dir aber noch etwas beichten …“, sagt Kani. „Ich bin ein außergewöhnlicher Elefant, meine Lieblingsspeise sind Knochen. Die könnte ich den ganzen Tag knabbern.“ „Was, du isst Knochen?“, fragt Wippi entsetzt. „Aber na gut, ich liebe Kartoffeln, so hat jeder seine Vorlieben. Ich hoffe nur, dass du nicht an meine Knochen ran willst!“, neckt Wippi Kani. „Nein, natürlich nicht, nur die Knochen von toten Tieren. Willst du trotzdem mit mir nach Peru gehen?“ „Na klar, wir gehen zusammen. Wir sind doch jetzt Freunde und bleiben zusammen. Los, unsere Reise beginnt!“
Die beiden gehen los und durchlaufen die Vereinigten Staaten von Amerika und wundern sich über die unterschiedlichen kulturellen Begebenheiten in den Gebieten, die sie durchwandern. In Mexiko machen sie eine längere Pause, um ihre Beine auszuruhen und Proviant aufzufüllen. In Mexiko-Stadt haben sie nette Tiere kennengelernt, bei denen sie unterkommen. Die Frau ist eine Eselin und der Mann ist ein Hengst. Der Stall, den sie bewohnen, ist sehr modern und üppig eingerichtet. Sie haben auch einen Gästestall, in dem die beiden unterkommen.
„Die Nacht war sehr erholsam, danke für die schöne Unterkunft“, bedankt sich Kani am nächsten Tag bei Maria, der Eselin. Es war bereits später Nachmittag als die beiden erwachten. „Bitte, bitte, wir freuen uns immer über Übernachtungsgäste. Das ist mal wieder etwas Abwechslung. Darf ich fragen, wo ihr beide hinwollt und wo eure Eltern sind?“, fragt Rudi, der Hengst. Wippi ergreift schnell das Wort, bevor Kani wieder beginnt zu weinen, weil seine Trauer wieder hervortritt. „Wir sind Waisen und wollen nach Lima, um Tiere zu suchen, die das gleiche Schicksal verfolgt wie uns. Kani hat mich in Alaska aus einer Falle befreit und seitdem sind wir immer zusammen“, erklärt Wippi.
Maria und Rudi schauen sie mitfühlend an und Maria sagt: „Das tut mir wirklich leid, aber ihr habt ein schönes Ziel, wenn ihr euch mit diesen Tieren zusammentut. Ihr wisst ja, wie ihr euch gefühlt habt, als ihr alleine wart. Das ist wirklich edel von euch. Da habt ihr ja noch eine lange Reise vor euch, bleibt noch eine Nacht hier und morgen könnt ihr dann aufbrechen, mit genügend Proviant für ein paar Tage. Ich muss morgen wieder zum Panamakanal und kann euch bis dahin in der Kutsche mitnehmen, dann braucht ihr nicht allzu weit laufen.“ Die beiden sehen sich freudig an und können ihr Glück kaum fassen, sie sagen gemeinsam: „Juhu, das ist aber sehr nett!“ Bei dem Gespräch ist so viel Zeit vergangen, dass es draußen schon wieder dunkel ist. Die vier gehen in die Ställe, bereiten ihre Reise vor und gehen dann schlafen.
Am nächsten Morgen essen alle gemeinsam Frühstück. Danach machen die Hausherren die Kutsche für die Fahrt bereit. Kani und Wippi verabschieden sich von Maria und danken ihr für alles, was sie für die beiden gemacht hat! Sie versprechen einander, dass sie sich irgendwann mal wiedersehen und steigen in die Kutsche, die von Rudi gezogen wird. Als die Fahrt beginnt, drehen sie sich um und winken Maria noch einmal zum Abschied zu. Rudi erklärt alle Gebäude und merkwürdigen Rituale der Umgebung. Auf den Landwegen singen sie Wanderlieder wie „Hoch auf dem gelben Wagen …“ und „Hänschen klein ging allein …“. Und dann sind sie auch schon in Panama. Am Kanal müssen sie sich von Rudi, dem Hengst, verabschieden. Rudi gibt den beiden etwas Proviant für die nächsten 2 Tage mit.
Nun sind sie am Hafen des Kanals und winken dem Schiff, auf dem Rudi steht, nach. Als es hinter dem Horizont verschwunden ist, drehen sie sich um und gehen in die Stadt. In der Stadt fällt Kani ein Stand mit tollen Figuren aus weißgelbem Material auf und er geht etwas näher heran. Der Standbesitzer, ein finster dreinblickender älterer Mann, bemerkt den kleinen Elefanten mit dem übermäßig langen Rüssel und den wohlgeformten, mit toller Farbe durchzogenen Elfenbeinzähnen. Der Mann überschlägt im Inneren schon die Preise, die er auf dem Markt erzielen könnte. Er ist noch so fasziniert, sodass er die Frage des kleinen Elefanten nicht mitbekommt. Kani sieht den Mann mit verwundertem Gesichtsausdruck an und stupst ihn mit dem Rüssel. Der Mann erschreckt sich und bemerkt den verwunderten Blick des Asikaners. Kani wiederholt seine Frage: „Hallo Sir, könnten Sie mir sagen, aus was diese Figuren hergestellt sind?“ „Das willst du nicht wissen, mein Kleiner … Aber wenn ich dich von deiner Frage nicht abbekommen kann, solltest du mal mit ins Haus kommen und dann zeige ich dir, wie sie hergestellt werden“, sagt der Mann nur, dreht sich um und geht in den dahinter liegenden Laden. Kani möchte es wissen und folgt dem Mann in den Laden. An den Wänden hängen skurrile Gestalten und auf den Regalen stehen Gefäße mit verfärbten Flüssigkeiten. Der Mann geht immer weiter in den hinteren Bereich und Kani folgt ihm. Er bleibt vor einer großen Tür stehen, die er mit einem goldgelben Schlüssel aufsperrt. Von dem Mann aufgefordert, geht Kani zögerlich auf die Tür zu, bleibt jedoch kurz vorher noch stehen und möchte umkehren. „Ich glaube, ich möchte das doch nicht mehr!“, zögerte der kleine Elefant plötzlich. Dies bemerkt der Mann und stellt sich hinter Kani. Er zieht einen langen Stock hervor, mit dem er Kani hinter die Beine haut, sodass dieser in den Raum hineinstolpert. „Zu spät, jetzt habe ich dich!“
Kani fällt hin und stößt sich an einem in der Mitte des Raumes stehenden Tisch den Kopf an. Nachdem er die Benommenheit abgeschüttelt und sich erhoben hat, schaut er auf den Tisch. Auf diesem liegen merkwürdig silberne Gerätschaften. Kani kennt keine dieser Werkzeuge. Eines ist länglich geformt und hat auf der unteren Seite Zacken, ein anderes sieht aus wie ein langer Stock, nur platt und mit ganz vielen kleinen Rillen.

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