Durch die Angst

Durch die Angst

Markus Schnobrich


EUR 14,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 88
ISBN: 978-3-99064-643-4
Erscheinungsdatum: 17.09.2019
Neun Erzählungen über Ereignisse, die alles andere als normal sind. Im Laufe des Geschehens wird das Ganze zunehmend Angst einflößend für die handelnden Personen.
Irrfahrt

„Ich sagte doch, du hast dich wieder mal verfahren.“ Auf diesen Satz hatte Matt schon die ganze Zeit gewartet. „Dreh doch einfach um und wir übernachten in diesem Motel.“ Nach 10 Jahren Ehe wusste Matt, wenn er jetzt antwortete, gab es richtig heftigen Streit. Als er die Möglichkeit bekam, wendete er das Auto und Mary war zufrieden. „Endlich hörst du mal auf mich.“ 30 Minuten später standen sie auf dem Parkplatz. Natürlich war es kein 5-Sterne-Hotel, aber auch nicht völlig heruntergekommen. Bei der Rezeption befand sich niemand, nur eine kleine Klingel war da. Zuerst läutete Mary, dann Matt. Gemächlich schlenderte ein älterer Mann hervor. „Ein oder zwei Zimmer?“ Als ihm bewusst wurde, dass diese Frage unnötig war, gab er Matt den Schlüssel. Auf dem Zimmer legten sich beide nur noch ins Bett. Es war ein sehr langer Tag gewesen. Eigentlich hatten sie vor, Matts Eltern zu besuchen. Seine Mutter hatte in 5 Tagen Geburtstag. Maries Verhältnis zu ihr war nicht so toll, Matt zuliebe biss sie in den sauren Apfel. Am nächsten Morgen machten sie sich sofort wieder auf den Weg. „Eigentlich solltest du wissen, wie wir zu deinen Eltern kommen.“ „Niemand konnte wissen, dass sich auf der Autobahn eine riesige Baustelle befindet und wir deswegen umgeleitet wurden. Also sei jetzt endlich mal still, o. k.?“ Mary konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. „Wie redest du mit mir?“ „Noch ganz normal.“ Nun blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Bundesstraße zu benützen. Hauptsächlich fuhr Matt durch sehr viel Wald. Vereinzelt standen bewohnte Häuser und Hütten am Straßenrand. Beide sprachen kein Wort miteinander. Mary sah nur aus dem Fenster und Matt starrte geradeaus. Ihre Ehe läuft schon lange nicht mehr gut. Matt hat nur seinen Job im Kopf und Mary ist damit sehr unglücklich. „Was zum …?“ Das Auto blieb mit einem Ruck stehen. Beide flogen nach vorne. „Wahrscheinlich ein Motorschaden.“ Matt stand vor der offenen Motorhaube. „Na, ganz toll.“ Mary blieb auf ihrem Platz sitzen.„Und was machen wir jetzt?“ „Den Abschleppdienst rufen, was sonst?“ „Bis der kommt, is es stockdunkel.“ „Hast du eine bessere Idee?“ „Ja, wir hätten zu Hause bleiben sollen, dann wäre uns das alles hier erspart geblieben.“ „Jetzt geht das schon wieder los. Ich kann’s nicht mehr hören. Als wären deine Eltern sooo großartig.“ Matt hob theatralisch seine Arme. „Immerhin akzeptieren sie dich.“ Matts Eltern wollten Mary tatsächlich nie sonderlich. Vielleicht lag es daran, dass sie sich nie besonders aufbrezelte, während die Familie Pearson sehr wohlhabend war. „Diese ständigen Diskussionen helfen uns auch nicht weiter. Dann machen wir uns auf den Weg zum nächsten Ort und übernachten dort.“ Widerwillig stieg Mary aus und sie gingen hintereinander die Straße entlang. Vor Einbruch der Dämmerung waren sie in einer Ortschaft namens „Ravensville“ angelangt. Die Gegend war menschenleer, zumindest wirkte sie so. Matt und Mary gingen langsam auf der Hauptstraße und sahen sich immer wieder unbehaglich um. Vereinzelt öffneten sich schließlich doch kurz einige Fenster, um gleich wieder geschlossen zu werden. „Bist du dir ganz sicher, dass wir hier übernachten sollten?“ „Haben wir eine andere Möglichkeit?“ „Nicht wirklich.“ Mary befiel ein sehr ungutes Gefühl. Fast am Ende des Ortes befand sich doch eine kleine Pension. Nach längerem Überlegen traten schließlich beide durch die Eingangstür. Niemand befand sich im Foyer. Es war totenstill. Die Rezeption war ebenfalls nicht besetzt. „Wir müssen hier übernachten. Nehmen uns einfach ein Zimmer und bezahlen eben morgen.“ „Hier ist es aber nicht sehr gemütlich.“ „Dann geh doch zum Auto zurück.“ Mary war inzwischen sehr wütend. „Nichts lieber als das.“ Die Nacht verbrachten sie in getrennten Zimmern. Direkt nach dem Aufstehen rief Matt den Autonotdienst, danach ging es zurück zum Auto. Sie trauten ihren Augen nicht. „Wo ist das Auto? Bist du dir sicher, dass wir hier stehen geblieben sind?“ „Natürlich, siehst du nicht die Ölspur?“ Tatsächlich befand sich direkt vor ihnen eine kleine Lache. „Also mich bringt niemand mehr in dieses Kaff.“ „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Straße weiterhin entlangzugehen.“ Nach 2 Stunden spazieren, ohne ein einziges Wort miteinander gesprochen zu haben, entdeckten beide einen schmalen, leicht verwilderten Waldweg. Da sie schon sehr müde waren und Hunger hatten, beschloss Matt, diesen Weg einzuschlagen. Mary folgte ihm. Immer wieder mussten sie Zweige und Äste beiseitebiegen, um weiterkommen zu können. Nach mehreren Metern sahen sie eine kleinere Lichtung mit vier weiteren Wegen. Sie entschieden sich für den zweiten. Am Ende befand sich eine kleine, dem Anschein nach verlassene Holzhütte. Bedächtig näherten sich beide einem der verstaubten Fenster. Obwohl beide Hände über den Augenbrauen, konnten sie nicht erkennen, was sich im Inneren befand. „Was zum Teufel macht ihr denn da?“ Erschrocken fuhren Matt und Mary herum. Es war der Portier vom Motel. „Hände hoch! Sonst knall ich euch beide ab!“ Er hielt ein Gewehr auf sie gerichtet. „Wir wollten nicht einbrechen. Es is nur so, dass zuerst unser Auto kaputt ging und dann sogar spurlos verschwand.“ „Ja ja. Ich kenn solche Leute und ihre Ausreden. Ihr Durchreisenden seid doch alle gleich. Wegen euch wurde Ravensville eine Geisterstadt. Nur Plünderer. Wahrscheinlich steht euer Auto direkt neben der Hauptstraße. Beschwichtigend senkte Matt seine Arme. „Nein. Wirklich. Wir schwören bei Gott. Wollen einfach nur zu meinen Eltern und haben uns verfahren. Sie kennen uns doch noch vom Motel. Haben für eine Nacht bei ihnen eingecheckt.“ Der Mann stutze und runzelte seine Stirn. „Stimmt, jetzt, wo sie’s sagen.“ Er senkte die Waffe Richtung Boden. „Tschuldige, mein Hirn arbeitet nicht mehr so, wie es sollte. Kann mir Gesichter leider nicht merken. Kommen Sie, ich mach Ihnen was zu Essen.“ Von innen sah die Hütte nicht schlecht aus, sie war sogar sehr gemütlich und geräumig. Matt und Mary bekamen jeweils einen Teller voller Fleisch und Gemüse. Da sie bereits sehr hungrig waren, aßen sie alles auf. Danach bot er ihnen noch etwas zu trinken an. „Sie leben ja ziemlich weit weg von Ihrer Arbeit.“ „Ja, und das is auch gut so. Bin froh, meine Ruhe zu haben.“ Mary gähnte. „Darf ich fragen, wie Sie heißen?“ „Nennen Sie mich einfach Billy.“ Zeitgleich stand er auf und räumte das Geschirr in die Küche. Unbemerkt begann er zu grinsen. Als er in das Zimmer zurückkam, schliefen seine Gäste bereits tief. Sehr langsam erwachte Mary wieder. Als sie sich umsah, traute sie ihren Augen nicht. Das konnte doch nicht wahr sein … Auch Matt wurde fast zur selben Zeit wach und konnte ebenso nicht fassen, wo er sich befand.Währenddessen hackte Billy vor der Hütte Holz. Er war zufrieden, wenngleich er wieder mal nicht fassen konnte, wie naiv die Leute doch waren. Ihm war es einerlei, so ersparte er sich viel unnötigen Stress. Matt wollte aufstehen, doch die Fesseln an seinen Füßen hielten ihn zurück. Er war an eine Eisenstange gekettet. Viel war nicht zu erkennen, aber es sah ganz so aus, als wäre er in einem Keller. Mary bemühte sich ebenfalls, aufzukommen, teilte aber dasselbe Schicksal wie Matt. Doch sie war an einem anderen Ort.Obwohl es nicht das erste Mal war, liebte Billy dieses Spiel immer noch sehr. Mehr noch, es erregte ihn geradezu. Matt kramte in seinen Hosentaschen und zog erleichtert sein Smartphone heraus. Nein, es war nicht seines. Er stutzte. Nachdem er sonst nichts fand, ging Matt das Kontaktbuch durch. Es war nur eine Nummer gespeichert. Plötzlich läutete es. Mary schreckte zusammen. Das Klingeln kam aus ihrer hinteren Hosentasche. Sie zog ebenfalls ein fremdes Smartphone heraus und starrte die fremde Nummer an. „Hallo?“ „Mary?“ „Matt? Ja, ich bin’s. Was is passiert?“ „Keine Ahnung. Wo bist du?“ „Weiß ich nicht. Sieht aus wie eine Höhle, und du?“„In einer Art Keller. Oder Brunnen. Zu dunkel, als dass ich Genaueres erkennen kann.“ „Wo is dieser Billy?“„Wenn ich das wüsste.“ „Wir müssen …“ „Mary? Bist du noch da? Verdammtes Handy!!“ Die Verbindung war unterbrochen. Das lag nicht am fehlenden Empfang oder leeren Akku. Dafür war etwas ganz anderes verantwortlich. Als Matt registrierte, dass er, aus welchem Grund auch immer, Mary nicht mehr hören konnte, wollte er das Smartphone in seiner ersten Wut gegen die Wand werfen. Im letzten Moment nahm er sich zusammen und steckte es wieder weg. Mary war auch sehr wütend und enttäuscht, nichts mehr von Matt hören zu können. Doch im Gegensatz zu Matt hatte sie sich gleich unter Kontrolle und verwahrte das vielleicht doch noch nützliche Gerät. Gespannt beobachtete Billy das Geschehen, immer wieder vom linken zum rechten Monitor blickend. Er grinste. Alles verlief nach Plan. Eines war Matt klar, er musste sich von diesen Fußfesseln befreien. Mehr zufällig sah er rechts von sich am Boden liegend eine metallene Säge. Ein paar Schritte konnte er darauf zu machen, doch als die Kette gespannt war, fehlten noch immer ein paar Zentimeter. „Verdammt, das kann doch nicht wahr sein!“ Matt fluchte laut, legte sich flach auf den Boden und streckte seinen gesamten Körper so gut es ging. Zwei Zentimeter fehlten den Fingerspitzen zu dem Griff der Säge. Seine Stirn landete enttäuscht im staubigen Boden. „Aaaaaaaaah!! Zum Teufel …“ Doch dann hatte er plötzlich eine Idee. Matt zog sein Smartphone heraus und versuchte damit, die Säge heranzuziehen. Im Gegensatz zu Matt kam Mary nicht auf den Gedanken, sich zu befreien. Stattdessen saß sie auf dem Boden, an der kalten Wand lehnend. Ihre Gedanken gingen kreuz und quer durcheinander: „Wie konnte das alles passieren? Warum sind Matt und ich gefangen? Was sollte das Ganze überhaupt?“ Mit aller Kraft versuchte Mary, ihre Gedanken zu ordnen und sich zu beruhigen. „Panik hilft uns jetzt nicht weiter.“ Auch mit dem Handy schaffte es Matt nicht auf Anhieb, die Säge zu erreichen, doch nach ein paar Versuchen schaffte er es endlich. Zum Glück waren die Fußketten relativ dünn. Trotzdem musste er 2 Stunden ununterbrochen sägen, damit er endlich freikam. Völlig erschöpft blieb er noch 30 Minuten auf dem Boden und an die Wand gelehnt sitzen, obwohl er insgeheim wusste, es durfte keine Minute vergeudet werden. Damit hatte Billy nicht gerechnet. „Nicht schlecht, nicht schlecht.“ „Wo bin ich hier?“ Dieser Gedanke wanderte ständig durch Marys Kopf. Sie ging die Mauer entlang, soweit es eben ging, tastete mit den Händen, drückte an manchen Steinen. „Irgendwie muss ich doch aus diesem Raum kommen können.“ Und noch etwas kam ihr komisch vor: „Da is doch immer wieder ein leichter Luftzug.“ Auch dieses beklemmende Gefühl des Beobachtet-Werdens lässt sie nicht los. Nun hatte Matt genug Kraft, um den Raum auch näher inspizieren zu können. Aufgrund der Dunkelheit konnte er noch immer nichts Genaueres erkennen, deswegen schaltete er die Taschenlampe des Smartphones ein und leuchtete den Raum aus. Da war ein Gang …So fieberhaft Mary auch überlegte, fiel ihr beim besten Willen nicht ein, wie sie sich befreien könnte. Die Fesseln waren zu dick und sonst hatte sie kein Hilfsmittel erkennen können, um freizukommen. „Darf nur nicht in Panik geraten.“ Das sagte sie sich immer wieder vor. „Solang ich Sauerstoff bekomm, kann mir nichts passieren.“ „Noch bekommst du ihn, Lady.“ Billy lachte laut auf. Matt blickte auf das Display. Er hatte genug Akku. „Hoffentlich is dieser Gang bald zu Ende.“ Es war eine Art Kana­lisation, und doch ein wenig anders. Matt hatte zuvor noch nie Ähnliches gesehen. Das alles kam ihm wie ein einziger Albtraum vor. In seiner Hand klingelte es erneut. „Ja?“ „Matt!! Endlich funktioniert es wieder!!“ „Mary!! Gott sei Dank!! Geht es dir gut?“ „Bin noch immer gefesselt.“„Ich konnte mich befreien. Befinde mich gerade hier in einem verwinkelten Gang.“ „Bitte, befrei mich, Matt!!“ „Natürlich, Mary. Ich liebe …, Mary? Scheiße, verdammt!!“ Die Verbindung war wieder unterbrochen. Es war nicht Mary, mit dem Matt telefonierte. Sie konnte nicht nur herumsitzen und auf ein Wunder hoffen. Mit aller Kraft versuchte Mary, einen Stein aus der Wand zu kratzen. Bei dem Versuch brachen zwei Nägel, doch zumindest ein kleiner Brocken sprang dabei heraus. Achselzuckend begann Mary, auf die Ketten einzuschlagen. „Besser als nichts“, dachte sie sich. Immer wieder bearbeitete sie die Ketten. Falls es tatsächlich funktionieren würde, hätte sie zwar weiterhin die Fesseln an den Knöcheln, doch das wäre das geringste Übel. Zu riskant, da könnten die Knöchel brechen. Die Frau fing an, Billy immer mehr zu überraschen. „Na dann gehen wir eben zu Plan B über.“ Nach einigen Minuten schwitzte Mary bereits ordentlich. Ihr kam es so vor, als bekäme sie immer weniger Sauerstoff. Diese Anstrengung war Mary ganz und gar nicht gewöhnt. Alle Hausarbeiten erledigte bisher immer Matt. Jetzt begann sie, dieses zu schätzen. Sie beendete kurz ihr Unterfangen und musste unwillkürlich grinsen. Wie Matt immer stolz war, nachdem er ein klitzekleines Holzregal zusammengebaut hatte. Oder auch nur einen Nagel in die Wand geschlagen hatte, geschweige denn mit dem Bohrer. Da benahm er sich danach immer wie Superman. Sie konnte nicht verstehen, wie es zwischen ihnen scheinbar plötzlich zu kriseln beginnen konnte. Das war noch stark untertrieben. Mehr als einmal überlegte Mary, sich scheiden zu lassen. Matt hatte sie nie geschlagen, doch ihre Streitereien, hauptsächlich wegen Kleinigkeiten, waren teilweise sehr heftig. Und jetzt saß sie hier in einer Art Höhle, an zwei Ketten gefesselt, nichts als einen kleinen Felsbrocken in der Hand. Während Mary ganz in ihren Gedanken versunken war, überlegte Matt, welchen der vier Gänge er weiter entlanggehen sollte. Da hörte er weit entfernt einen Schrei. Seiner Meinung nach aus dem zweiten Gang. Hastig betrat er ihn. Am Ende befand sich eine versperrte Holztür. „Maaaatt!! Hiiiiiilfeeeee!!“ Das war eindeutig Mary hinter dieser Tür. „Mary!! Ich bin hier!! Vor der Tür!! Gleich bei dir!!“ Mit der Schulter voraus, nahm Matt Anlauf und krachte mit voller Kraft dagegen. Beim dritten Versuch gab die Tür schließlich doch nach und er flog in den Raum. Mit Schmerzen stand Matt auf und sah sich verwirrt um. Keine Mary weit und breit. In der Mitte des Raumes befand sich lediglich ein Tisch mit Radio darauf, aus dem weiterhin Marys Stimme kam. Matt schrie verzweifelt: „Was soll diese ganze Scheiße hier? Wer auch immer dafür verantwortlich is. Wieso hörst du nicht auf damit?“ Mary zwang sich, weiterzumachen, obwohl sie immer weniger Luft bekam. Nach 30 Minuten brach zumindest die erste Kette. Einerseits war Mary erleichtert, andererseits viel zu müde, um weitere Versuche unternehmen zu können. Matt stürmte aus dem leeren Raum zurück zu der kleinen Halle. „Die einzige Chance“, dachte er, „besteht darin, alle Gänge nach Mary abzusuchen.“ Jetzt entschied er sich für den ersten Gang. Während er lief, schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. „Wie sehr hatte er Mary doch all die Jahre geliebt. Wenn sie ihn mit ihrem bezauberndsten Lächeln anlachte, nachdem sie davor seine Lieblingskekse weggegessen hatte.“ Matt hatte unzählige schöne Erinnerungen. Er bekam nicht mit, dass der Gang zu Ende war. Mit voller Wucht rannte er gegen eine weitere verschlossene Tür. Diesmal konnte er Mary nicht hören. Gespannt beobachtete Billy die Szenerie. „Du wirst dich beeilen müssen, lieber Matt.“ So sehr Mary es auch versuchte, sie konnte einfach nicht mehr weitermachen, auf die Kette zu schlagen. Viel zu erschöpft war sie, bekam fast keine Luft mehr. Außerdem war sie sehr durstig. Mittlerweile waren zwei Tage vergangen ohne gegessen und getrunken zu haben. Am Boden machte Mary es sich möglichst bequem und wollte plötzlich nur noch schlafen. „Ja, du hast genug gekämpft. Jetzt ruh dich aus und warte, bis dich dein Göttergatte leblos findet.“ Irgendwie schaffte Matt es, auch diese Tür aufzubrechen. Was er dieses Mal sah, ließ ihm den Atem stocken. In der hinteren Ecke war ein menschliches Skelett. Besser gesagt, es saß dort. Am rechten Bein befand sich eine rostige Kette, die in der Mauer eingeschweißt war. Mit einem Schlag verstand Matt. In einem der vier Räume musste Mary sein. Wenn er sie nicht bald fand … Tief in seinem Inneren wusste Matt, dass keine Zeit mehr blieb, beide übrigen Gänge abzusuchen. War es der dritte oder vierte? Unschlüssig stand er davor und betrachtete beide verzweifelt. Seine Beine gaben vor Erschöpfung nach. Matt kniete am Boden und schlug die Hände auf sein Gesicht. „Oh mein Gott. Das darf doch alles nicht wahr sein.“ Er musste bitterlich weinen. Ein paar Sekunden später sprang er wieder auf. Wie konnte er nur so dumm sein … Ihr beider Hochzeitstag ist der 4. August. Eigentlich hatten sie den 4. Juli geplant gehabt, doch das war wegen des Unabhängigkeitstags aus organisatorischen Gründen nicht möglich gewesen. Alle Energie zusammennehmend, sprintete Matt den Gang entlang. Es kam ihm so vor, als würde der Weg länger statt kürzer werden. Verschwommen konnte er dann doch endlich in einigen Metern Entfernung eine Tür erkennen. Diesmal war es eine Stahltür, dazu noch mit einem Eisenriegel versperrt. Dieser war relativ leicht zu entfernen. Diente anscheinend nur dazu, nicht von innen rauszukommen. Ratlos und hektisch sah Matt sich um und erkannte eine Art Speer in einer Nische lehnen. Damit versuchte er, das Schlüsselloch zu knacken. Zum Glück dauerte es nicht so lange und die Tür ließ sich mit großer Anstrengung aufdrücken. Nachdem sich Matt durch den Spalt gezwängt hatte, sah er endlich Mary. Sie lag leblos im hinteren Teil des dreckigen Raumes. Matt setzte sich zu ihr und legte ihren Kopf auf seinen Oberschenkel.„Mary!! Mary!! Wach auf!!“ Er gab ihr mehrere Klapse auf die Wange und begann mit Mund-zu-Mund-Beatmung. „Oje, oje. Du kommst zu spät. Konntest deine geliebte Frau leider nicht retten.“ Billies Stimme hallte durch den Raum. Überrascht blickte Matt auf. „Du dreckiges, mieses Schwein!!“„Wer hier wohl das wahre Schwein is. Hab ich deine Ehefrau so mies behandelt oder du? Nun, ab sofort bleibt dir das erspart, denn jetzt bist du alleine. Ha, ha, ha!!“ „Was bist du nur für ein beschissener Psychopath!! Ich bring dich um!!“ „Dazu wirst du keine Möglichkeit mehr bekommen. Ihr seid 100 Meter unter dem Erdboden und in 10 Minuten sprenge ich alles in die Luft. Bye, bye!!“ Ein lautes Knacken ertönte und von Billy war nichts mehr zu hören. Stöhnend öffnete Mary die Augen und sah Matt verwundert und erleichtert an. „Du hast mich gefunden.“ „Mary!! Du lebst!!“ Impulsiv küsste er sie auf die Stirn. „Komm, wir müssen schnell raus hier. Dieser Irre will uns in die Luft sprengen.“ „Was … wer?“ „Dieser Billy. Er is krank.“

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