Lass da sagn

Lass da sagn

Mundartlyrik

Walter Siess


EUR 13,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 76
ISBN: 978-3-99064-113-2
Erscheinungsdatum: 12.06.2018
Walter Siess betrachtet in seinen Versen unterschiedliche Bereiche des Lebens. Die ausdrucksvolle Mundartdichtung lenkt den Blick nicht nur auf Augenfälliges, sondern sensibilisiert für Verborgenes und Unsichtbares, das detailreich beleuchtet wird.
Vorwort zum Band von Walter Siess



Als lokale oder regionale Sprachvarietät werden Dialekt oder Mundart in der Wissenschaft bezeichnet.

Dialekt selbst kommt aus dem Griechischen und bedeutet „mit jemandem reden“.

Die Dialektdichtung von Walter Siess geht weit darüber hinaus, denn er schafft es mit ihr, zu allen zu reden.
Vom Alltäglichen und Persönlichen werden seine poetischen Aussagen in wendiger Leichtigkeit ins Allgemeine gehoben.

Walter Siess schreibt vorwiegend in Innsbrucker Mundart, die in der bloßen Umgangssprache oft als derbes Idiom mit ziemlich rauem Klang erlebt wird.
Durch die poetische Gestaltung aber vermag der Autor diesen Dialekt zu einer aussagekräftigen, geschmeidigen, ja sogar eleganten Sprache zu erhöhen, die Gesellschaftskritisches, Schöngeistiges und Experimentelles in gleicher Weise zu formulieren weiß.

Die poetische Mundart von Walter Siess wird dadurch fast zu einer eigenen, in sich geschlossenen, aber nach außen hin kernig aufgeschlossenen Sprache, der das Humorige, das Komödiantenhafte, das Ironisierende, aber auch das hart Zupackende, Kämpferische und Rügende in ernsten Anliegen zu eigen ist.

Damit gelingt es dem Autor, der auch die Schriftsprache souverän beherrscht, sogar das scheinbar einengende Regionale zu sprengen, vor allem mit einem Reichtum an Klangfarben, der unmittelbar gefangen nimmt.

Den Versen von Walter Siess ist nichts fremd. So wird seine eindrucksvolle Dichtung genauso wie jede hochsprachliche Arbeit zum eigentlichen Sehorgan, mit der wir die äußerlich spektakuläre, aber auch die innerliche, unsichtbare Welt in bleibender Form wahrnehmen können.


Roland Jordan








gfühlsmäßig

gstraate weg sålzig weiß aus gfrorne
zeitn låssn hemdsärmlig ganslhaut trotzn
wenn bei kürzare schåttn auf mischtige
felda üba prålle gschichtn grås wåchst








fruahjåhr

eingfleischte stubmhocka spaziera gåschtgårtnsitza radlfåhra
und jogga opa muata kinda jå groaßfamilien griachn aus ihre
löcha ziagn di jaggn und ållahånd aus legn a wålzn au
schnupfn ultraviolett und bleibm bis zum schåttign end








åbsåm

jesus schwånkt inbrünschtig trågn von gståndne manda
hoachprozentig weniga ståndhåft bei leichtn fön
begleitn tråchtige blåsengl mit seltsåme hüat dass
nit lei kurze röck di tåg länga wean låssn








april

durch nåsse scheibm schaugn fråtzn aus da übafülltn
tram und auto muatn wia graue blechdosn mit gliahrate
augn regnnåss vaschmolzn mitn asphalt wo gståltn
vaschwimmen zwischn schwårze schirm








auwåchn

junghans trivox in ålla fruah vapickte
augn kaffee wa jetz grecht fliagsch
glei eini in tåg und morgn vielleicht








fertig

kam nia da tåg wod’ ålls
gschriebm wås isch wås weat
du bisch und zu dia kheat








mai

wollig’s einmottn seichte
gedånkn bei kurze röck ålte
gsichta scheen redn wås leicht’s








erkenntnis

windrådl draht im wind wenn a kålte front
di seitn wechslt fliagn gedånkn aus oana
åhnung ins fålsche ziel bis nimma kennsch ob’s
lei a traam wia lång da stoan es wåssa hebb

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