Als Schiffsarzt auf Flüssen und Meeren

Als Schiffsarzt auf Flüssen und Meeren

Prof. Hans-Detlef Stober


EUR 10,90
EUR 6,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 144
ISBN: 978-3-95840-853-1
Erscheinungsdatum: 02.04.2019
Ein Schiffsarzt erzählt. Von großen und kleinen Malaisen. Das Auf und Ab der Schiffsbewegungen gleicht den Gemütslagen der Patienten. Manchmal kommen ihnen die Tränen. Und dem Leser. Vor lauter Lachen …
Während mehrerer Jahrzehnte bin ich zeitweilig auf Schiffen von unterschiedlicher Größe und von verschiedenen Reedereien über die europäischen Flüsse und Weltmeere als Schiffsarzt gefahren. Ich möchte Sie mitnehmen, mit mir die Höhepunkte und Herausforderungen, die Erfolge, aber auch Risiken eines Schiffsarzt und die Ereignisse hinter dem Schild „Crew only“ zu erleben.
Das Geschehen hat sich eingeprägt und ist haften geblieben, auch weil es vielfach emotionell überlagert war.
Alle Episoden sind wahr, wurden aber anonymisiert.
Wasser bedeckt 2/3 des Planeten, ist es da ein Wunder, sich zum Wasser hingezogen zu fühlen?
Für das Vorhandensein von Wasser gibt es zwei Theorien, einmal könnte es mit eishaltigen Kometen auf die Erde gelangt sein – oder aber es ist aus dem glutflüssigen Magma kondensiert.
Wir sind im Übrigen alle aus dem Wasser, dem Fruchtwasser, einmal auf die Welt gekommen.
Romane und Filme, Museumsbesuche und Berichte über Schiffe, Piraten, Ungeheuer und Katastrophen gehen nicht spurlos an jungen Konsumenten vorbei.
Als Rettungsschwimmer und Schwimmbadaufsicht, später als Bootsführer bei einer Wasserwacht an einem Binnensee hatte ich schon früh weiteren Kontakt mit dem nassen Element.
Nach dem Studium erlebte ich eine solide Ausbildung zum Anästhesisten und Intensivtherapeuten. Die Arbeit in der Klinik bestand aus 5 Tagen be- und enttäuben, ergänzt von Bereitschaftsdiensten und Notarzteinsätzen.
Der Anästhesist steht gewöhnlich während der Operation am Kopf des Patienten unter der kühlenden Klimaanlage, sodass er ewig Verspannungen in der Schulter verspürt.
Wen wundert es da, dass schon früh Gedanken aufkamen, die Sehnsucht zu dem Wasser mit einem warmen Klima zu verbinden?
Aber zum Thema:
So wie im richtigen Leben: Zufälle begleiten unseren Weg.
Also, an einem Donnerstag vor vielen Jahren wies mich ein Freund auf das Angebot einer Reederei hin, die einen Schiffsarzt für ein Flussschiff suchten. Als ausgebildeter Notarzt meinte ich, den Anforderungen zu genügen.
Beworben, angenommen und ein Einsatzdatum erhalten.
Zu der besonderen Bedeutung des Donnerstags in der Seefahrt werde ich später kommen.



Unterwegs auf Europas Flüssen

Auf den schiffbaren Flüssen wimmelt es von flachen, weißen, luxuriösen Flusskreuzfahrtschiffen. Mein erster Einsatz war auf einem Flussschiff auf dem Po. Dazu musste eine Uniform her. Die An- und Abreisekosten obliegen dem Arzt, die Mitfahrt ist kostenfrei.
Der Fluss ist vielbefahren und im Gegensatz zur Rhone in Frankreich auch schwer schiffbar. Die angrenzenden Städte wie Cremona oder Parma mit ihrem Charme und die romantische Landschaft rechts und links locken auch internationale Gäste auf die Schiffe. Am Abend ist man verpflichtet, neben dem Schiffsführer und dem Reiseleiter den hungrigen Gästen aus vielen Ländern ein fröhliches „enjoy dinner“ vor dem Restaurant zuzurufen.
Als Arzt ist man unter den ca. 120 Gästen wegen der Uniform unschwer erkennbar, was dazu führt, dass ständig Sprechstunde ist, denn die überwiegend älteren Gäste haben viele detaillierte Fragen zu ihren Gebrechen.
Das Schiff gleitet durch die naturbelassene Landschaft, keine Welle löst eine Seekrankheit aus, und es finden sich auch keine Rettungsboote an Bord bei der seichten Wassertiefe. Der Schiffsführer, wie er auf Flussschiffen genannt wird, hat viel zu beachten, denn Untiefen und Strömungen, Fremdkörper und enge Fahrrinnen sowie entgegenkommende Schiffe erschweren das Navigieren. Die Flüsse haben im Allgemeinen nur eine geringe Wassertiefe, auch sind die Brücken nicht sehr hoch, es fahren daher nur flache Schiffe hindurch. Unser Flussschiff hatte einen herein- und herausfahrbaren Fahrstand, in denen der Schiffsführer steuert.
Es wurde in den Medien erwähnt, dass ein Schiffsführer versäumt hat, seinen Fahrstand vor einer flachen Bücke zu senken und das Dach mitsamt seiner Mütze bei der Brückendurchfahrt verloren hat.
Zu meinen neuen Aufgaben:
Am frühen Morgen beim Frühstück mit Ei und Toast kommt ein amerikanischer Gast zu mir an den Tisch und bittet leise um ein Gespräch. In der Kabine erklärt er sein Problem.
Er hätte gestern spät in der Nacht mehrere Viagra eingenommen und leide nun anhaltend unter starken Kopfschmerzen und Hitzewallungen. Viagra war als Mittel gegen Bluthochdruck und Angina pectoris (Herzkranzgefäßverengung) einstmals entwickelt worden.
Der Gast war mir schon bei der Einschiffung aufgefallen, weil er mir ein Glas voller rhombischer Pillen gezeigt hat und betonte, dass er die Pillen ständig einnimmt, was ich als Arzt unbedingt wissen sollte. Wers braucht, dachte ich. Ich verordnete ihm Schmerzmittel und warnte ihn dringend für die Zukunft vor einem Überschreiten der empfohlenen Dosis.
Das Thema Brücken will ich noch einmal vertiefen: Wir sind mit der Queen Mary 2 vor Jahren durch die Hudson Bridge gefahren, und die Gäste haben applaudiert, weil das Schiff ohne Schaden die Brücke passierte. Die Brücke ist 44 Meter hoch. Allerdings war zu erwarten, dass das Schiff ungehindert durch die Brücke fahren kann, zumal es nicht die erste Tour nach New York war. Interessant ist an der Queen Mary 2 neben vielen Details, dass man durch eine Scheibe den Kapitän und die Offiziere auf der Brücke beobachten kann.
Wenn es der Besatzung reicht, ziehen sie einen Vorhang vor die Scheibe.
Zurück zu den Flüssen.
Mein nächster Einsatz war auf einem Schiff in Frankreich. Die Fahrt auf der Rhone ist ein Genuss, weil der Fluss mit erheblichem Aufwand eine perfekte Uferbefestigung erhalten hat, was man von dem Fluss in Italien, dem Po, nicht behaupten kann. Aber die Rhone ist nicht bis Paris für Frachtschiffe schiffbar und so herrscht eine Ruhe auf dem Fluss, im Gegensatz zum Beispiel zum Rhein. Unser Schiff mit 100 Metern Länge beherbergte 150 Gäste, und es fuhr von Lyon nach Avignon.
Während wir leise mit gedrosselter Geschwindigkeit durch die Landschaft gleiten, bittet mich der Reiseleiter zu sich. Einer Passagierin ginge es nicht gut, sie habe nach einem Unfall Schmerzen. Wir begeben uns zusammen in die Balkonkabine unseres Gastes. Flussschiffe haben u.?a. französische Balkone, die Türscheiben gehen bis auf den Boden, und ein Gitter bewahrt vor dem Herausstürzen.
Der Dame von über 70 Jahren war ein Koffer aus der Ablage auf dem Schrank auf das Bein gefallen, und ich vermutete nach der Schwellung einen Oberschenkelbruch. Es waren keine größeren Schäden aufgetreten. Gefahr besteht in einer Gefäßverletzung oder Nervenläsion als Folge des Bruchs. Leichte Schmerzmittel fanden sich in der Bordapotheke, aber Material für eine Stabilisierung nicht. Jedenfalls musste der Knochenbruch geschient werden, da bei jeder Bewegung des Beines doch noch eine Ader oder ein Nerv verletzt werden kann. Wir fanden im Lager zwei Spazierstöcke und haben mit diversen Binden das Bein in gerader Haltung fixiert.
Im nächsten Hafen, wo ein über Funk herbeigerufener Krankenwagen wartete, wurde unsere Dame in eine Klinik gefahren, wo die Kollegen bestimmt über die primitive Schienung geschmunzelt haben. In der Klinik stabilisiert ein durch das Mark geführter Nagel den Oberschenkelknochen und sorgt bald wieder für Gehfähigkeit.
Wenige Zeit später begleitete ich auf Anforderung eines Reisebüros eine Reisegruppe auf dem Dnepr, die Reise ging von Kiew nach Odessa. Durch riesige Schleusen und durch unendliche grüne, flache Landschaften fährt das Schiff über den malerischen, breiten Fluss. Wir sind mit einem modernen Fahrgastschiff, 125 Meter lang, 16 Meter breit, mit 280 Passagieren und 100 Crew-Mitgliedern unterwegs.
Flussreisen sind sehr angenehm und beruhigend, entschleunigend. Die Felder und Wiesen gleiten vorbei, während man auf dem Sonnendeck im Liegestuhl Erfrischungen und die staubfreie frische Luft genießt.
Die Motoren summen leise, kein Wellengang schaukelt das Schiff, und nur in den Schleusen kommt es manchmal zu Geräuschen, wenn die Bordwand an die Schleusenkammer stößt. Unterbrochen wird die Fahrt gelegentlich durch Aktionen des Kreuzfahrt-Direktors, mit denen die Gäste unterhalten werden sollen.
Wir legen an einer begrünten Insel mit Sümpfen und übergroßen Bäumen an, und die Gäste sollen, auf Anregung des Direktors, interessante Fundstücke sammeln.
Diese werden dann an Bord im Restaurant ausgestellt und prämiert. Gedacht war an bunte Steine, seltene Blumen oder verwinkelte Äste. Aber was bringt die Mehrzahl der ausgeschwärmten Passagiere mit? Unzählige Mückenstiche.
Das war ein Jucken und Kratzen und der Ruf, ob der Doktor nicht ein wirksames Gegenmittel im Bestand hätte.
Hatte er aber nicht, denn die Ausrüstung für Flussschiffe genügt sich in Verbänden, Pflastern, Blutdruckgerät und Reflexhammer, um die Wichtigsten zu nennen. Nasse, kalte Tücher auf den zahllosen Einstichen und die sprichwörtliche Gastfreundschaft der russischen Crew ließen aber bald alle Unbill vergessen.
Insektenstiche können, wie noch gezeigt werden wird, zu einer lebensbedrohlichen Entzündung führen.
Nachdem wir mit dem Schiff, immer noch auf dem Dnepr, in Odessa angelegt hatten, standen eine Stadtbesichtigung und ein Opernbesuch auf dem Programm. Zu besichtigen ist unter anderem die potemkinsche Treppe, die eine Filmkulisse für den Film „Panzerkreuzer Potemkin“ darstellte.
Alle Gäste freuten sich aber auf die abendliche Aufführung in dem Opernhaus. Aber für einen Gast sollte das Opernerlebnis abrupt enden. Die Oper „La Traviata“ begann mit einem prunkvollen Bühnenbild und hervorragenden Sängern.
Violetta ist mit ihren Gästen im Salon und wird Germont vorgestellt. Ich saß auf dem Rang in der ersten Reihe.
Plötzlich bemerkte ich eine Unruhe unter den Gästen im Parkett in der 7. Reihe. Dann stand eine ganze Reihe von Gästen auf, und ein Gast ging, sich den Kopf haltend zum Ausgang. Die Gäste waren mir anvertraut, und so begab ich mich ebenso zum Ausgang. Dort fand ich einen erheblich am Kopf blutenden Passagier vor.
Es wurde ein Krankenwagen gerufen, der auch bald vorfuhr.
Mit der schnellen medizinischen Hilfe ging es in die Rettungsstelle des nahegelegenen Krankenhauses. Unterwegs erfuhr ich, dass dem Gast ein Stück Beton aus der Saaldecke auf den Kopf gefallen war. Auf meine dringliche Bitte an die müden Hospitalmitarbeiter, die Platzwunde möglichst bald zu nähen, da das Schiff auf den Gast und mich mit der Weiterfahrt warten würde, versorgte man fachgerecht den Gast, und mit einem weißen Kopfverband kamen wir bald nach der unfreiwilligen Opern-Unterbrechung wieder auf das Schiff, von den Gästen und der Crew schon erwartet …
Nach einigen Monaten in der Häuslichkeit bewarb ich mich wieder bei der Flussschiffreederei und wurde für einen einwöchigen Einsatz auf der Donau verpflichtet.
Der Rhein und die Donau sind die am meisten befahrenen Flüsse in Deutschland. Auf der Donau tummelt sich eine riesige Anzahl von bestausgestatteten Flussschiffen, davon eines mit einem Fenster und Scheinwerfern am Boden, sodass man den beleuchteten Grund des Flusses betrachten kann. Wir legten nach einer eindrucksvollen Fahrt in Richtung Osten stromabwärts gegen Mittag in einem Hafen steuerbordseitig an. Die Gäste ergingen sich bei strahlendem Sonnenschein in der Stadt, in der außer einer barocken, gut erhaltenen Kirche und einem Gasthof, einem Museum und einer Einkaufspassage nicht viel mehr Sehenswertes zu finden war. Nach ein paar Schritten in Richtung der Hauptstraße kamen mir am frühen Nachmittag Gäste, wild gestikulierend, entgegen.
Sie berichteten, im Gasthof und auf Bänken an der Straße säßen verzweifelte Menschen, von Schmerzen und Erbrechen geplagt. Es war tatsächlich nicht übertrieben, mindesten acht Gäste hatten diese unübersehbaren Beschwerden.
Ich informierte die örtliche Polizei, die ihrerseits den Rettungsdienst verständigte.
Das Geheule der entgegenkommenden Sirenen ließ eine vernünftige Anamneseerhebung auf der Straße fast unmöglich werden. Aber so viel kam heraus: Die Gäste hatten alle in dem erwähnten Gasthof zu Mittag gegessen, und danach traten das Erbrechen und der Stuhldrang auf. Am späten Nachmittag hatten die Patienten aus den Rettungswagen das Schiff erreicht.
Vom örtlichen Rettungswesen erhielt ich unter anderem Infusionslösungen und Desinfektionslösungen. Mit den örtlichen Verantwortlichen waren wir uns einig, dass es sich um eine Nahrungsmittelvergiftung handeln musste. Infusionen und Medikamente gegen Durchfall sind die ersten notwendigen Maßnahmen.
Die leidenden Gäste wurden an Bord versorgt, Infusionen waren nicht notwendig, und mit Ruhe, Zuversicht und Diät verschwanden die unangenehmen Symptome von Stunde zu Stunde. Wir alle waren sehr erleichtert und erst recht die Behördenvertreter, deren Entspannung wir bei dem Ablegen deutlich spürten. Es handelte sich offensichtlich um eine Salmonellenvergiftung durch nicht korrekt zubereitetes Fleisch. Alle Gäste waren am folgenden Tag genesen und saßen wieder entspannt beim Frühstück.
Auf den Schiffen ist Sauberkeit und Einhaltung der Hygienevorschriften oberstes Gebot. Die Köche sind angewiesen, einmal wöchentlich eine, wie ich es nenne, Radikalreinigung mit heißem Wasser in allen Ecken der Küche vorzunehmen. Alle Nahrungsmittel, die einmal die Küche verlassen haben, gelangen nicht wieder zu den Gästen in die Auslagen. Routinemäßig finden Begehungen der Küchentrakte zusammen mit dem Arzt statt, auf Flussschiffen wie auch auf Ozeandampfern.
Das garantiert uneingeschränkten Reisegenuss, ohne ständigen Toilettenbesuch, was bei Schiffsreisen auf dem Nil in Ägypten, als Rache der Pharaonen bezeichnet, wohl nicht immer der Fall sein soll.
Auch die Mosel ist schiffbar, wenn nicht gerade das obligatorische Hochwasser die Brückendurchfahrten erschwert. Ich bin also wieder einmal dienstlich mit einem Flussschiff auf der Mosel von Koblenz nach Trier unterwegs. Schon in Koblenz hatte ich allerdings das Problem, nicht den richtigen Kai zu finden und war zunächst enttäuscht, mein Schiff nicht zu finden, denn es lag um die Ecke.
Die Mosel entlang der Weinberge und malerischen Dörfer in Ufernähe, ruft in Dezem auf einmal in der Schleuse eine Frau von oben zu mir: „Herr Doktor, Herr Doktor, ich habe hier was für Sie.“ Alle Gäste auf dem Sonnendeck staunten – wer kennt und ruft hier zwischen den Ufern der Weinberge den Schiffsarzt?
Erklärung: Die Dame hatte über Freunde erfahren, dass wir zu einer bestimmten Zeit mit dem Schiff in Dezem in der Schleuse sind und brachte mir als Aufmerksamkeit Wein und Kuchen in einem Korb. Den fragenden Passagieren an Bord habe ich erklärt, dass es sich um Angehörige meines „Fanclubs“ handelt.
Wer die Donau von Passau nach Budapest auf einem Flussschiff erlebt, kann, wie ich, viele imposante Eindrücke sammeln. Der Anblick des Benediktinerklosters Stift Melk allein ist herrlich, von einem Gang durch die hübsche Innenstadt ganz zu schweigen.
Wie man sich unschwer vorstellen kann, sind die Möglichkeiten, an Bord eines Flussschiffes qualifizierte ärztliche Hilfe zu leisten, begrenzt, wie wir bei dem Oberschenkelbruch auf der Rhone schon erleben konnten.
Bei dem Abendessen bittet eine elegante ältere Dame um ein Gespräch. Sie wolle mir etwas zeigen. Gespannt bitte ich sie in meine enge Kabine.
Sie verweist auf einen schwarzen, erhabenen Punkt am Unterschenkel. Das war unzweifelhaft eine Zecke. Sie hatte sich den Parasiten anlässlich des morgendlichen Ausflugs in die grüne Umgebung zugezogen. Die schon mit Blut gefüllte Zecke ließ sich mühelos entfernen, und der Verdacht auf eine Borreliose-Infektion bestand eher nicht. Dazu muss der Stich der Zecke zwischen 12 und 24 Stunden andauern. Bildet sich nach dem Zeckenstich ein kreisrunder Bezirk um die Stelle, sollte ein Arzt den Verdacht auf eine Borreliose-Infektion kontrollieren. Dazu hier später mehr.
Unsere Ausflüglerin konnte ich beruhigen, die Zecke war, auch ohne spezielle Zeckenzange, Zeckenkarte oder Zeckenlasso, wie sie kommerziell angeboten werden, entfernt worden, und zwar rechtzeitig.
Nur 2?% der Zecken tragen das gefährliche FSME-Virus im Speichel. Aber: Die Zecke ist auf dem Vormarsch, wie die aktuelle Presse berichtet. Feste Schuhe und dichte Strümpfe schützen vor dem Stich der besonders im Süden Europas vielfach verbreiteten Zecken.
Flussschiffe sind für Menschen mit Geh-Behinderung nicht sehr als Urlaubsort zu empfehlen. Es fehlen die barrierefreien Zugänge, und Aufzüge sind selten auf den Schiffen zu finden.
Weiter auf der Donau fahrend, stürzte ein gehbehinderter Gast von der Treppe und verletzte sich die Nase, Schulter und Hüfte. Am nächsten Anlegeponton fuhr der Gast mit einer Taxe in die örtliche Klinik und kam voller Empörung zurück.
Nicht dankbar, weil ihm kein Schaden attestiert wurde, sondern erregt über die dort herrschenden hygienischen Verhältnisse. Das gehört zum Abenteuer einer Reise.
Etwas später war mir eine Reise auf der Wolga vergönnt.
Wir fuhren im Frühjahr mit einem 125-Schiff von Rostow nach Kasan. Das ist ein riesiges Erlebnis, hohe Schleusen, und in Kasan die Ausdehnung des Flusses fast wie ein Meer, man kann das andere Ufer nicht erkennen.
Ein Passagier klagte über heftige Kopfschmerzen und pulsierende Beschwerden im Kopf. Schnell wurde klar, dass hier eine Blutdruckkrise bestand, der Blutdruck betrug 200/100?mm Hg.
Damit besteht unter anderem die dringende Gefahr für das Platzen eines Hirngefäßes und damit auf für einen Schlaganfall. Mit Beruhigung und einer Dosis eines blutdrucksenkenden Medikamentes normalisierte sich der Zustand, ohne dass wir die medizinische Hilfe und den Besuch einer Rettungsstelle der Russen in Anspruch nehmen mussten. Das wäre aber hier bei der menschenleeren Landschaft entlang des Flusses mit erheblichem zeitlichen Aufwand verbunden.
Aber wie eingangs geschildert, meine Sehnsucht zu den großen Schiffen auf den Meeren war ungebrochen. Auch weil auf den Flusskreuzern wegen des allgegenwärtigen Ufers und der Nähe professioneller Hilfe kaum mal ein Arzt wirklich gebraucht wird. So heuerte ich nach mehreren Jahren als Flussschiffsarzt endlich auf Kreuzfahrtschiffen an, eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue.
Verursacher war ein Clubdirektor, der vor einem großen Kreuzfahrtschiff im Hafen einer Mittelmeerinsel stand und bereitwillig Auskunft über Herkunft und ärztliche Besatzung gab. Und zufällig war ich als Urlauber auf dieser Insel und in diesem Hafen anwesend.


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