Die Abenteuer der Katze Frau Schmeichelweich und der Henne Trudi Schneider

Die Abenteuer der Katze Frau Schmeichelweich und der Henne Trudi Schneider

Gabriele Marchner-Trieb


EUR 16,90
EUR 10,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 88
ISBN: 978-3-99064-655-7
Erscheinungsdatum: 04.06.2019
Die Katze Frau Schmeichelweich und die Henne Trudi Schneider leben auf benachbarten Bauernhöfen. Die beiden verbindet eine innige Freundschaft. Und nichts lieben sie mehr, als gemeinsam loszuziehen - immer auf der Suche nach neuen Abenteuern!
1. Geschichte
Im Kostnixladen

Auf einem abgelegenen Bauernhof im Hinterbergertal, am Fuße des Kampls, lebt eine Familie, die dafür bekannt ist, immer etwas Neues, aufregend Anderes zu wagen. Damit fällt sie auf! Dazu steht die Familie und sie wird von den dort lebenden Menschen von Weitem beobachtet. Der Hof wurde seit einigen Jahren zum Kräuterhof umfunktioniert und jedes Jahr um ein paar ungewöhnliche Pflanzen erweitert. Im vom Herrn des Hauses umgebauten Kuh- und Schweinestall beherbergt Tochter Elisabeth ein Schneideratelier, das sie mit ihrem Schneiderlehrling Anja betreibt.
Aber verlassen wir Mensch, der eigentlich nur Nebensache in unserer Geschichte ist, also nur eine Nebenrolle spielt. Es handelt in unserer Erzählung um die Katze Frau Schmeichelweich und die Henne Trudi Schneider. Um diese besonderen Lebewesen zu beschreiben, benötigen wir etwas Zeit, denn diese beiden zu verstehen, ist Mensch eigentlich nicht in der Lage, zum Unverständnis der Tiere.
Betrachten wir Frau Schmeichelweich: eine höchst elegante, graumelierte Angora-Dame, die sich ihrer einmaligen Schönheit bewusst ist und mit buschig erhobenem Schwanz durchs Gelände schreitet. Um wieder Mensch zu erwähnen, funktioniert und gehorcht er ihr aufs Wort. Nach jahrelanger, harter Erziehung haben die Zweibeiner alles Nötige gelernt, um das Leben der Frau Schmeichelweich wirklich angenehm zu gestalten. Ein wildkreischendes, entsetzt klingendes Miauen lässt sofort die ganze Dienerschaft herbeieilen, um nachzusehen, wo der große Schmerz des Pelztieres liegt. Die Menschenfamilie erkundigt sich sofort mit größter Sorge nach dem Wohlbefinden der Madame. Frau Schmeichelweich streicht dann, sich in ihrer Armseligkeit sonnend, um die Beine der Trostgebenden. Der Trick des Tieres besteht darin, dass nach kürzester Zeit die Liebkosungen ihrerseits abgebrochen werden und sie demonstrativ beleidigt wieder wegstolziert. Mensch ist verzweifelt. Und das gelingt Katze besonders gut. Mensch muss mit schlechtem Gewissen zurückbleiben und weiß nicht einmal, warum.
Unser zweiter Star der Geschichte lebt auf den Nachbarsbauernhof und wurde auf den Namen Trudi Schneider getauft. Sie ist eine von vielen Hennen und hat sich entschieden, eigene Wege zu gehen. Insbesondere der Simalhof ist ihr tägliches Ziel. Eigentlich sind Hennen dubiose Geschöpfe. Sonderbar und der Familie der Dinosaurier, übriggebliebene Überbleibsel. Sagt man. Es wird viel diskutiert, warum die Henne so geheimnisvoll wirkt. Mit dem von innen kommenden „Gack-gack“ kann man das Vogelvieh nur schwer einschätzen. Trudi Schneider zum Beispiel ist eine überdurchschnittlich gescheite Henne. Warum, fragt ihr euch?
An besonders warmen Tagen verbringen Elisabeth und Anja ihre Mittagspause gern in der Laube des Hofes, dem sogenannten Wellnessbereich, wie Mutter Gabriele gern dazu sagt. Pünktlichst finden sich auch unsere Hauptdarsteller ein, um eventuell ein paar Happen zu ergattern. Trudi Schneider ist mittlerweile so frech, dass sie auf Bank und Tisch springt. Frau Schmeichelweich liegt unterdessen auf einem breiten Ast des dort stehenden Apfelbaums und lässt voll relaxt eine Pfote herunterbaumeln.
„Na, Trudi, machst dir wieder eine Gaudi mit Anja?“, fragte lachend die Mieze.
„Die fürchtet sich vor mir und ich jag sie jeden Tag auf den Tisch. Das ist lustig“, erzählte Trudi amüsiert Frau Schmeichelweich.
„Menschen, ich weiß nicht, warum die so blöd sind. Aber sie funktionieren recht gut und ich kann dir noch ein paar Tricks verraten, wie man sie am besten erzieht“, trumpfte Frau Schmeichelweich auf.
„Nein danke, gnädige Frau Mieze! Ich hab, glaub ich, den Dreh heraus. Morgen versuch ich, der Elisabeth auf den Schoß zu springen, die ist wenigstens nicht so verschreckt. Wahrscheinlich glaubt sie dann, sie hat mich dressiert“, prustete Trudi und Frau Schmeichelweich bekam so einen Lachkrampf, dass sie fast vom Baum purzelte.
Der Nachmittag verging und Trudi pickte noch etwaige Reste vom Boden der Laube. Es ist Mittwoch heute. An diesem Tag ist auf dem Hof immer der Kostnixladen für alle geöffnet. Dort gilt eine Art Tauschsystem, wo man Verschiedenes, wie Kleidung und Gegenstände, die keiner mehr benötigt, abliefern kann und vielleicht ein anderer sich an dem Gebrachten erfreut. Es ist immer ein reges Treiben und eine gutbesuchte Veranstaltung. Frau Schmeichelweich beobachtete genau das seltsame Verhalten der Menschen. Schachteln werden hin und her geschleppt. Treppauf, treppab. „Ich schau mir das mal aus der Nähe an“, beschloss die Katze und zottelt zwischen den Leuten in den Kostnixladen. Keiner beachtete den Pelztiertiger, oh Verzeihung, die Pelztiertigerdame, wie sie sich zwischen den vielen Dingen versteckte und dem frohen Treiben zusah. Sie kam selbst nicht mehr aus dem Staunen heraus, wie viele herrliche Sachen hierhergebracht wurden.
„Es ist eigentlich gemein gegenüber uns Tieren. Die glauben, weil wir ein Fell haben, ist uns nicht auch manchmal kalt. Die Menschen ziehen sich voll toll an, mit kuscheligen Jacken und Pullovern, oder lassen sich von Elisabeth und Anja was Cooles nähen!“, murmelte beleidigt Frau Schmeichelweich in ihren Schnurrbart. „Bei 20 Grad minus meinen die Menschen, wäre es mal gut für uns Katzen, an die Luft zu gehen.“
Daraufhin hatte die Katzendame eine obergeniale Idee und mit der Henne Trudi eine bestimmt perfekte Komplizin. Frau Schmeichelweich huschte wieder durch das Menschengedränge ins Freie, wo sie sogleich Trudi entdeckte, die immer noch damit beschäftigt war, Leckeres aufzupicken.
„Trudi, Gott sei Dank bist du noch nicht nachhause gezottelt! Ich hab eine super Idee für heute Nacht!“, schwärmte die Katze begeistert.
„Nacht, sagst du, liebe Frau Schmeichelweich. Weißt du nicht, dass ich am Abend in meinen Stall muss, weil mich sonst der Herr Fuchs schnappt? Ich bin doch nicht lebensmüde!“, entgegnete zornig das entsetzte Federvieh.
„Nein, nein! Es wird überhaupt nicht gefährlich für dich, denn Hubert, der Chef des Hauses, wird nach Ladenschluss das Rolltor herunterlassen und wir verstecken uns irgendwo hinter den Schachteln. Dann sind wir eingesperrt und wir können endlich einmal wie die Zweibeiner so ordentlich shoppen gehen!“, versuchte Frau Schmeichelweich, ihre gefiederte Freundin zu überzeugen. „Und da gibt’s auch Mode für Hühner?“, fragte Trudi Schneider nochmals nach. „Glaub mir, es ist für jeden Geschmack was dabei.“
Der Plan ging auf. Hubert rollte das Tor herunter und die beiden Tiere waren eingeschlossen. Sie verhielten sich noch eine Weile ruhig, um nicht entdeckt zu werden. Sobald draußen nichts mehr von Mensch zu hören war, krochen sie aus ihrem Versteck hervor.
Trudi Schneider blieb der Schnabel offen vor lauter Staunen, welch schöne Schätze der Kostnixladen beherbergte. „Und da können wir jetzt wühlen nach Herzenslust?“, fragte Trudi nochmals vorsichtig nach. „Selbstverständlich nach Herzenslust“, entgegnete mit erhobenem Schwanz die stolze Mieze. Natürlich versteht es sich von selbst, dass die beiden zuerst in der Menschenkinderabteilung ihr Glück versuchten. Trudi Schneider flog ins oberste Regal, um eine bessere Übersicht zu bekommen. Frau Schmeichelweich stellte sich auf die Hinterbeine und wühlte in der untersten Stellage. Auf einmal hörte man ein Geräusch, das die Henne aufhorchen ließ. Sie bekam Gänsehautfedern. Oder wie heißt das bei Hühnern? Mit einem Satz stand vor Trudi ein Marder, der durch eine kleine Öffnung in den Innenraum des Gebäudes geschlüpft war und voller Begeisterung annahm, jetzt ein leckeres Abendessen serviert zu bekommen. Das Wasser lief ihm im Maul zusammen. Der Henne standen Schweißperlen am Kamm und Schnabel. Sie schloss die Augen und wollte sich schon ihrem Schicksal ergeben. Da sprang die tapfere Frau Schmeichelweich dazwischen und fauchte den Marder an. Der Marder erschreckte sich so sehr, dass er vom Regal purzelte. „Du wirst meine Freundin nicht verspeisen! Sonst kratz ich dir die Augen aus!“, zischte die Katze zornig. „Ist schon gut, beruhige dich. Ich lass deine Freundin eh in Ruhe“, entgegnete der Marder, sich noch duckend, weil er die Krallen der Katze fürchtete. Trudi konnte sich vor Angst nicht von der Stelle bewegen. Frau Schmeichelweich hüpfte zu ihr in die oberste Stellage, schmiegte sich an ihr Federkleid und stimmte ein beruhigendes Schnurren an. „Ist ja schon gut, Trudi. Bin ja bei dir. Dieses gierige Raubtier kann dir nichts anhaben“, beruhigte die Katze die zitternde Henne. Trudi kam langsam wieder zu sich und fing an zu weinen. „Du süße Katze! Wie schön, dass du mir so eine gute Freundin bist. Ich danke dir von Herzen!“ Der Marder war ganz schön erstaunt, aber auch berührt von einer solch schönen und ungewöhnlichen Freundschaft. Mit geneigtem Kopf kam er langsam an die beiden Freunde heran. „Entschuldigung, Frau Henne! Wird nimmer vorkommen. Ich hab geglaubt, ich bin der Einzige, der diesen Laden hier entdeckt hat. Meine Frau und ich haben morgen Hochzeitstag und sie mag so gern bunte Ketten und da habe ich mir gedacht, hier oben würd ich bestimmt was Tolles für meine Liebste finden.“ „Das ist aber lieb von dir und wir nehmen die Entschuldigung natürlich an. Wir wollen uns dir vorstellen. Ich bin Frau Schmeichelweich und das ist meine Nachbarin und beste Freundin Trudi Schneider.“ „Sehr erfreut, meine Damen. Mein Name ist Max Marder und ich wohne in der Nähe des Waldes in einer Scheune. Dort lebe ich mit meiner Frau Lydia und meinen zwei Kindern Fritz und Mitzi. Die freuen sich immer, wenn ich ihnen was Lustiges zum Spielen mitbringe. Hier oben gibt’s jede Woche wieder neue aufregende Dinge.“ „Ich glaub, es ist für alle genug da“, bemerkte die Katze nochmals. Und so begannen die drei Tiere, die Regale und Schachteln zu durchwühlen. Es war lustig anzuschauen, wie sämtliche Kleidung durch den Raum flog, auf der Suche nach den passenden Outfits und Accessoires. Max Marder fand zu seiner großen Freude ein wunderschönes glitzerndes Halsband. „Das passt ja perfekt zu Lydias glänzendem braunen Pelz!“, freute sich das Raubtier. Trudi wühlte sich gerade aus einer Kleiderschachtel heraus und hatte einen schicken Hut auf dem Kopf. Unsere Mieze hatte sich einen eleganten Schal umgebunden und posierte vor einem Spiegel und fand sich noch viel schöner, als sie eh schon war.
Auf einmal war über Frau Schmeichelweich ein flatterndes Geräusch zu hören und eine mäuseähnliche Figur mit runden Ohren flog durch den Raum und wollte einen Ausgang finden. Bei der Katze regte sich sofort der Jagdinstinkt und sie sprang mit einem großen und wuchtigen Satz in Richtung des eigenartigen Flugobjekts. Frau Schmeichelweich war so rasant und kraftvoll unterwegs, dass das Regal mit einem Krach zu Boden stürzte, mitsamt den ganzen Gläsern und dem Geschirr. Na, das war eine Sauerei. Jetzt war das Chaos perfekt. Selbst die Fledermaus war trotz ihres guten Radarsystems vor lauter Schreck gegen die Fensterscheibe gedonnert. Jetzt lag sie auf dem Rücken und der Orientierungssinn war wie weggefegt. Max sauste der Fledermaus zu Hilfe, denn diesmal handelte es sich wieder um eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Tieren. „Fred, hast du dir wehgetan?“, fragte Max, der Marder beunruhigt und schüttelte die Fledermaus an ihren Mickymausohren. Die fliegende Maus, so dachte die Katze, kam wieder zu sich, stand auf und bog sich ihre Flügel gerade. „Passt schon! Ich bin dir nachgeflogen, hab die Katze gesehen und wollte gleich wieder flüchten“, erklärte Fred, die Fledermaus ihrem Freund Max. „Liebe Frau Schmeichelweich, du musst jetzt schon einsehen, dass du meinen Freund Fred nicht anknabbern darfst, denn auch ich habe auf Hühnerbraten verzichtet!“, erklärte Max, der Marder unserer Miezekatze. „Ja, das seh ich ein! Ich würde vorschlagen, dass wir Tiere für immer und ewig auf dem Simalhof friedlich und freundlich miteinander umgehen!“, schlug Frau Schmeichelweich vor. Die Katze und der Marder schlugen mit den Pfoten ein und Trudi und Fred mit ihren Flügeln. So war es besiegelt.
5 Sterne
ein sehr gelungenes Erstlingswerk - 05.08.2019
Yvonne Dias da Silva

Sehr spannend und leicht zum Lesen geschrieben, macht Lust auf mehr Abenteuer der beiden Tierfreunde...

5 Sterne
fantastisch, liebevoll, lustig und spannend - 07.06.2019
Elisabeth Anreiter

Ein Kinderbuch nicht nur für Klein, sondern auch für Groß. Ein Buch das auf jeden Fall in keinem Bücherregal fehlen darf.

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