Der kleine Wurzelzwerg und seine Abenteuer

Die Geschichte vom kleinen Wurzelzwerg

Vor vielen, vielen Jahren gab es ein kleines Dorf, das von einem schönen Wald umgeben war. Alle Kinder gingen so oft sie konnten gern dorthin, um miteinander zu spielen.

Sie trafen sich dann unter einer alten, großen, dicken Eiche. Auf der Eiche saßen immer drei Vögel. Sie hatten überhaupt keine Angst mehr vor den Kindern und blieben einfach auf den Zweigen sitzen. Die Mädchen und Jungen waren immer fröhlich und hatten viel Spaß.

Inzwischen war das Weihnachtsfest vergangen. Einige Kinder hatten einen neuen Holzschlitten bekommen und hätten ihn zu gern ausprobiert. Aber leider hatte es noch nicht geschneit.

Im Wald leuchtete überall das Moos wie ein großer, grüner, weicher Teppich. Die Nadelbäume waren ebenfalls grün, mit einem dunkelbraunen Stamm. Nur die Laubbäume hatten keine grüne Farbe. Bei ihnen sah man nur den braunen Baumstamm mit seinen braunen Zweigen.

Unter der alten, großen, dicken Eiche lebte ein kleiner Wurzelzwerg. Er war für die Kinder unsichtbar.

Der kleine Zwerg dagegen konnte die Kinder sehr gut sehen und verstehen. Er kannte sie alle und er hatte sie sehr gern. Dem kleinen Zwerg gefiel es, wenn die Kinder alle so fröhlich miteinander spielten. Das machte ihm selbst auch so richtig gute Laune. Er war fröhlich in seinem Wald.

Doch eines Tages merkte er, dass die Mädchen und Jungen traurig wurden. Sie schauten zum Himmel und ein kleiner Junge sagte schließlich: „Ich wünsche mir so sehr, dass es endlich einmal schneit!“

Darauf stimmte gleich ein zweites Kind mit ein und rief: „Ach ja, das wäre schön, dann könnten wir unsere Schlitten ausprobieren!“
Nun redeten alle durcheinander. Sie stellten sich vor, wie sie mit ihren Schlitten zum kleinen Berg neben der alten, dicken, großen Eiche ziehen würden.

Das hörte auch der kleine Wurzelzwerg. Er sagte sich: „Ja, das wäre bestimmt richtig toll für die Kinder. Vielleicht kann ich ihnen helfen!“ Am Abend waren alle Kinder inzwischen zu Hause und schliefen schon längst in ihren Betten.

Dem kleinen Zwerg ließ der Wunsch, den er gehört hatte, keine Ruhe. Er wollte unbedingt, dass es schneit. Deshalb ging er in der Nacht auf diesen Berg im Wald und nahm auch seine Zauberwurzel mit.

Eine alte Eule hatte ihm einmal erzählt, dass er mit dieser Wurzel zaubern kann, wenn er etwas Gutes tun möchte und ganz fest daran glaubt.

Der kleine Zwerg stand nun auf dem Berg und nahm die Wurzel in beide Hände. Er hob sie nach oben in die Luft und sagte: „Ich wünsche mir, dass es jetzt so viel schneit, dass die Kinder morgen Schneemänner bauen und mit dem Schlitten fahren können.“
Dann wurde der Zwerg lauter und rief: „Ich wünsche es ganz doll!“ Es dauerte nicht lange, da fing es tatsächlich an zu schneien. In großer Menge fielen dicke Schneeflocken herab. Sie setzten sich auf die Bäume, auf den Berg, auf das Moos und überall, wohin man sah.

Der Zwerg jubelte und sprang vor Freude in die Luft. Danach brachte er die Zauberwurzel wieder in seine kleine Höhle unter der alten, großen, dicken Eiche.
Der kleine Wurzelzwerg legte sich danach hin, dachte noch einen Augenblick an die vielen Schneeflocken und schlief ein.

Inzwischen war es morgens und es schneite immer noch. Alle Kinder, die aus dem Fenster schauten, konnten es kaum fassen. Die weißen Schneeflocken hatten alles mit einem prächtigen weißen Kleid oder einer weißen Haube geschmückt. Es sah so schön aus!

Natürlich trafen sich an diesem Tag die Mädchen und Jungen mit ihren Schlitten auf dem Berg im Wald.
Der Zwerg wurde vom Lachen der Kinder geweckt. Er stand schnell auf und schaute hinaus in den Wald. Alle Mädchen und Jungen waren in den Wald gekommen. Sie hatten sich warm angezogen und freuten sich riesig. Die Kinder und auch der kleine Wurzelzwerg staunten über den wunderschönen Winterwald.
Sogar die drei Vögel saßen zusammengekuschelt auf ihrem Zweig und beobachteten die fröhlichen Kinder im Schnee.

Zwei Geschwisterkinder sahen etwas traurig aus. Sie besaßen keinen Schlitten. Doch der kleine Kurt bemerkte es. Er sagte: „Kommt, ihr zwei, nehmt gern meinen Schlitten. Ich kann bestimmt mit Emil fahren!“
Emil hörte, was Kurt sagte. Er blickte auf und nickte ihm freundlich zu. Schnell und kreischend sausten die Kinder immer wieder den Berg hinunter. Welch ein Spaß!

Es schneite weiter. Die Flocken tanzten sachte vom Himmel herunter. Wenn man ganz genau hinsah, entdeckte man viele kleine, zarte, glitzernde Sternchen.
…