Die Magie des Perfecti

Die Magie des Perfecti

Josef Sunitsch


EUR 16,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 264
ISBN: 978-3-99064-622-9
Erscheinungsdatum: 02.07.2019
Die Nacht des Blutmondes naht. Gerade erst getauft und zum „Perfecti“ der Glaubensgemeinschaft ernannt, muss sich Simon Schaklou, Magier des Lichtes, mit dem Fürsten der Dunkelheit messen, um die Welt vor dem Untergang in die ewige Finsternis zu bewahren …
Kapitel 1



Erika und Franc Schaklou sind auf dem Weg nach Graz, um ihren Sohn Simon zu besuchen und mit ihm über seine Zukunft zu sprechen. Die Fahrt führt über das Gaberl, wo ein Freund und Taufpate von Simon auf der Passhöhe ein Restaurant betreibt. Sie nutzen die Gelegenheit, mit ihm über die Zukunft und den Ablauf der weiteren Ausbildung von Simon zu sprechen. Die beiden verlassen nach dem Gespräch gegen 14:00 Uhr das Restaurant und fahren weiter Richtung Graz. Sie kommen an eine Stelle, die bekannt ist wegen ihrer Gefährlichkeit. Franc verlangsamt seine Fahrt vor dieser Kurve, als er geblendet wird. Reflexartig schließt er seine Augen, um sich vor der Lichtquelle zu schützen. Dabei verliert er die Kontrolle über das Auto, durchschlägt mit einem lauten Knall die Leitplanke und stürzt den steilen Abhang hinunter in ein Waldstück, wo er komplett zerstört vor einer Schlucht liegen bleibt. Erika Schaklou hat noch versucht mit ihrem Handy Hilfe zu rufen, als ihr dieses aus der Hand geschlagen und sie auf brutalste Weise erschlagen wird.
Als seine Eltern nicht zur vereinbarten Zeit bei Simon ankommen, versucht er sie zu erreichen, wird aber sofort mit der Mailbox verbunden. Nach weiteren gescheiterten Versuchen, sie zu erreichen, verständigt er die Polizei. Mit einer sichtlich nervösen, ängstlichen Stimme erklärt er dem Beamten, dass er seine Eltern nicht erreicht und Angst habe, den beiden sei etwas zugestoßen. Der Beamte versucht Simon zu beruhigen und verspricht die Strecke abzufahren. Als der Beamte die aufgenommenen Daten durchliest, wird ihm erst klar, wer hier vermisst wird. Leise liest er ein zweites Mal die Namen „Erika und Franc Schaklou“. Seine Hände zittern, als er das Funkgerät einschaltet, um die Suchanordnung an seine Kollegen weiterzuleiten. Währenddem er am Funk spricht, läutet das Telefon, und sein Kollege im Büro nimmt ab. Die Reaktion des Kollegen lässt nichts Gutes erahnen. Das Funkgerät noch in der Hand, sieht er zu, was dieser notiert. „Schwerer Verkehrsunfall am Gaberl, Auto vermutlich über Böschung gestürzt, Rettung und Feuerwehr bereits alarmiert.“ „Verdammt, ich hoffe, es ist nicht das Ehepaar Schaklou.“ Er gibt die Daten dem Streifenwagen, welcher der Unfallstelle am nächsten ist, weiter.
An der Unfallstelle angekommen, fällt ihnen sofort auf, dass es keine Brems- und Schleuderspuren gibt, nur eine durchbrochene Leitplanke. Die beiden sichern die Unfallstelle ab und gehen an die Stelle, an der das Auto die Leitplanke durchbrochen hat. Ohne ein Wort zu sagen, stehen sie am Abhang und warten auf die Rettungsdienste. Als sie die Sirenen von Feuerwehr und Rettung hören, beginnen sie den beschwerlichen Abstieg. Immer den Spuren folgend, die das abstürzende Auto hinterlassen hat, sehen sie von Weitem das zerstörte Autowrack am Rand der Schlucht. Vorsichtig nähern sie sich dem Wrack und sehen zwei leblose Körper im Auto liegen.
Es dauert nicht lange, und die Rettungsdienste sind vor Ort und beginnen mit der Untersuchung der Unfallstelle. Als feststeht, dass die beiden Verunglückten die Eltern von Simon Schaklou sind, werden zwei Beamte der zivilen Abteilung zu Simon geschickt, die ihm die traurige Nachricht überbringen. Sie bieten Simon an, ihn zur Unfallstelle zu bringen.
Am Unfallort angekommen, geht Simon zum Notarzt, um Informationen über die Todesursache zu erfahren. Der sagt ihm, dass sie vermutlich nach dem ersten Aufprall tot waren und nicht leiden mussten. Sobald die Obduktion der beiden abgeschlossen ist, würde er genauere Informationen bekommen. Wie in Trance geht Simon den steilen Abhang hinab zum Autowrack, um es sich anzusehen. In diesem Augenblick werden gerade seine Eltern in den Sarg gelegt.
Weinend sinkt Simon vor den beiden Särgen auf den Boden und beklagt das Unglück, bis ihn eine Frau vorsichtig an den Schultern fasst und von den Särgen wegdreht. „Dr. Mali“, stellt sich die Frau vor und reicht Simon die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Mit leerem Blick steht er vor ihr, umarmt sie und hofft, dass alles nur ein Traum ist. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis sie ihn von der Unglücksstelle wegführt, um sich mit ihm zu unterhalten. Aber Simon ist nicht nach Reden zumute und bittet die Ärztin ihn nach Hause zu fahren. Dr. Mali nickt, und die beiden machen sich an den mühevollen Aufstieg. Den steilen Abhang hinaufzuklettern und dabei die Spuren zu sehen, die das Auto beim Absturz hinterlassen hat, ist für Simon eine Qual, und seine Gedanken versuchen zu verstehen, wie und was da geschehen ist. Völlig außer Atem stehen sie am Straßenrand und sehen den Hilfskräften zu, wie sie ihre Arbeit machen. Simon geht die Straße entlang und kommt an die Stelle, an der sein Vater die Kontrolle über das Auto verloren hat. Er stellt sich hin und sieht sich den Straßenbelag an, sieht aber keine Brems- oder Schleuderspuren. „Warum an dieser Stelle? Die Kurve ist bekannt für Unfälle, wenn die Straße nass ist, aber sie ist trocken.“ „Ich weiß es nicht, Herr Schaklou, die Polizei wird den Unfall rekonstruieren müssen, um mit Sicherheit sagen zu können, was und wie es geschehen ist.“ Sie nimmt seine Hand, und ohne weitere Worte zu verlieren, gehen sie zum Auto.
Die Fahrt ist lang, und Simon fängt an zu erzählen, von seinen Eltern, was sie alles mit ihm unternommen haben, wie unbeschwert seine Kindheit war und dass es heute ein Gespräch über seine weitere Zukunft geben sollte. Sie hört aufmerksam zu, was er erzählt, unterbricht nur selten seinen Redefluss, so vergeht die Zeit wie im Flug, und man ist in Graz angekommen. Er erklärt ihr den Weg zur Wohnung, bittet sie mit rauf. Die beiden unterhalten sich noch eine Weile, und erst als er schläft, steht die Ärztin von seinem Bett auf und verlässt das Schlafzimmer. Bevor sie jedoch aus der Wohnung geht, sieht sie sich um und legt eine Visitenkarte auf den kleinen Tisch im Vorraum. Kaum dass sie draußen ist, läutet ihr Handy, und eine tiefe Männerstimme ist zu hören. Ein kurzes Ja, und: „Er vertraut mir, ich melde mich, wenn ich zu Hause bin“, lautet ihre knappe Antwort.
Es ist schon später Vormittag, als Simon wach wird und sich dazu aufrafft, aus dem Bett zu steigen, sich anzuziehen und zu frühstücken. Bei Verlassen der Wohnung sieht er die Visitenkarte auf dem kleinen Tisch liegen, liest sie, steckt sie in seine Hosentasche, geht in die Tiefgarage, steigt in sein Auto und fährt nach Judenburg, in das Schloss, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Seine Gedanken sind bei seinen Eltern, wie sie durch den Park gehen, spielen, Blödsinn machen, im Wald ein Baumhaus bauen. Wie er mit seinem Vater durch den ältesten Teil des Waldes zur Gruft gegangen ist. Stunden haben sie dort damit verbracht, den Stammbaum der Familie Schaklou zu lernen. Mit viel Geduld und Ausdauer hat sein Vater alle Fragen beantwortet; auch Geschichten und Vorkommnisse, die schon Jahrhunderte zurückliegen, hat er erzählt.
„Dorthin kehre ich nun zurück, und es wird wieder mein Zuhause sein.“ Simon sieht die Ausfahrt von Judenburg und schüttelt seinen Kopf. „Verrückt, ich war so in Gedanken, dass ich die Fahrt hierher nur als Passagier wahrgenommen hab. Es ist alles automatisch gegangen, wie von Zauberhand.“ Erst als er durch die Stadt, Richtung Schloss fährt, ist seine Konzentration wieder so, wie es sein soll.
Eine Kurve noch, und ein hohes, breites Tor aus Eisen ist zu sehen. Langsam bremst er ab und bleibt vor dem Tor stehen, holt die Fernbedienung raus, gibt den Code ein, und das Tor schwingt langsam zur Seite. Mit einem schlechten Gewissen, das ihn überkommt, fährt er die Straße durch den Wald rauf zum höchsten Punkt des Anwesens. An dieser Stelle angekommen, bleibt er stehen und sieht vor sich den riesigen Park und im hinteren Teil das Schloss, das im Stil der Spätromanik erbaut wurde. Simon fährt weiter, biegt aber nach einigen Metern ab und nimmt den Weg durch einen dunklen, mystisch anmutenden Wald. Vorbei an alten, riesigen Bäumen, die aussehen, als würden sie etwas bewachen, kommt er an die Stelle, wo der Wald in eine Lichtung übergeht. Inmitten dieser Lichtung erhebt sich das aus Carrara-Marmor erbaute Mausoleum der Familie Schaklou. Seine Eltern haben ihm immer gesagt, dass an diesem Ort eine „Magie“ herrsche, die einem Frieden, Kraft, Energie, aber auch Sorgen und Trauer nehmen könne. Simon steigt aus dem Auto, schließt seine Augen und lässt sich von der Stimmung, die hier herrscht, einfangen. Mit einem tiefen Atemzug öffnet er seine Augen und geht Richtung Mausoleum. Dort angekommen, bleibt er vor dem Eingang der Gruft stehen und liest den Spruch, der in den Marmor gemeißelt und vergoldet worden ist.

„Nicht der Glaube, sondern die Vernunft muss Richter sein, über alles, was im Menschen ist.“

Tränen bilden sich in seinen Augen und laufen über sein Gesicht, sein Blick geht Richtung Himmel, und dabei sinkt er langsam auf den Boden. „Ich bin der Letzte der Familie Schaklou“, beginnt er die Unterhaltung mit seinen Eltern. Seine ruhige Stimme weicht der Wut, der Trauer, dem Schmerz und dem nicht Wissen, wie es weitergeht. All das bringt ihn dazu, laut zu schreien, um seiner geschundenen Seele den Schmerz zu nehmen. In diesem Moment des größten Schmerzes spürt er, wie seine Mutter ihm über den Kopf streichelt, ihm sagt, dass alles in Ordnung ist und sie und sein Vater immer bei ihm sein werden. Dass eine junge Frau in sein Leben treten wird und er mit ihr ein schönes Leben haben wird. Er spürt, wie eine Energie der Liebe ihn einhüllt, seinen Körper durchdringt und ihm den Schmerz der Trauer nimmt. Er steht langsam auf, atmet tief ein und aus. „Sie sind bei mir und lassen mich nicht allein.“ Mit diesem Gefühl geht er, ohne sich umzudrehen, zu seinem Auto und fährt zum Schloss.
Sein Auto stellt er wie immer in der unterirdischen Garage, neben dem seiner Mutter, ab. Der Verbindungsgang von der Garage zum Schloss endet in der Eingangshalle und wird von einer schweren Sicherheitstür geschützt. Sein Herz schlägt wie wild, als er die Tür öffnet und in die Eingangshalle geht. „Meine Mutter hat mich immer mit Sehnsucht erwartet und ist mir entgegengekommen, hat mich an der Tür umarmt, geküsst, mir über den Kopf gestreichelt und mich ins Wohnzimmer geschickt. Ich musste ihr alles erzählen, was ich die vergangenen Wochen getan und erlebt habe.“ Nach wenigen Schritten in der Halle bleibt er stehen. Stille, keine Schritte, kein „Komm rein!“, keine Musik, die leise im Hintergrund zu hören ist, nur diese Ruhe. „Ich bin zu Hause, kann mir jemand helfen?“ Jetzt erst fällt Simon auf, dass keine Angestellten da sind, weder im Garten noch hier im Haus, kein einziger ist hier. Kopfschüttelnd geht er in sein Zimmer, legt sich ins Bett und sieht sich das Bild seiner Eltern an, das auf dem Kopfende seines Bettes steht.




Die Wochen vergehen, und Simon wird ungeduldig. Polizei und Gerichtsmedizin haben sich noch nicht gemeldet. Die Ungewissheit über den Hergang des Unfalls, die quälenden Fragen der Nachbarn, der Menschen auf der Straße, wie dieses schreckliche Unglück nur passieren konnte und wann die Beisetzung sei, zerren an seinen Nerven. Genau vier Wochen nach dem Unfall läutet es, und zwei Beamte, die Simon am Tag des Unfalls abgeholt haben, stehen vor dem großen schmiedeeisernen Tor. Mit zitternder Hand drückt Simon auf den Knopf, der das Tor öffnet. Mit einem mulmigen Gefühl geht er vor die Tür, um die Beamten zu begrüßen. Die Minuten bis zum Eintreffen der beiden Beamten scheinen sich in Stunden zu verwandeln. Seine Ungeduld wird größer, und endlich sieht er das Auto aus dem Wald kommen und sich dem Schloss nähern. Die Begrüßung ist kurz, und Simon bittet die beiden Beamten ins Schloss und weiter in die Bibliothek. Die beiden nehmen auf der Couch Platz und legen die Unterlagen vor sich auf den Tisch. Simon kann seine Ungeduld nicht mehr bändigen, bis einer der beiden was sagt, und beginnt mit seinen Fragen. „Wissen Sie schon, wie es geschehen ist, mussten sie leiden, oder waren sie sofort tot, war am Auto ein Defekt?“ Bevor er jedoch seine nächste Frage stellen kann, hat einer der Beamten seine Hand gehoben, um den Redefluss von Simon zu stoppen. „Herr Schaklou, nochmals unser aufrichtiges Beileid zum Ableben Ihrer Eltern. Ich werde versuchen alle Ihre Fragen zu beantworten, sofern es uns möglich ist. Wir haben die Spuren an der Unfallstelle ausgewertet, aber es bleiben einige Fragen offen, auf die wir keine Antwort finden. Beginnen wir mit den Fragen, auf die wir Antworten gefunden haben.
Unsere Rekonstruktion zum Hergang des Unfalls lässt darauf schließen, dass Ihr Vater mit einer starken Lichtquelle (Laser) geblendet wurde und deshalb die Kontrolle über das Auto verloren hat. In den Augen Ihres Vaters wurden dunkle Flecken festgestellt, die klare Spuren einer Blendung sind.
Die Überprüfung des Unfallortes und des Wracks hat uns gezeigt, dass jemand kurz nach dem Unfall beim Auto gewesen sein muss und Ihre Mutter, die nach dem Unfall noch gelebt hat, mit Schlägen auf den Kopf ermordet hat. Ihr Vater war zu diesem Zeitpunkt schon tot.
Wir haben unter dem Beifahrersitz eine leere Flasche Wodka gefunden, aber keine Fingerabdrücke auf der Flasche. Wir haben keine Handschuhe im Wrack gefunden, um sich das Fehlen der Fingerabdrücke erklären zu können.
Die Autopsie und die Blutproben haben ergeben, dass Ihre Eltern zum Zeitpunkt des Unfalls einen Alkoholspiegel von 1,8 Promille hatten;
dass die Bremsleitungen am Auto halb durchtrennt sind und es deswegen keine Bremsspuren und Schleuderspuren an der Unfallstelle gibt.“

Simon unterbricht den Beamten, denn er kann nicht glauben, was er da hört. Seine Eltern sollen betrunken gewesen und seine Mutter ermordet worden sein! „Meine Herren, ich muss Ihnen sagen, dass meine Eltern nie Alkohol zu sich genommen haben und schon gar nicht, wenn sie mit dem Auto unterwegs waren. Das kann und will ich nicht glauben.“ „Herr Schaklou, beruhigen Sie sich! Können Sie mir sagen, ob Ihre Eltern vor dem Unfall irgendwo gewesen sind, damit wir auch in diese Richtung ermitteln können?“ Er überlegt kurz und sagt den Beamten, dass sie nur bei einem Bekannten gewesen sein konnten, denn dort aßen sie immer zu Mittag, wenn sie auf den Weg zu ihm waren. Simon gibt den Beamten die Adresse und bittet sie nochmals, alles Mögliche daranzusetzen, herauszufinden, wer hinter dieser abscheulichen Tat stecke. Der zweite Beamte, der bis jetzt ruhig und still danebengesessen ist, gibt Simon die Papiere, die es ihm erlauben, seine Eltern zu beerdigen. „Sie müssen uns nur Bescheid geben, wann und wohin Ihre Eltern überstellt werden sollen“, sagt der Beamte. Die beiden sehen, wie schwer es Simon fällt, die Papiere entgegenzunehmen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stehen sie auf, nicken Simon zu und gehen zur Tür. Simon unterdrückt seine hochsteigende Wut und geht den Beamten hinterher. „Warten Sie, meine Herren! Es tut mir leid, dass mich meine Gefühle übermannt haben, aber was ich gehört habe, war in diesem Moment etwas viel auf einmal. Danke für Ihre sehr gute Arbeit, die Sie bis jetzt geleistet haben, und ich bitte Sie, dafür zu sorgen, dass der oder die ‚Mörder‘ gefunden werden.“
In den drei Tagen nach dem Besuch der Beamten hat Simon die Beisetzung seiner Eltern organisiert. Nachbarn und Freunde eingeladen und das Mausoleum vorbereitet. Pünktlich, wie vereinbart, kommen zwei schwarze Limousinen und zwei weitere Autos durch das große Haupttor und folgen dem Weg durch den Wald bis hin zum Mausoleum. Simon steht bei der Trauergemeinde vor dem Mausoleum, und sie sehen, wie die Autokolonne auf sie zukommt und vor dem Mausoleum stehen bleibt. Sechs Männer, die Simon zuvor benannt hat, gehen zu den Autos, um die Särge entgegenzunehmen, damit sie in die Gruft getragen werden können. Zur Überraschung aller gehen sechs Männer, die nicht zum Bestattungsunternehmen gehören, zu den Särgen und nehmen sie auf. Um die Trauerfeier nicht zu stören, gibt Simon den Männern, die er benannt hat, ein Zeichen, die Fremden gewähren zu lassen.
Die Männer gehen mit den Särgen in das Mausoleum, halten kurz vor dem Altar und dem Priester inne und gehen weiter in die Gruft, wo sie die beiden Särge auf die vorbereiteten Podeste stellen. So war das von Simon nicht geplant, und deswegen geht er ihn in die Gruft, um die Männer zu bitten die Särge wieder nach oben zu bringen, damit die Trauerfeier beginnen kann. Doch bevor Simon etwas sagen kann, erklärt ihm der älteste der Männer, dass diese Vorgangsweise dem Ritus des Lichtes entspricht, und sie verlassen die Gruft. Aber sie geben ihm zu verstehen, dass die Trauernden und der Priester in die Gruft kommen sollen. Simon geht hoch und bittet sie alle runter. Eine Unruhe mit Flüstern und Fragen, was das denn soll, vernimmt Simon, als sie sich in die Gruft begeben. Er stellt sich, wie ihm gesagt wurde, hinter die Podeste, auf denen die Särge stehen, und gibt dem Priester ein Zeichen, dass er nun anfangen könne. Der Priester beginnt seine Rede, in der er das Leben und Wirken von Erika und Franc Schaklou darstellt, die zwar nicht zum römisch-katholischen Glauben gehörten, aber doch sehr gläubige Menschen waren und sehr viel Gutes bewirkt haben. Mit Tränen in den Augen steckt jeder der Anwesenden eine rote Rose in eine Vase, die am Boden vor dem Marmorsockel steht, verbeugt sich und verlässt die Gruft.
Erst als die letzten Trauernden das Mausoleum verlassen haben, betreten die sechs Männer die Gruft. In einer Reihe stehen sie vor den Särgen und beginnen in einer Sprache zu beten, die Simon noch nie gehört hat. Diese Zeremonie dauert knapp eine Stunde und endet mit einer tiefen Verbeugung und dem Ablegen einer purpurroten Stola auf dem Sarg seines Vaters und einer weißen Stola auf dem Sarg seiner Mutter. Nach dieser ergreifenden Zeremonie verabschieden sich die Männer von Simon. Doch so schnell möchte Simon die Herren nicht wieder gehen lassen und bittet sie, ihm zu erklären, was dahintersteckt. Ein kurzer Blickkontakt unter den Herren erlaubt ihm das Wichtigste zu sagen. „Wir sind Mitglieder einer Gemeinschaft, deren Vorstand Ihr Vater war.“ „Welcher Gemeinschaft?“, fragt Simon, aber die Antwort ist nicht die, die er sich erwartet hat. „Herr Schaklou, wir werden Sie kontaktieren, trauen Sie niemandem, und bitte befolgen Sie die Anweisung, die Sie erhalten werden. Ihre Angestellten kommen erst wieder ins Schloss, wenn das Treffen stattgefunden hat. Sie sind etwas Besonderes und haben noch viel zu lernen, um die Aufgaben Ihres Vaters übernehmen zu können, nur so viel kann ich Ihnen sagen.“
Simon wartet, bis auch die Herren gefahren sind, und geht nochmals in die Gruft hinunter. Er begibt sich in die Mitte des Raums und beginnt mit seinen Eltern zu reden.

„Ihr zwei wurdet mir mit Gewalt genommen, ich konnte euch nicht mehr sagen, wie sehr ich euch liebe, aber ich weiß, dass ihr mich hört und über mich wacht. Mutter, Vater, ich bin euch dankbar, dass ihr so viel Geduld, Ausdauer, Verständnis und Liebe aufgebracht habt, um aus mir einen Menschen zu formen, der alle Tugenden hat, um in dieser Welt bestehen zu können. Ich habe manches nicht verstanden, was ihr mir gesagt oder beigebracht habt, aber jetzt ergibt das alles langsam einen Sinn. Nur eines habt ihr mir nicht gesagt, wie schwer es ist, seine Eltern zu verlieren, euch in diese Gruft zu legen und alleine zu sein. Mein Glaube und die Liebe an euch werden mich mein ganzes Leben begleiten. Entscheidungen werde ich mit bestem Wissen und Gewissen im Einklang mit der Familientradition treffen, um unseren Namen in Ehren zu halten. Das ist mein Versprechen, das ich euch gebe. Mutter, Vater, ich liebe euch.“
5 Sterne
Toll - 21.08.2019
Simon

Sehr gutes Buch!

5 Sterne
Spannend, interessant - 10.08.2019
Kocher Gabriele

Während dem lesen fühlt man sich mitten im Geschehen und kann fast nicht aufhören zu lesen.

5 Sterne
Die Magie des Perfecti - 01.08.2019
Helene Stammen- Lindner

Ich hoffe von diesem Autor auf ein weiteres so spannendes Buch

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